Neun-Euro-Ticket: Deutliche Steigerung der Lebensqualität

Das bis Ende August geltende Neun-Euro-Ticket hat unter anderem dazu geführt, dass Menschen mit geringem Einkommen ihre Sozialkontakte besser pflegen, ihre Aktivitäten außer Haus verstärken und Angebote der Daseinsvorsorge leichter erreichen konnten. Insgesamt habe das Ticket für mehr Lebensqualität einkommensschwacher Menschen gesorgt, so eine Studie von Forschern der Fachhochschule Erfurt(öffnet im neuen Fenster) .
Von insgesamt 6.000 Fragebögen wurden 1.157 Fragebögen ausgefüllt zurückgesendet und konnten ausgewertet werden. Zur positiven Bewertung dürfte nicht zuletzt der sehr gute öffentliche Nahverkehr in der thüringischen Hauptstadt beigetragen haben. Ländliche Gebiete waren demgegenüber stark benachteiligt.
Seltener zu Fuß, mit Pkw und Fahrrad
Die Ergebnisse im Einzelnen: Für viele Befragte ermöglichte das Ticket einen Zugang zu Mobilitätsangeboten, die sie vorher nicht oder nur sehr eingeschränkt nutzen konnten. Im Rahmen der Erhebung hat sich bestätigt, dass ein Großteil der Befragten während des Ticketbesitzes häufiger unterwegs war. Dieser Effekt war insbesondere in den unteren Einkommensschichten (unter 1.250 Euro netto im Monat) sichtbar und nahm mit zunehmendem Einkommen der Befragten signifikant ab.
Zugleich stieg die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel unabhängig vom Einkommen deutlich an. Gleichzeitig waren die Befragten vor allem weniger mit dem Pkw unterwegs, aber auch Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad traten sie seltener an.
Gesteigerte Lebenszufriedenheit
In der Summe hat der verbesserte Zugang zu Mobilität auch zu besseren Möglichkeiten für die soziale Teilhabe der Befragten geführt. Zum einen nahmen Freizeitaktivitäten zu, zum anderen zeigt die Auswertung auch eine gesteigerte Lebenszufriedenheit durch vermehrte Sozialkontakte, aushäusige Aktivitäten und die verbesserte Erreichbarkeit von Angeboten der Daseinsvorsorge, zu denen beispielsweise medizinische Einrichtungen gehören.
" Wenn der Fahrschein für den Weg zum Facharzt zum unüberwindbaren Hindernis wird oder Menschen einsam sind, weil die Pflege von persönlichen Kontakten sich am Ticketpreis entscheidet, dann zeigt das einen eklatanten gesellschaftlichen Missstand ", sagt Claudia Hille vom FH-Institut Verkehr und Raum, die die Studie leitete. Vom neuen 49-Euro-Ticket seien nur wenige der Befragten begeistert, die Mehrheit plädiere für 25 Euro.



