NSA: "Sie sammeln so viele Nummern, wie sie können"

Seit dem Kalten Krieg hörten US-Geheimdienste Telefonate in verfeindeten und befreundeten Ländern von Regierungsmitgliedern und namhaften Politikern ab. US-Diplomaten sammelten dafür so viele Telefonnummern wie nur möglich, berichtet die New York Times.

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Eines der neuen Rechenzentren der NSA in Bluffdale, Utah
Eines der neuen Rechenzentren der NSA in Bluffdale, Utah (Bild: George Frey/Getty Images)

Nicht nur die Telefonate deutscher Politiker wurden regelmäßig von der NSA seit dem Kalten Krieg abgehört. US-Geheimdienste versuchten, in jedem Land möglichst viele Informationen von den dortigen Entscheidungsträgern zu sammeln, berichtet die New York Times. Die Telefonnummern lieferten unter anderem die US-Diplomaten. Als wichtig erachtete Mitschnitte würden auch gespeichert, oft über Jahre hinweg. Die NSA erweitere auch deshalb ihre Rechenzentren fortlaufend, um genügend Speicherkapazität für diese Daten bereitzuhalten. Ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter beschreibt der Zeitung das System als "Geheimdienstapparat mit einem großen Hunger und einer immer weiter wachsenden Fähigkeit der Datenspeicherung." Metadaten spielten in erster Linie bei der Terroristenfahndung eine Rolle, der Inhalt abgehörter Telefonate würde meist aufgezeichnet, um an politisch relevante Informationen zu kommen.

Die Telefonnummern - Festnetz oder Mobil - der zu überwachenden Politiker im Ausland würden meist von den dort arbeitenden Diplomaten weitergereicht. Das gelte nicht nur für Regierungsvertreter, sondern auch für die Führung von Oppositionsparteien oder hochrangige Berater. "Sie sammeln so viele Telefonnummern, wie sie können", sagte ein ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter der New York Times.

Geheimdienste mit riesigem Informationshunger

Die Informationen werden dem Bericht zufolge von den NSA-Analysten aufgearbeitet und in der politischen Hierarchie weitergeleitet, in der Regel an die Sicherheitsberater des Präsidenten. Angela Merkel sei seit 2002 eine Zielperson der Geheimdienstler gewesen, schreibt die New York Times, lange bevor sie überhaupt als mögliche Kanzlerin gehandelt wurde. Die NSA habe bereits im Kalten Krieg ausländische Politiker überwacht, egal ob sie Verbündete oder Feinde waren. Allerdings hätten Informationen aus befreundeten Ländern eine niedrigere Priorität als die aus verfeindeten Ländern oder über mögliche Terroristen. Das wird in dem "National Intelligence Priorities Framework" festgehalten, das der US-Präsident abzeichnet und das regelmäßig aktualisiert wird.

Dass die Geheimdienste der einzelnen Nato-Länder mit der NSA bei der Überwachung kooperieren, hat zumindest die französische Regierung zurückgewiesen. NSA-Chef Keith Alexanders Dementi sei wenig glaubwürdig, sagte die Regierungssprecherin Najat Vallaud-Belkacem.

Vor wenigen Tagen hatten Geheimdienstmitarbeiter im Gespräch mit erstaunten italienischen Abgeordneten des Geheimdienstausschusses Copasir bestätigt, dass sich die NSA einen "kompletten Überblick über die Kommunikation von und in die USA aus Italien für die Terrorbekämpfung" verschaffe.

Für weitere Hintergründe zur NSA-Affäre aktualisiert Golem.de fortlaufend diese beiden Artikel:

Chronologie der Enthüllungen

Glossar zur NSA-Affäre

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