Nexr Technologies: Motion Capture zwischen Weltfußballer und Workflow
Spiele, Filme und mehr: Motion Capture wird immer wichtiger. Golem.de hat sich von der Berliner Firma Nexr den Stand der Technik zeigen lassen.

Wenn wir über Spielegrafik sprechen, dann geht es meist um Texturen, Auflösung, Kantenglättung und Bildraten. So wichtig das alles ist: Es beschreibt nur einen Teil von dem, was wir im Spiel als Gesamteindruck wahrnehmen. Genauso wichtig sind Bewegungen und Animationen.
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Selbst die schönste Fantasywelt wirkt nicht stimmig, wenn darin ein im 70er-Jahre-Motion-Stop-Verfahren ruckelnder Knetmassedrache stoßweise Feuerchen ausstößt.
Glücklicherweise gibt es Methoden, wesentlich bessere Animationen zu erstellen und das Monster ebenso wie andere Kreaturen glaubwürdig zum Leben zu erwecken.
Wie das mit modernster Hard- und Software klappt und welche Arbeitsschritte nötig sind, hat sich Golem.de bei der Berliner Firma Nexr Technologies und ihrem Produktionsstudio Onpoint vom Head of Motion Capture Niklas Bothe zeigen lassen.
Trotz der Nähe zu Gaming und Filmbusiness: Bei Onpoint gibt's weder Glanz noch Glamour - ein paar Gebäude entfernt vom Produktionsstudio in einem Berliner Industriegebiet befindet sich die Justizvollzugsanstalt.
Trotzdem arbeitet die Firma regelmäßig mit Weltstars, die sie (ebenfalls ganz unglamourös) im Normalfall in eine rund zwei Meter hohe Kabine bittet.
Im Inneren des Kastens befinden sich über hundert hochauflösende und miteinander verbundene Spiegelreflexkameras von Canon (EOS 1300D), mit denen das Erscheinungsbild von Menschen bis ins kleinste Detail digital erfasst wird.
Nexr nennt keine Namen, aber laut Christoph v.d. Malsburg, Vice President Sales & Marketing, wird die Kabine "regelmäßig mit großem Aufwand um die Welt geflogen", um das Äußere etwa von prominenten Fußballern für E-Football von Konami zu scannen.
Motion Capture im Theater?
Nexr Technologies versteht sich mit seinem Onpoint Studio als Dienstleister, der das ganze Spektrum rund um Motion Capture anbietet. Die Firma arbeitet an Computerspielen mit, aber auch an Filmen und Videoclips.
Ab und zu gibt es auch mal Sonderformate, etwa eine interaktive Talkshow mit Moderator und Gästen als 3D-Avatare (so ähnlich wie John Carmack bei Meta, aber mit Beinen). Bothe wünscht sich noch mehr solcher ungewöhnlichen Projekte, beispielsweise würde er gerne mit Theaterleuten zusammenarbeiten.
Mit dem großen grauen Kasten werden keine Motion-Capture-Daten erstellt, sondern wirklich nur Scans des Äußeren von Menschen. Aus diesem Ganzkörperscan entsteht ein 3D-Model oder Avatar, dem dann per Motion Capture Leben eingehaucht wird.
Dieses wiederum wird in dem Berliner Studio produziert, das wir uns angeschaut haben. Dass hier Hightech verbaut ist, sehen wir der ehemaligen Lagerhalle zunächst kaum an. Erst beim Blick nach oben fallen die 36 Infrarotkameras auf.
Diese Kameras von Optitrak - Typ Prime 13 zum Stückpreis rund 2.200 US-Dollar - haben eine ziemlich niedrige Auflösung von gerade mal 1,3 Megapixeln (1.280 × 1.024 Pixel). Das würde man in einem Smartphone schon seit Jahren nicht mehr akzeptieren.
Dafür arbeiten sie mit einer Bildrate von bis zu 240 fps. Das ist nötig, damit per Triangulation die 50 Marker am Ganzkörperanzug der Schauspieler erkannt und ihre Position im Raum erfasst werden. Das klappt auch bei schnellen Bewegungen extrem präzise, nämlich auf "0,2 bis 0,1 Millimeter genau", sagt Bothe.
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