NSA-Affäre: Geheimdienst zwingt Guardian zur Zerstörung von Festplatten

Der britische Geheimdienst Government Communications Headquarters (GCHQ) hat den Guardian gezwungen, im Keller der Redaktion Festplatten und ein Macbook Pro zu zerstören. Das berichtet der Guardian-Chefredakteur(öffnet im neuen Fenster) Alan Rusbridger. Die Regierung habe massiv gedroht, juristisch gegen die Zeitung vorzugehen, um die seit Monaten publizierten Enthüllungen über die weltweite Internetüberwachung durch Geheimdienste zu beenden.
Bereits im Juni 2013 sei Rusbridger von "einem sehr hochrangigen Regierungsvertreter, der erklärte, die Meinung des Premierministers zu vertreten" kontaktiert worden. Es habe zwei Treffen gegeben, in denen dieser "die Herausgabe oder Zerstörung von allem Material forderte, an dem wir arbeiten" , berichtet Rusbridger.
Danach seien weitere Vertreter der Regierung aufgetaucht, die wiederholt hätten: "Gebt das Material von Snowden zurück oder zerstört es." Die Regierung habe mit juristischen Konsequenzen gedroht, sollten die Daten nicht zerstört werden, so Rusbridger. "Sie hatten ihre öffentliche Debatte. Es gibt keine Notwendigkeit, noch mehr zu schreiben" , so eine der "Schattenfiguren aus dem Regierungsviertel Whitehall" , erklärte Rusbridger.
"Ihr hattet Euren Spaß: Jetzt wollen wir das Zeug zurückhaben"
Dann kam vor rund einem Monat ein Anruf der Regierung, in dem es geheißen habe: "Ihr hattet Euren Spaß: Jetzt wollen wir das Zeug zurückhaben." Schließlich seien unter Aufsicht von zwei Experten des GCHQ im Keller der Redaktion Festplatten und ein Macbook Pro zerstört worden. "Wir können die schwarzen Hubschrauber wieder zurückziehen" , witzelte ein Agent daraufhin.
Natürlich könne der Guardian weiter aus dem Snowden-Archiv berichten, nur eben nicht mehr aus London, erklärte Rusbridger. Der Guardian-Journalist Glenn Greenwald lebe ohnehin in Brasilien. Die Zerstörung der Datenträger sei sinnlose Symbolik, die "völliges Unverständnis über das digitale Zeitalter" offenbare.
Die Beschlagnahmungen des Notebooks, Mobiltelefons, der Festplatten und Kamera des Partners von Glenn Greenwald, David Miranda, auf dem Londoner Flughafen Heathrow habe ebenso keinen Effekt auf die Arbeit von Greenwald. Der Partner des Guardian-Journalisten war am 18. August 2013 bei einem Zwischenstopp auf dem Flughafen festgenommen und fast neun Stunden unter Berufung auf den Terrorism Act 2000 verhört worden.
Miranda sagte(öffnet im neuen Fenster) , sie hätten versucht, ihn zur Herausgabe der Passwörter für seinen Computer und das Mobiltelefon zu zwingen. "Sie drohten mir die ganze Zeit und sagten, dass ich ins Gefängnis kommen würde, wenn ich nicht kooperiere" , sagte Miranda. "Sie behandelten mich wie einen Verbrecher oder jemanden, der Großbritannien angreifen wollte. Es war anstrengend und frustrierend, aber ich wusste, dass ich nichts Falsches getan habe."
Für weitere Hintergründe zur NSA-Affäre aktualisiert Golem.de fortlaufend diese beiden Artikel:



