Cleveres Kartonklavier
Die Multi-Set-Software lässt wenig Zweifel daran, dass es sich beim RC-Auto um die simpelste Labo-Spielerei handelt. Für die vier weiteren Bausätze werden - statt flotter zehn Minuten - Arbeitszeiten von eineinhalb bis dreieinhalb Stunden prophezeit. Deshalb stellt Nintendo in einem zweiten Bereich bereits diverse fertige Modelle zum Spielen bereit, gibt interessierten Gästen aber auch die Möglichkeit, sich mit ausgiebigem Basteln die Zeit zu vertreiben. Zweifellos der komplizierteste Bausatz ist das Klavier: Aus acht Bögen wird das Papp-Piano zusammengefaltet und gesteckt, wobei allein die Fertigung der dreizehn Tasten einiges an Fingerspitzengefühl und Sorgfalt erfordert.
Das papierne Musikinstrument ist allerdings auch ein wunderbares Beispiel für Einfallsreichtum und Pfiffigkeit der Nintendo-Ingenieure und -Spielemacher. Über der Klaviatur wird die Switch eingelegt, die das Geklimper in eine fröhliche Comic-Optik umsetzt. Links und rechts davon befinden sich Pappschalter, die gedrückt werden, um automatische Liederfolgen zu starten oder Töne zu verändern. Ein Hebel an der Seite sorgt für einen Wah-Wah-Effekt und Pappstifte lassen sich in ein Loch links oben stecken, um Katzen oder Geister jaulen zu lassen.
Wie funktioniert das alles nur, fragt sich der unbeleckte Labo-Nutzer, dem beim Blick in den Pappkorpus schnell ein Licht aufgeht: Der rechte Joy-Con steckt in der Rückseite des Klaviers, die Kamera ist Richtung Tasten gerichtet, die bei Betätigung einen Reflektorstreifen anheben. Auch alle anderen Funktionen werden über solche reflektierenden Aufkleber und ihre unterschiedlichen Muster ausgelöst. Über Bluetooth gelangt das sich beim Spielen verändernde Infrarotbild zur Switch, die es in Musik übersetzt. Der zweite Controller wird hier nicht einmal gebraucht, außer in einem Spezialmodus, bei dem die Töne in Vibrationen umgewandelt werden. Legt man den Controller auf einen Klangkörper, versetzt er diesen entsprechend in (manchmal melodische) Schwingung.
Einfallsreich, aber spielerisch seicht
Drei weitere Modelle beziehungsweise Spiele liefert das Multi-Set, das mit einem Preis von knapp 70 Euro plötzlich gar nicht mehr so überteuert scheint. Die Angelrute ist dabei vielleicht der erwachsenste Inhalt der Packung, weckt sie doch Erinnerungen an kultige Konsolen-Angelspiele wie Sega Bass Fishing. Das Pappmodell setzt sich aus Teleskoprute, Kurbel und schrägem Podest zusammen, in das die Switch eingelegt wird. Hinter der Konsole verschwindet die rote Angelschnur in einem Kästchen. Sie ist aber nur Show, die einzigen videospielrelevanten Elemente sind die Kurbel mit dem einen und die Basis der Rute mit dem anderen Joy-Con.
Das Angeln nutzt die Bewegungssensoren der Switch-Controller. Sie ermöglichen dem Spieler, die Leine abzulassen und einzuholen, die Beute mit einem heftigen Ruck anzuhaken oder aus dem Wasser zu holen und dem Zappeln des Fisches entgegenzuwirken. Fast noch simpler erscheint das Motorradspiel, für das ein Lenker gebastelt wird, in dessen Mitte die Konsole und links und rechts die beiden Joy-Cons eingelegt werden. Steuern, Gas geben, bremsen, hupen und sich mit Körpereinsatz in die Kurven legen - all das funktioniert problemlos, ist aber wenig innovativ.
Interessanter scheint da schon das letzte Modell des Multi-Sets, das Haus, das sich allerdings mehr an das junge Publikum richtet. Zumindest bei Puppenhausflair und Minispielen - der Bau ist vor allem wegen seiner drei interaktiven Teile gar nicht mal so unkompliziert. Eine Kurbel, ein Druckschalter und ein Hebel müssen gebastelt und mit Reflektoren versehen werden. Der Spieler steckt sie in Löcher links, rechts und an der Unterseite des Hauses, um überraschende Aktionen auf dem Switch-Bildschirm auszulösen. Ist der Hebel rechts eingesteckt, erscheint beispielsweise ein gewaltiger Wasserhahn an der entsprechenden Wand der virtuellen Puppenstube, legt man ihn um, wird sie geflutet.
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Nintendo Labo ausprobiert: Licht und Pappen | Wir sind ein Roboter |
Korrelation ist nicht Kausation.
Allerdings steht hier im Artikel auch: