Switch 2 im Test: Nintendos kleiner Gamechanger

N64, Gamecube, Wii und Wii U und dann die Switch: In den vergangenen Jahrzehnten hat Nintendo bei jedem Konsolenwechsel auch das Konzept geändert - teils radikal. Diesmal ist die Sache anders, die Switch 2 ist einfach nur ein Nachfolger - allerdings eine sorgfältig verbesserte, rundum modernisierte Version eines bewährten Geräts.
Statt das Rad neu zu erfinden, setzt Nintendo auf Feinschliff und mehr Power, um die bewährte Hybrididee fit für die Zukunft zu machen. Dieser Ansatz zeigt sich nicht nur im Gewicht oder der Haptik, sondern zieht sich durch alle Details: von den festeren Joy-Con über das schärfere Display bis hin zur stärkeren Hardware unter der Haube.
Die Switch 2 bringt etwa 150 Gramm mehr auf die Waage als der Vorgänger. Das fällt besonders beim direkten Vergleich zwischen den beiden Modellen auf - allerdings keineswegs negativ. Im Gegenteil: Durch das zusätzliche Gewicht liegt die neue Konsole insgesamt sogar angenehmer in der Hand.
Das liegt auch am hochwertigeren Gehäusematerial. Der Kunststoff wirkt angenehm samtig, die Verarbeitung macht einen durchdachten und robusten Eindruck. Die überarbeiteten Joy-Con-Controller verbinden sich jetzt magnetisch mit der Konsole und sitzen viel fester als zuvor.
Die erweiterten Dimensionen tragen zur Bedienbarkeit bei. Tasten und Analogsticks lassen sich jetzt präziser und komfortabler steuern. Gerade bei Spielen, die feine Steuerung erfordern, ist das ein Gewinn. Aber: Mit großen Händen kann der rechte Stick weiterhin auf Dauer unbequem werden, weil man den Daumen stark anwinkeln muss.
Bei der internen Hardware geht Nintendo mit der Switch 2 nach sieben Jahren den nächsten Technologieschritt. Während das grundlegende Konzept aus Dock- und Handheld-Betrieb erhalten bleibt, hat sich unter der Haube vieles geändert. Vom Prozessor über die GPU bis zum Arbeitsspeicher bietet die neue Konsole einen Leistungssprung, der in der Praxis spürbar ist.










Herzstück ist ein Nvidia Tegra T239 SoC, entwickelt auf Basis der Ampere-Architektur. Anders als bei der Ur-Switch kommt ein Acht-Kern-CPU-Cluster zum Einsatz: Sechs performante ARM Cortex-A78C-Kerne übernehmen die Spielelast, zwei weitere A78C-Kerne sind für System- und Hintergrundprozesse reserviert.
Im Dock-Modus taktet der Prozessor mit bis zu 998 MHz, im Handheld sind es leicht höhere 1.101 MHz. In kurzen Turbo-Bursts sind bis zu 1,7 GHz möglich. Damit liegen CPU-Leistung und Architektur über der Playstation 4, aber nicht auf dem Niveau aktueller Konsolen wie Playstation 5 oder Xbox Series X.
Auffällig: Dank Nvidias Energiemanagement (Dynamic Voltage and Frequency Scaling, DVFS) skaliert die CPU sehr flexibel zwischen den Modi. Im Handheld steht zudem ein sparsamer Eco-Mode mit einem Takt von 470 MHz zur Verfügung, etwa für alte 2D-Titel oder Emulator-Software.
Der mit Abstand größte Schritt findet bei der Grafik statt: Die neue Ampere-basierte GPU des T239 bietet 1.536 CUDA-Kerne, 24 RT-Cores für Raytracing und 48 Tensor-Cores für KI-Berechnungen und Deep Learning Super Sampling (DLSS).
Laut Nvidia liegt die theoretische Rechenleistung bei rund 3,07 Tflops im Dock-Modus und 1,71 Tflops beim Handheld. Das entspricht etwa einer mobilen RTX 3050 und ist damit rund zehnmal stärker als die 1,0 Tflops der ersten Switch.
Höhere Energieaufnahme als bei der ersten Switch
Der Upscaler DLSS garantiert, dass Spiele auch in 4K mit 60 fps laufen können, obwohl intern meist nur eine Auflösung von 720p bis 1080p gerendert wird. Raytracing wird in ersten Spielen eingesetzt - etwa in Mario Kart World, allerdings nur in abgespeckter Form.
Nintendo spendiert seiner neuen Konsole 12 GByte LPDDR5-RAM. Davon stehen 9 GByte für Spiele bereit, 3 GByte sind für das OS reserviert. Damit hat die neue Konsole nicht nur dreimal so viel RAM wie ihr Vorgänger (4 GB LPDDR4), sondern auch schnelleren Speicher.
Das 7,9 Zoll große LCD-Panel bietet nun 1080p Auflösung (statt 720p) und unterstützt HDR10 sowie Nvidia G-Sync-kompatibles VRR (Variable Refresh Rate). Im Handheld-Modus werden dadurch Tearing und Stottern reduziert, auch wenn die Bildraten des Spiels schwanken.
Die Helligkeit liegt bei bis zu 1.000 Nits, der Kontrast ist für ein LCD ordentlich - hat aber kein OLED-Niveau. Im Dock-Modus wird das VRR-Feature deaktiviert. Dann sind Auflösungen bis zu 4K bei 60 fps oder 1440p bei 120 fps möglich, ebenfalls dank DLSS.
Die Energieaufnahme beträgt im Dock-Modus je nach Spiel und Auflösung rund 10 bis 25 Watt. Das ist viel mehr als bei der ersten Switch (um die 15 Watt), aber immer noch sparsam für eine aktuelle Konsole.
Im Handheld-Modus sind es maximal 12 Watt. Die integrierte Vapor-Chamber-Kühlung mit Lüfter hält die Temperaturen stabil. Heiße Finger haben wir nie bekommen, am relativ wärmsten wurde das Gerät bei Cyberpunk 2077. Unter Last steigt die Lautstärke manchmal auf etwa 40 dB(A), was nicht weiter stört.
| Dock-Modus | Mobil-Modus | |
|---|---|---|
| CPU | Nvidia T239 | Nvidia T239 |
| Cores | 8x Arm Cortex A78C (zwei für OS reserviert) @ 998 MHz | 8x Arm Cortex A78C (zwei für OS reserviert) @ 1.101 MHz |
| GPU | Nvidia Ampere (1.535 Cuda-Cores) @ 1.007 MHz | Nvidia Ampere (1.535 Cuda-Cores) @ 561 MHz |
| RAM | 12 GByte LPDDR5-RAM (128 Bit Interface, 102 GByte/s), 3 GByte für OS reserviert | 12 GByte LPDDR5-RAM (128 Bit Interface, 68 GByte/s), 3 GByte für OS reserviert |
Die neue Hardware fordert ihren Tribut beim Akku: Bei grafisch aufwändigen Spielen wie Cyberpunk 2077 hält die Switch 2 im Handheld-Modus ziemlich genau 2 Stunden durch. Einfachere Titel oder ältere Ports wie Super Mario 3D World laufen 5 bis 6,5 Stunden - je nach Rendering-Aufwand und Bildrate.
Mario Kart World zeigt die Stärken der Switch 2 besonders deutlich: Im Dock-Modus werden native 1440p bei stabilen 60 fps erreicht - ein Novum für ein Nintendo-Spiel. Im lokalen Splitscreen mit 3 oder 4 Spielern wird allerdings auf 30 fps reduziert.










Auch ältere Titel profitieren: Pokémon Karmesin & Purpur, Super Mario 3D World, Kirby und das vergessene Land sowie The Legend of Zelda - Breath of the Wild und Tears of the Kingdom laufen mit Patches stabil in 60 fps, teils mit verbesserter Weitsicht, Schatten oder Ladezeiten. Ohne Updates starten Switch-1-Spiele immerhin schneller und stabiler.
Der interne Datenspeicher ist auf 256 GByte UFS 3.1 gewachsen. Über einen MicroSD-Express-Slot kann der Speicher erweitert werden, was besonders für größere AAA-Ports nötig ist. Neuere Spiele belegen sehr viel mehr Speicherplatz als auf der ersten Switch.
Ein weiteres Plus ist die Unterstützung von Wi-Fi 6. Beim Testen funktionierten sowohl Downloads als auch Onlineverbindungen schnell und zuverlässig. Gerade bei großen Updates oder dem Herunterladen kompletter Spiele ist die höhere Geschwindigkeit ein Vorteil, der nicht zu unterschätzen ist.
Nintendo Switch 2: Verfügbarkeit und Fazit
Die Nintendo Switch 2(öffnet im neuen Fenster) kostet 470 Euro, für ein Bundle mit Mario Kart World sind 510 Euro fällig. Im deutschsprachigen Raum sind derzeit bei so gut wie allen größeren Onlineshops keine Bestellungen möglich, auch im stationären Handel sind kaum Exemplare vorrätig.
Empfehlenswertes Zubehör sind der sehr gute Pro Controller, insbesondere für Nutzer mit etwas größeren Händen und für Spiele, bei denen der rechte Analogstick viel zum Einsatz kommt.
Das Gamepad kostet rund 90 Euro (und ist leider auch so gut wie überall ausverkauft). Für Fans von Onlinesessions mit Freunden gibt es die Switch-2-Kamera für rund 60 Euro (tatsächlich breit verfügbar).
Fazit
Die neue Größe und überhaupt die Haptik der Nintendo Switch 2 möchten wir nach wenigen Stunden nicht mehr missen. Kein Scherz: Wenn wir stattdessen auch nur kurz das Vorgängermodell verwenden, fragen wir uns, wie wir uns das jahrelang antun konnten.
Die neue Konsole wirkt sehr viel hochwertiger, die Bildschirmgröße ist ein dickes Plus, die Tasten sind besser erreichbar, und auch der Sound ist ein Sprung nach vorne. Erstaunlicherweise passt die Switch 2 trotzdem ähnlich gut ins Handgepäck - gut so!
Ebenso einfach sollte die Sache sein, sobald Nintendo selbst weitere große Spiele veröffentlicht. Auf ein Super Mario und Zelda freuen wir uns schon, damit ist in den nächsten Jahren viel Spaß zu erwarten.
Etwas anders sieht es bei Umsetzungen von Drittherstellern aus. Sobald etwa - wie angekündigt - Call of Duty auf die Switch 2 kommt, wird es spannend: Läuft das ausreichend schnell, um damit im Multiplayer mit Spielern auf anderen Plattformen mithalten zu können? Auch noch in mehreren Jahren? Oder besorgt man sich dafür doch lieber ein anderes Handheld?










Sagen wir es mal so: Uns wäre es lieber, wenn die neue Konsole noch mehr Hardwareressourcen in petto hätte. So ein Upscaler kann viel an Performance retten - aber auch nicht alles.
Allerdings ist das ein Problem, das man fast immer beim Kauf von Technik hat. Unser Tipp: Wer auf Umsetzungen für unterwegs schielt, wartet vielleicht auf erste Sonderaktionen. Fans von Mario und anderen Nintendo-Klassikern sollten dagegen lieber heute als in ein paar Monaten zur Switch 2 greifen.



