Die Macht der Geheimnisse

Wie in vielem vorbildlich, gingen die britischen Royals auch was die Abschaffung der Privatsphäre angeht, mit gutem Beispiel voran. Die Monarchien der Gegenwart leben nach wie vor von dem Geheimnis, das sie umgibt, und man darf diese Magie nicht durch zu viel Licht entzaubern. 1936 mußte Edward VIII. abdanken, als er die geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson heiraten wollte - zum ersten Mal wurde damals das Privatleben eines Monarchen in Zeitungen ausgebreitet. 1969 sahen 27 Millionen Engländer die BBC-Dokumentation "Royal Family".

Enthüllt wurde erstmals eine Version der Windsors als normale Mittelklassefamilie, die sich bloß darin von anderen unterscheidet, dass sie in einem Palast wohnt. Die Queen fütterte ein Pferd mit einer Karotte und ihre Untertanen hörten sie das erste Mal nichtformell sprechen. "Sie wissen, dass sie mit dem Film die Monarchie killen", beschlich den BBC-Wissenschaftsjournalisten David Attenborough eine Vorahnung. "Die ganze Institution beruht auf Mystizismus und dem Stammeshäuptling in seiner Hütte. Wenn ein Mitglied des Stammes jemals das Innere der Hütte sieht, kann es sein, dass der Stamm zerfällt."

1982 gelangte ein Fremder in das unbewachte Schlafzimmer der Queen. Während des Prozesses gegen ihn erfuhr die Öffentlichkeit, dass die Königin, anders als die meisten Mittelklassefrauen, nicht im selben Zimmer schläft wie ihr Gatte. 1993 wurde ein abgehörtes Telefonat zwischen Camilla Parker-Bowles und Prinz Charles veröffentlicht, in dem der Prinz sich wünschte, als ihr Tampon wiedergeboren zu werden. Attenboroughs Befürchtungen nahmen Form an. Und wie immer stand, hinter Glanz und großen Worten, auch die Frage des Geldes. Angesichts der aus den Enthüllungen resultierenden Enttäuschung über die profanen Seiten der königlichen Familie wurde öffentlich darüber diskutiert, ob die Queen weiterhin von der Einkommensteuer befreit bleiben solle. Elizabeth II. gab dem Druck schließlich nach. Seit 1993 ist sie steuerpflichtig.

Geheimdienste als Wirtschaftsfaktor

In den Vereinigten Staaten ist die Geheimnisindustrie längst ein nicht zu vernachlässigender Wirtschaftsfaktor. Neben 16 bekannten Geheimdiensten - der sogenannten Intelligence Community - leisten sich die USA 30 weitere Spionage-Organisationen. Experten gehen von einem jährlichen Gesamtbudget von mindestens 150 Milliarden Dollar für das Behördenkonglomerat aus. So lassen sich auch besondere patriotische Anforderungen erleichtern, etwa wenn, wie aus den Unterlagen von Edward Snowden hervorgeht, die NSA zehn Millionen Dollar an RSA Security überweist, einen der wichtigsten US-Anbieter von Sicherheitssoftware. Das Unternehmen nahm daraufhin einen fragwürdigen Zufallszahlengenerator, der Entschlüsselung durch die Hintertür ermöglicht, standardmäßig in seine Software-Library auf.

Wächst nun also im Inneren der herkömmlichen, sichtbaren Staatsmacht eine unsichtbare Macht, welche die Demokratie aushöhlt? Ist das Prinzip der Geheimhaltung eine universelle Methode, sich jeder Rechtfertigung und Transparenz zu entziehen?

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
 Internet als bestes Instrument staatlicher Überwachung aller ZeitenEin unmerklicher Weltkrieg 
  1.  
  2. 1
  3. 2
  4. 3
  5. 4
  6. 5
  7.  


JarJarThomas 08. Jun 2014

Wenn die Leute Millionen für sichere Software investieren dann kann die auch zb aus...

joojak 08. Jun 2014

Dieser kerl hat vor einem jahr die NSA als NASA bezeichnet und hat sich voll lächerlich...

joojak 08. Jun 2014

Eine wunderschöne Analogie. Wenn das so weiter geht, eird es uns alle betreffen. Und um...

joojak 08. Jun 2014

Wie du redest glaube ich dir 100% und gebe dich sicher auch recht. Doch alle anderen...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Produktstart
Zweifel bei Apple über die kommende AR/VR-Brille

Apple-Mitarbeiter sollen Bedenken an der geplanten AR/VR-Brille geäußert haben, weil sie den Preis zu hoch und die Nützlichkeit zu gering finden.

Produktstart: Zweifel bei Apple über die kommende AR/VR-Brille
Artikel
  1. Golem Karrierewelt: Kostenloses Live-Webinar zu IT-Security-Zertifizierungen
    Golem Karrierewelt
    Kostenloses Live-Webinar zu IT-Security-Zertifizierungen

    Am Donnerstag, 30. März, ab 16 Uhr auf dem Youtube-Kanal von Golem.de: Der Security-Experte Chris Wojzechowski diskutiert, was von Sicherheitszertifizierungen wie TISP oder CISSP zu halten ist.

  2. 24 Milliarden US-Dollar weniger: Elon Musk hat den Wert von Twitter halbiert
    24 Milliarden US-Dollar weniger
    Elon Musk hat den Wert von Twitter halbiert

    Langfristig sieht Elon Musk den Wert von Twitter, für das er 44 Milliarden US-Dollar bezahlt hat, allerdings auf ein Vielfaches ansteigen.

  3. Smart-Home-Anwendung: MQTT unter Java nutzen
    Smart-Home-Anwendung
    MQTT unter Java nutzen

    Wer Daten von Sensoren oder ähnlichen Quellen von A nach B senden möchte, kann das Protokoll MQTT verwenden, dank entsprechender Bibliotheken auch einfach unter Java.
    Eine Anleitung von Florian Bottke

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Radeon 7900 XTX 24 GB günstig wie nie • Kingston Fury 16 GB Kit DDR4-3600 43,90€ • MindStar: AMD Ryzen 7 5800X3D 309€ • Nur noch heute: Cyberport Jubiläums-Deals • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen • MediaMarkt-Osterangebote • Alternate: Corsair Vengeance 32 GB DDR-6000 116,89€ • MSI Optix 30" 200 Hz 289€ [Werbung]
    •  /