Phantombremsungen und keine Rettungsgasse

Im Fahrzeugmenü lässt sich generell zwischen einem normalen Abstandsregeltempomat (Active Cruise Control/ACC) und einem zusätzlichen Lenkassistenten unterscheiden. Einen Limiter gibt es nicht. Je nach Voreinstellung lässt sich die Funktion über das linke Lenkradbedienfeld aktivieren und steuern. In der Praxis zeigten sich jedoch noch einige Defizite.

So eiert das Fahrzeug in engeren Autobahnkurven merklich innerhalb der Spur hin und her. Befindet sich auf der eigenen Fahrbahn noch ein schmaler Teerstreifen, wird die Spur nicht mehr richtig erkannt. In Stausituationen bremst der Nio zwar selbstständig ab und fährt auch wieder an. Allerdings kann er keine Rettungsgasse bilden und bleibt in der Mitte der Fahrspur. Daher ist in solchen Situationen ein Wechsel auf ACC erforderlich.

Irritierende Bremsungen bei Auffahrten

Irritiert hat uns mehrfach das Verhalten bei Autobahnauffahrten. Fährt rechts ein Fahrzeug auf den Beschleunigungsstreifen auf, bremst der Nio häufig unvermutet ab. So sollten Fahrzeuge jedoch nicht reagieren, vor allem dann nicht, wenn sie selbst deutlich schneller als das auffahrende Auto unterwegs sind. Es gibt bei Autobahnauffahrten kein Reißverschlussverfahren oder eine andere Verpflichtung, die auffahrenden Fahrzeuge einscheren zu lassen.

Andere Tester (Paywall) berichten gar von Phantombremsungen mitten auf der Kreuzung. Auch soll der ET7 auf der Landstraße unvermutet in den Gegenverkehr gelenkt haben. Beide Situationen traten bei unserem Test jedoch nicht auf.

Nomi nervt

Die wichtigste Regel vor der Aktivierung des Autobahnassistenten lautet jedoch: Nomi im Fahrzeugmenü deaktivieren. Ob die Kinderstimme des Sprachassistenten generell eher süß oder total nervig ist, führte auf der Fahrt zu Diskussionen unter den Mitreisenden. Auf jeden Fall nervig sind jedoch die Ansagen der frechen Göre, wenn man das Lenkrad nur einige Sekunden zu lange loslässt: "Du solltest das Lenkrad in der Hand behalten. Andernfalls wird die Pilotfunktion abgeschaltet." Es war eine richtige Erlösung, als wir endlich den Schalter im Menü gefunden hatten, um Nomi im autonomen Modus zum Schweigen zu bringen.

An sich funktioniert die kapazitive Freihanderkennung beim Nio gut. Was jedoch ebenfalls nervig ist: Beim ACC gibt das System erst Ruhe, wenn man mit beiden Händen das Lenkrad berührt. Das hat bislang noch kein anderes von uns getestetes Auto so gemacht.

Viele Infos gut versteckt

Stimme hin oder her: An der Nutzung von Nomi führt während der Fahrt kaum ein Weg vorbei. Schließlich orientiert sich Nio beim Bediensystem stark an Tesla und integriert sehr viele Funktionen in den Zentralbildschirm. So gibt es neben den beiden Bedienfeldern am Lenkrad kaum Tasten oder Schalter. Selbst das Einklappen der Außenspiegel geht nur über das Infotainmentsystem.

  • Wir haben die Elektrolimousine Nio ET7 mit Wechselakku auf einer Fahrt von Berlin nach Paris und zurück getestet. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Mit einer Länge von 5,1 m und 2 m Breite bietet der ET7 viel Platz und Komfort auf längeren Strecken. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Der Innenraum ist sehr übersichtlich und hochwertig ausgestattet. Für viele Funktionen gibt es keine eigenen Taster und Schalter mehr.  (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Die Sitze sind mit Verstellbarkeit, Heizung und Massagefunktion auf Oberklasseniveau. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Im Fond gibt es sehr viel Platz für die Passagiere, die ebenfalls Massagesitze haben. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Der Kofferraum ist mit 368 Litern aber recht klein. Stauraum für das Ladekabel gibt es nicht.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Das Fahrerdisplay ist recht groß, zeigt aber nur wenige Informationen an. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Die Anzeige von Tages- beziehungsweise Streckenkilometern befindet sich gut versteckt im Infotainment. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Auch die Verbrauchsangaben sind eher mühsam zu finden und nicht sehr aussagekräftig. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Im Eco-Modus verbraucht das Fahrzeug nur wenig Strom für Komfortfunktionen. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Wie weit ist es noch bis zur nächsten Ausfahrt: 11 oder 1,1 Kilometer?  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Die Gesundheitsanzeige bezieht sich nicht auf die Passagiere, sondern auf das Auto. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Der Nio ET7 ist gut vernetzt, wobei sich viele Funktionen deaktivieren lassen. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Ebenso wie bei Tesla gibt es auch bei Nio einen Campingmodus. Ein Haustiermodus ist ebenfalls aktivierbar.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Nicht gefallen hat uns die Routenplanung mit Ladestopps. Die vorgeschlagene Ladepause auf dieser Strecke ist unsinnig.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Ebenfalls unsinnig war dieser Vorschlag. Es verlängert die Ladezeit unnötig, wenn man mit 325 km Restreichweite am Ziel ankommen will.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Die Box in der Mittelkonsole lässt sich verriegeln.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Der ET7 kann den Fahrer während der Fahrt komplett überwachen.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Die Klimatisierung bietet zwar vielfältige Einstellungsmöglichkeiten, hat uns in einigen Punkten nicht gefallen.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Im Sport+-Modus beschleunigt der Nio ET7 in 3,8 Sekunden von null auf 100 km/h.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Die beiden Motoren liefern zusammen bis zu 480 kW Leistung. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Bei vollem Akku kommt das Elektroauto nach WLTP bis zu 580 km weit. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Im Fahrerdisplay rechts oben gibt es noch eine geschätzte Reichweite. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Die Ladeleistung beträgt bis zu 130 kW. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Mit Wechselstrom lädt der ET7 mit bis zu 11 kW.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Auf der Strecke nach Paris gibt es inzwischen zahlreiche große Ladestationen.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Neben Ionity haben auch Fastned und Total etliche Schnelllader errichtet.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Der Strom kostet bei Fastned mit 59 Cent pro Kilowattstunde weniger als bei Ionity mit 69 Cent. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Deutlich besser für die Pariser Innenstadt geeignet: der Citroen Ami.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • In der französischen Hauptstadt gibt es zahlreiche öffentliche Ladepunkte.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Für enge Parkhäuser ist der Nio ET7 eher schlecht geeignet. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Einer der beiden aktuellen Wechselstationen in Deutschland befindet sich am Ladepark Seed & Greet bei Hilden.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Nio will zusammen mit dem Stromkonzern EnBW 20 Wechselstationen errichten.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Noch werden die Stationen durch Nio-Mitarbeiter betreut. Doch künftig sollen sie vollautomatisch funktionieren.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Vor der Stationen stehen mehrere Nio-Modelle.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Weil der getauschte Akku nur zu 90 Prozent geladen war, haben wir den Rest noch per Ladekabel aufgefüllt. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
Die Anzeige von Tages- beziehungsweise Streckenkilometern befindet sich gut versteckt im Infotainment. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)

Anders als beim Tesla Model 3 oder Y verfügt der Nio ET7 neben dem Head-up-Display noch über ein recht großes Fahrerdisplay hinter dem Lenkrad. Doch dieses geizt mit wichtigen Informationen, die man als Elektroautofahrer gerne aufrufen würde. So gibt es keinerlei Möglichkeit, zusätzliche Infos auf den Bildschirm zu bringen. Dazu zählen beispielsweise die gefahrenen Tageskilometer oder der Tages- oder Streckenverbrauch. Die Tageskilometer lassen sich nur sehr umständlich durch mehrmaliges Klicken und Herunterscrollen auf dem Zentralbildschirm finden. Selbst Nomi hat die Zahl auf Nachfrage nicht gefunden.

Lenkradtaste frei belegbar

Mit den rechten Lenkradtasten lassen sich im Grunde nur wenige Funktionen des Infotainments steuern, beispielsweise die Lautstärke oder das Vor- und Zurückspulen von Titeln. Allerdings lässt sich die mittlere Taste mit verschiedenen Funktionen frei belegen. So lässt sich beispielsweise die Fahrzeugumgebung im Zentraldisplay anzeigen, was beim Rückwärtsfahren automatisch passiert.

Praktisch fanden wir hingegen den Fahrwahlhebel an der Mittelkonsole. Es gibt nur zwei Positionen: nach vorne für rückwärts und nach hinten für vorwärts fahren. Für die Parkstellung gibt es einen Drückschalter unterhalb des Hebels. Tasten oder Hebel für die verschiedenen Fahrmodi oder Rekuperationsstufen gibt es nicht. Das lässt sich über das Menü einstellen. Dabei verfügt der ET7 nur über die Rekuperationsstufen Niedrig und Standard, die von den Fahrmodi abhängen.

Was die Komfortfunktionen betrifft, will sich Nio durchaus mit der Oberklasse messen lassen.

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 Verwirrende Reichweitenangaben im DisplayMassagesitze auch auf der Rückbank 
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neocron 22. Mai 2023 / Themenstart

und hier der naechste Test 25 kWh/100km bei 82 km/h Durchschnitt ... der neue Q8 E-Tron...

series3 17. Mai 2023 / Themenstart

lol, dass du nichts besseres zu tun hast, als dich mit wildfremden im internet in 5...

superdachs 07. Mai 2023 / Themenstart

Wenn die Kisten jetzt beim Einparken noch alles umrempeln was in der Nähe steht sind sie...

Spiritogre 05. Mai 2023 / Themenstart

Ich kenne Globus nicht mal... Davon ab, wie gesagt, viele Supermärkte auf der grünen...

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