Nu Octantis: Unmöglicher Planet schlängelt sich durch enge Passage

Im Sternsystem ν Octantis (latinisiert Nu Octantis) gibt es einen Planeten zwischen zwei Sternen. Dabei sollte dieser theoretisch gar nicht existieren. Die neusten Messungen eines Forschungsteams(öffnet im neuen Fenster) der Canterbury-Universität in Neuseeland und von der Universität von Hongkong wies den bisher unbekannten Planeten nach.
Bisherige Messungen des Sternenlichts von Nu Octantis zeigen, dass es sich um zwei Sterne handelt. Der kleinere umkreist den größeren dabei in einem sehr engen Abstand - dieser ist geringer als die Entfernung zwischen unserem Jupiter und der Sonne. Zudem wandert der kleinere Stern retrograd, also rückwärtsgewandt, um den größeren Stern.
Nu Octantis: Aus einem Duo wird ein Trio
Das System liegt etwa 70 Lichtjahre von der Erde entfernt, und den helleren der beiden Sterne kann man von der Südhalbkugel aus sogar mit bloßem Auge betrachten. Für ihre aktuelle Forschungsarbeit hat das Team das Licht des Systems genauestens untersucht, um leichte, in regelmäßigen Zyklen auftretende Farbverschiebungen festzustellen.
Dabei wurde ein leichtes Wackeln entdeckt, das wahrscheinlich von einem Planeten kommt, der rückwärts zwischen den beiden Sternen hindurchwandert. Das galt bisher als unmöglich. Doch mit dem Harps-Spektrografen am 3,6-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte Eso in Chile konnte das Team feststellen, dass sich ein Planet in regelmäßigen Abständen immer wieder durch den engen Korridor zwischen beiden Sternen hindurchbewegt.
"Wir sind uns ziemlich sicher, dass [der Planet] echt ist, denn wenn es sich um so etwas wie stellare Aktivität handeln würde, sollte es in den jahrelangen Daten nicht so beständig sein" , teilt der Studienautor Man Hoi Lee (Universität Hongkong) mit(öffnet im neuen Fenster) .
Unmögliche Entstehungsgeschichte - und dennoch gibt es zwei Erklärungen
Bei dem kleineren der beiden Sterne scheint es sich zudem um einen Weißen Zwerg zu handeln. Das ist ein Stern am Ende seines Lebenszyklus, der seine äußere Schicht bereits abgesprengt hat und dessen übrig gebliebener Kern jetzt weiter vor sich hin glimmt. Für diese Erkenntnis zog das Team das Very Large Telescope der Eso, ebenfalls in Chile, zur Hilfe.
Das verkompliziert die Theorie hinter der Entdeckung des Planeten laut Lee jedoch. Nu Octantis als Dreiergespann sei nach mathematischen Modellen der Vergangenheit unmöglich. Der Planet konnte nicht durch den ohnehin schon engen Korridor wandern, als der andere Stern noch jünger, heller und vor allem größer war.
Entweder umkreiste der Planet beide Sterne gleichzeitig und änderte seine Umlaufbahn radikal, als einer der beiden Sterne zu einem Weißen Zwerg wurde. Oder der Planet entstand aus der Masse, die der Stern bei seiner Umwandlung ausstieß.
Künftige Beobachtungen und noch mehr mathematische Modellierung können vielleicht klären, welches dieser Szenarien wahrscheinlicher ist, aber beide seien ziemlich neu, sagt Lee.
Zur Studie
Die Studie wurde am 21. Mai 2025 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht: A retrograde planet in a tight binary star system with a white dwarf(öffnet im neuen Fenster) (Ein retrograder Planet in einem engen Doppelsternsystem mit einem Weißen Zwerg).



