NSA-Affäre: Täglich Hunderttausende Kontaktadressen gesammelt

Die NSA greift massenhaft E-Mail-Adressen und Kontakte aus Buddy-Listen ab. Täglich sollen es mehrere Hunderttausend Daten sein. Die NSA kooperiert dabei mit ausländischen Geheimdiensten und Telekommunikationsfirmen.

Artikel veröffentlicht am ,
Die NSA sammelt täglich Hunderttausende von E-Mail-Adressen weltweit.
Die NSA sammelt täglich Hunderttausende von E-Mail-Adressen weltweit. (Bild: NSA/Washington Post)

Dass die NSA Metadaten von Verdächtigen weltweit abgreift, ist nicht neu. In welchem Ausmaß und mit welcher Willkür das geschieht, zeigen jedoch jetzt veröffentlichte Dokumente aus dem Fundus des NSA-Whistleblowers Edward Snowden. Demnach soll die NSA an einem einzigen Tag im Jahr 2012 fast 700.000 E-Mail-Adressen aus dem globalen Internetverkehr gesammelt haben. Jeden Tag sollen auch etwa 500.000 Buddy-Listen von Chatprogrammen nach Kontaktdaten durchsucht werden.

Die Daten stammen aber laut NSA-Dokument nicht von den Anbietern selbst, sondern werden von der NSA im Datenverkehr zwischen Nutzern und Providern abgegriffen, etwa beim Synchronisieren von Geräten, beim Erstellen von Nachrichten oder wenn sich ein Benutzer einloggt, etwa auf einem Imap-Server ohne verschlüsselte Verbindung.

Daten aus dem Datenverkehr

Laut Washington Post bekommt die NSA über Abkommen mit ausländischen Telekommunikationsfirmen und Geheimdiensten Zugriff auf den Datenverkehr. Diese Geheimdienste hätten ihrerseits Zugriff auf bedeutende Knotenpunkte im globalen Netz. Dadurch umgehe die NSA die Pflicht, sich entsprechende Genehmigungen beim Foreign Intelligence Surveillance Court (Fisc) zu holen. Dass die NSA fast den gesamten Datenverkehr in den USA abhören kann, wurde Ende August 2013 bekannt.

Eine interne Powerpoint-Präsentation aus den Snowden-Dokumenten, die die Washington Post analysiert und veröffentlicht hat, zeigt das Ausmaß der geheimdienstlichen Sammelwut: Von den insgesamt 689.246 E-Mail-Adressen, die an einem Tag gesammelt wurden, stammen 444.743 von Yahoo-Nutzern. Von Nutzern von Outlook.com, ehemals Hotmail, stammen 105.068 Adressen, 82.857 Adressen sammelte die NSA bei Facebook, 33.697 bei Gmail und weitere 22.881 bei nicht näher spezifizierten Drittanbietern. Die auffällig hohe Anzahl der Yahoo-Adressen rührt wohl daher, dass dort erst seit heute SSL-Verschlüsselung angeboten wird. Das sei die durchschnittliche tägliche Bilanz, heißt es in dem Dokument. Damit käme die NSA auf jährlich 250 Millionen gesammelte Adressen, rechnet die Washington Post vor. Auch für die Inhalte von Buddy-Listen in Chatprogrammen interessieren sich die Geheimdienstler der NSA. Täglich sollen etwa 500.000 dieser Kontaktlisten ebenso durchsucht werden wie die Inbox von webbasierten E-Mail-Programmen. Die Daten werden in mehreren Datenbanken bei der NSA gespeichert, darunter in den Datenbanken für Metadaten Marina und Mainway sowie in der E-Mail-Datenbank Pinwale.

Probleme mit dem Spam

Auf Anfrage der Washington Post bestätigte ein Sprecher der NSA die Datensammlung, betont aber, dass sich der Geheimdienst nicht für das Leben "durchschnittlicher US-Amerikaner interessiert." Vielmehr werde nach ausländischen Terroristen, Menschenhändlern und Drogenschmugglern gesucht.

Zwei unbenannte US-Geheimdienstler, die im Ausland arbeiten, bestätigten der Washington Post aber, dass durchaus auch US-Amerikaner von der Datensammlung betroffen sind. Der US-Geheimdienst selbst darf keine Daten über US-Bürger sammeln, zumindest solange sie sich in den USA befinden und kein Durchsuchungsbefehl vorliegt. Es gibt aber eine nachweisliche Zusammenarbeit zwischen ausländischen Geheimdiensten und inländischen US-Strafverfolgungsbehörden. Außerdem habe es Fälle gegeben, bei denen die NSA zunächst unerlaubt Informationen gesammelt hat, um nachträglich einen Durchsuchungsbefehl zu erwirken.

Aber auch die NSA hat laut der Präsentation mit einem weit verbreiteten Problem im E-Mail-Verkehr zu kämpfen: dem Spam.

Für weitere Hintergründe zur NSA-Affäre aktualisiert Golem.de fortlaufend diese beiden Artikel:

Chronologie der Enthüllungen

Glossar zur NSA-Affäre

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


jude 16. Okt 2013

... und mein Bot versendet täglich 100 verschlüsselte emails an "tote Email Adressen" und...

tingelchen 15. Okt 2013

Witzig... und nun ist die USA pleite. Aber an Kürzungen bei der NSA denkt keiner ;)

tingelchen 15. Okt 2013

Das Sammeln von Daten ist nicht schwer, wenn man mit der Telekommunikationsindustrie...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
CS GO mit Source 2
Das ist Valves Counter-Strike 2

Es ist offiziell: Valve stellt Counter-Strike 2 vor. Die Source-2-Engine bringt neues Gameplay und soll klassische Tickraten loswerden.

CS GO mit Source 2: Das ist Valves Counter-Strike 2
Artikel
  1. Akkutechnik: 4695-Akku schafft 40 Prozent mehr Reichweite als Tesla
    Akkutechnik
    4695-Akku schafft 40 Prozent mehr Reichweite als Tesla

    Mit herkömmlichen Fertigungsmethoden und nur 15 mm mehr Höhe baut Akkuhersteller EVE Zellen für BMW, die Teslas 4680 weit überlegen sind.

  2. Autodesign: Hyundai schwört auf physische Knöpfe und Regler
    Autodesign
    Hyundai schwört auf physische Knöpfe und Regler

    Bei Autos gibt es oft Soft-Touch-Buttons, um Kosten zu sparen, doch Hyundai findet das zu gefährlich und setzt weiter auf echte Knöpfe und Regler.

  3. Zoom, Teams, Jitsi: Videokonferenzsysteme datenschutzkonform nutzen
    Zoom, Teams, Jitsi
    Videokonferenzsysteme datenschutzkonform nutzen

    Datenschutz für Sysadmins Gerade die beliebten US-Anbieter sind bei Datenschutzbehörden gar nicht beliebt. Wir erläutern die Anforderungen an Videokonferenzsysteme.
    Ein Bericht von Friedhelm Greis

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Heute besonders viele MindStar-Tagesdeals • Gigabyte RTX 4070 Ti 880,56€ • Crucial SSD 2TB (PS5) 162,90€ • Nintendo Switch inkl. Spiel & Goodie 288€ • NBB Black Weeks: Rabatte bis 60% • PS5 + Resident Evil 4 Remake 569€ • LG OLED TV -57% • Amazon Coupon-Party [Werbung]
    •  /