NSA-Affäre: Geheimdienst spähte Papstwahl aus

Der US-Geheimdienst NSA hat sich offenbar auch für die Papstwahl im März 2013 interessiert. Die Telefonate führender Kardinale seien vor dem Konklave abgehört worden, um die politischen Zielsetzungen der jeweiligen Kandidaten auszuspähen. Das berichtet das italienische Magazin Panorama(öffnet im neuen Fenster) und beruft sich auf eigene Recherchen. Der Vatikan reagierte gelassen.
Die NSA soll sowohl die Telefonate innerhalb des Vatikans als auch die in andere Länder überwacht haben. Dies soll im Zuge der geheimdienstlichen Tätigkeiten der NSA und anderer Geheimdienste in Italien erfolgt sein. Laut der italienischen Zeitung Corriere della Sera(öffnet im neuen Fenster) sollen die US-Geheimdienste die nachrichtendienstliche Tätigkeit der NSA in Italien gegenüber einem Kontrollausschuss (Copasir) bei einem Besuch in den USA in der vergangenen Woche bestätigt haben. Dem Kontrollausschuss sei mitgeteilt worden, die NSA benötige einen "kompletten Überblick über die Kommunikation von und in die USA aus Italien für die Terrorbekämpfung." Auf der Whistleblower-Webseite Cryptome befindet sich ein Dokument(öffnet im neuen Fenster) , wonach zwischen dem 10. Dezember 2012 und dem 8. Januar 2013 in Italien 46 Millionen Telefonate registriert oder abgehört worden sind.
Seit 2005 Zielperson
Laut dem Panorama-Bericht hat sich die NSA jedoch für die politischen Einstellungen möglicher Kandidaten für eine Papstwahl interessiert. Die Informationen seien in vier Rubriken eingeteilt worden: "Die Vorhaben als Führungsperson" , "Bedrohungen für das Finanzsystem" , "außenpolitische Ziele" und "Menschenrechte" . Der Vatikan war in den vergangenen Jahren immer wieder mit Finanzskandalen in die Schlagzeilen geraten.
Bereits 2005 hatten US-Diplomaten ihrer vatikanischen Botschaft ein Profil von Bergoglio erstellt, der schon damals als möglicher Nachfolger des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. galt. Das geht aus den Unterlagen hervor, die Whistleblower Chelsea Manning an Wikileaks weitergegeben hatte .
Ob die Überwachung fortdauert, ist nicht bekannt. Der Vatikan habe nichts darüber gewusst, sei aber auch nicht besorgt, sagte der Sprecher des Vatikans, Federico Lombardi.



