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Neues Jahr, neues Smartphone: Wie der Umstieg auf ein alternatives Android gelingt

Eigentlich sind Smartphones kleine Spionage-Geräte - dass es auch anders geht, beweisen alternative Androids . Wir zeigen, wie der Umstieg gelingt und haken damit einen guten Vorsatz für's neue Jahr ab.
/ Moritz Tremmel
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Der Umstieg auf ein alternatives Android ist gar nicht so kompliziert. (Bild: andrekheren/Pixabay)
Der Umstieg auf ein alternatives Android ist gar nicht so kompliziert. Bild: andrekheren/Pixabay

Der Wechsel auf ein alternatives Android bietet nicht nur mehr Freiheit, sondern schränkt vor allem Überwachung und Tracking auf dem Gerät ein oder verhindert es ganz - ohne dabei unkomfortabel zu werden. Datenschutz gibt es eben nur mit alternativem Android . Wir zeigen, wie ein Umzug gelingt.

Der erste limitierende Faktor eines Umzuges auf ein alternatives Android ist das Smartphone selbst. Denn es stellt sich die Frage: Wird das Gerät von alternativen Androids unterstützt - und wenn ja, von welchen? Wer sich ein Smartphone neu zulegen möchte, sollte sich zuerst über die unterschiedlichen Betriebssysteme informieren (Übersichtsartikel) .

Für GrapheneOS und CalyxOS sind die aktuellen Pixel-Smartphones 7, 6 und 6a empfehlenswert - letzteres punktet vor allem in Sachen Preis/Leistung und mit einer relativ langen Sicherheitsupdate-Versorgung von fünf Jahren. LineageOS unterstützt vor allem eher ältere Geräte, dafür aber sehr viele mit häufig sehr langem Support, darunter beispielsweise viele Geräte von Oneplus.

Alternatives Android installieren oder kaufen

Welche Smartphones konkret unterstützt werden, kann man auf den jeweiligen Webseiten von GrapheneOS(öffnet im neuen Fenster) , CalyxOS(öffnet im neuen Fenster) oder LineageOS(öffnet im neuen Fenster) nachsehen. Wer sich das Installieren sparen möchte und auf der Suche nach einem neuen Smartphone ist, kann sich mit dem Nitrophone (Test) von Nitrokey auch ein bereits vorinstalliertes Gerät mit GrapheneOS kaufen. Die Macher von CalyxOS bieten zudem vorinstallierte Geräte bei einer Mitgliedschaft im Calyx Institute(öffnet im neuen Fenster) an.

Allerdings dürfte die Installation eines alternativen Androids IT-begeisterten Personen problemlos gelingen. Auf den Webseiten der jeweiligen Betriebssysteme finden sich dazu ausführliche Anleitungen ( GrapheneOS(öffnet im neuen Fenster) , CalyxOS(öffnet im neuen Fenster) , LineageOS(öffnet im neuen Fenster) ). GrapheneOS und CalyxOS bieten jeweils Software an, mit der sich das alternative Android installieren lässt. Bei GrapheneOS gibt es zudem einen Webinstaller, mit dem das Betriebssystem über den Browser auf das Smartphone geflasht werden kann.

Die Einrichtung beginnt

Nach der Installation wird man von einem Einrichtungsbildschirm begrüßt, der dem eines Stock-Androids ähnelt. Hat man bereits in der Vergangenheit ein alternatives Android verwendet, kann ein dort mittels der integrierten Open-Source-Backup-App Seedvault erstelltes, verschlüsseltes Backup eingespielt werden. Erstellen lässt es sich in den Einstellungen des alternativen Androids unter "System" und anschließend "Sicherung".

Das geht am besten über einen USB-C-Stick, der erst am alten Smartphone mit der Sicherung bespielt und am neuen Smartphone wieder eingespielt wird. Alternativ können die Daten via Cloud oder Computer übertragen werden. Anschließend sind alle Einstellungen und je nach Konfiguration auch Apps wieder da. Bei Apps, die eine Sicherung der App-Daten erlauben, sind auch diese wieder verfügbar.

Viele Apps, darunter Browser wie Firefox, Chrome/ium oder Brave, aber auch Messenger wie Signal oder Threema erlauben dies allerdings nicht. Hier muss auf die jeweiligen Backup- oder Synchronisationssysteme der Apps zurückgegriffen werden. Wie die sich problemlos umziehen lassen, erklären wir gleich.

Etwas anders sieht es mit dem Umzug von einem Stock-Android aus.

Neue und alte App Stores und weniger Tracking

Da die Stock-Androids das verschlüsselte Backup mittels Seedvault nicht unterstützen und mit Google-Cloud-Backups nichts anfangen können, ist der Umzug etwas aufwändiger. Da man sich beim Umstieg aber ohnehin mit neuen Gegebenheiten auseinandersetzen muss und bestenfalls einen anderen App Store als Google Play verwendet, ergibt es Sinn, etwas App-Hygiene zu betreiben und die eine oder andere App durch eine in puncto Datenschutz, Trackerfreiheit und Open Source bessere App zu ersetzen.

Ähnlich sieht es bei den Betriebssystemeinstellungen aus, die sich teils zwischen den verschiedenen Stock-Androids und natürlich zu den alternativen Androids mitunter deutlich unterscheiden. Dazu kommen unterschiedliche Android-Versionen. Die Betriebssystemeinstellungen sollte man also so oder so händisch anpassen.

Ein neuer App Store ist wie ein neues Leben

Die Wahl des App Stores hängt sehr vom Datenschutzbedürfnis und den verwendeten Apps ab. Mit F-Droid gibt es einen alternativen App Store, der mit Open-Source-Apps aufwartet, die von den F-Droid-Machern gebaut und auf Trackingdienste gescannt wurden. F-Droid kann zudem um weitere Repositorys ergänzt werden. Solche werden beispielsweise von den Threema- und Cryptomator-Entwicklern angeboten - dazu später mehr. CalyxOS hat F-Droid vorinstalliert und bietet ebenfalls ein eigenes Repository.

Jenseits von CalyxOS muss F-Droid(öffnet im neuen Fenster) erst installiert werden. Hierzu muss die APK-Installationsdatei von der F-Droid-Webseite heruntergeladen und installiert werden. (Disclaimer: Grundsätzlich sollte man Software jedoch (fast) ausschließlich aus vertrauenswürdigen Appstores wie F-Droid oder dem Play Store installieren. Auf händisch installierte APKs sollte nur im Ausnahmefall gesetzt werden, wenn man sich der Quelle absolut sicher ist.)

Wer weiterhin auf den Katalog des Play Store zugreifen, aber auf Google verzichten möchte, kann auf den App Store Aurora(öffnet im neuen Fenster) setzen. Er kann entweder mit dem eigenen Google-Konto oder anonym verwendet werden. Mit ihm können die Apps aus F-Droid um einzelne unverzichtbare Apps aus dem Play-Katalog ergänzt werden. Es lassen sich aber auch alle Apps über den Aurora Store beziehen.

GrapheneOS ist zwar von Haus aus googlefrei, die Play Dienste sowie der App Store lassen sich allerdings einfach über die Anwendung "Apps" nachinstallieren. Der Clou dabei: Die Play Dienste und der Store werden als normale App in eine Sandbox (g+) installiert und haben nicht die weitreichenden Systemzugriffsrechte wie in einem Stock-Android. Zudem lässt sich Play je nach Bedarf nur in ein Arbeitsprofil oder einen extra Nutzer installieren.

Mit oder ohne Play-Katalog

Allerdings holt man sich mit dem Play Store auch die Werbe-ID auf sein Smartphone zurück, die es unter den alternativen Androids sonst nicht gibt. Diese kann von Apps ausgelesen werden und damit die Nutzer appübergreifend tracken - also die jeweils erhobenen Daten zusammenführen. Zum Glück kann man die Werbe-ID deaktivieren . Der Aurora Store implementiert die Werbe-ID übrigens nicht.

Einige Apps im Play Store greifen zudem auf Funktionen in den Play-Bibliotheken zurück, beispielsweise die Anzeige von Karten via Google Maps oder Googles Push-Dienst. Diese funktionieren ohne eine Installation der Play-Sandbox oder einem Open-Source-Nachbau der Bibliotheken namens MicroG allerdings nicht, die Apps lassen sich meist aber trotzdem verwenden. Beim Einrichten von CalyxOS kann MicroG auf Wunsch aktiviert werden, auch gibt es eine eine LineageOS-Variante mit der Technik.

Sowohl Aurora als auch der Play Store in der Sandbox haben im Vergleich zu F-Droid den Nachteil, dass die installierten Apps häufig Tracker enthalten und ihre Benutzer beobachten. Das ist im Play Store leider üblich und ändert sich auch über Aurora oder einen Play Store in der Sandbox leider nicht. Entsprechend sollte man aus Datenschutzsicht weitgehend auf Apps aus dem Play Store verzichten oder diese möglichst in einem Android-Arbeitsprofil einsperren , damit sie nicht auf die persönlichen Daten zugreifen können. Gleiches gilt für die Play-Bibliotheken beziehungsweise MicroG.

Doch selbst wenn man alle Apps über die Play-Sandbox oder den Aurora Store installiert, bleiben allein durch die fehlende, tiefe Integration von Google in das Betriebssystem Datenschutzvorteile - die dann aber deutlich geringer ausfallen. Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, was am besten passt. Wurde ein App Store installiert, können wir mit dem eigentlichen Umzug beginnen.

Kontakte und Kalender mit dem neuen Smartphone synchronisieren

Was wäre ein Smartphone ohne Kontakte? Entsprechend ist ein erster Schritt, unser Adressbuch auf das neue Smartphone zu übertragen. Hierfür stehen uns verschiedene Möglichkeiten offen: Wir können die Kontakte manuell aus der Adressbuch-App in eine Datei exportieren. Manchmal steht hierfür im Adressbuch eine extra Option bereit, manchmal müssen wir die Kontakte via alle auswählen und anschließendem Teilen exportieren. Ist die Datei auf dem neuen Smartphone, können wir sie mittels der Kontakte-App einfach importieren.

Alternativ können wir die Kontakte auch synchronisieren. Hierzu eignet sich beispielsweise der Ende-zu-Ende-verschlüsselte Adressbuch- und Kalendersynchronisationsdienst Etesync (Tutorial) . Dazu brauchen wir ein Konto auf einem Etesync-Server, beispielsweise Etesync.com(öffnet im neuen Fenster) , das 2 US-Dollar im Monat kostet, und die entsprechenden Android-Apps auf unserem alten und unserem neuen Smartphone. Diese gibt es sowohl im Play Store(öffnet im neuen Fenster) als auch im F-Droid(öffnet im neuen Fenster) .

Anschließend können die Kontakte einfach in Etesync importiert werden und werden automatisch zwischen unseren Geräten synchronisiert. Dabei ist der Server nur ein Relais, das die verschlüsselten Daten austauscht, die nur auf den Endgeräten lesbar sind. Analog zum Adressbuch können wir auch unsere Kalender per Etesync synchronisieren. Natürlich funktioniert das auch mit einem Desktop-PC und beispielsweise Thunderbird.

Um die Kalender nicht nur zu synchronisieren, sondern auch anzeigen zu lassen, braucht es noch eine Kalender-App. Dafür bieten sich die Open-Source-Kalender-Apps Etar ( F-Droid(öffnet im neuen Fenster) , Play(öffnet im neuen Fenster) ) und Simple Calendar ( F-Droid(öffnet im neuen Fenster) , Play(öffnet im neuen Fenster) ) an.

Synchronisation per Etesync, Nextcloud oder Baikal

Eine Alternative zu Etesync ist beispielsweise eine selbstgehostete oder gemietete Nextcloud oder der Caldav- und Carddav-Server Baikal. Hier landen die Adressbuch-Daten und Kalender allerdings unverschlüsselt in der Nextcloud- beziehungsweise Baikal-Datenbank auf dem Server. Aus Datenschutzsicht ist das suboptimal.

Wer dennoch Nextcloud oder einen anderen Cloudanbieter verwenden möchte, um sein Adressbuch oder seine Kalender zu synchronisieren, braucht auch hier eine App, um die Daten per Caldav und Carddav zu synchronisieren. Hierzu eignet sich die Open-Source App Davx5, bei der die entsprechenden URLs hinterlegt werden(öffnet im neuen Fenster) und anschließend synchronisiert werden können. Auch Davx5 gibt es sowohl im F-Droid(öffnet im neuen Fenster) , als auch im Play Store(öffnet im neuen Fenster) . In letzterem kostet die App allerdings 5 Euro.

Über eine Cloud lassen sich zudem Dateien, Musik und Bilder synchronisieren. Wer auch hier seine persönlichen Daten nicht unverschlüsselt auf einen Server übertragen möchte, dem sei die App Cryptomator (Tutorial) ans Herz gelegt, die die Dateien Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Während die Desktop-App kostenfrei ist, kostet die Android-App rund 10 Euro.

Die App kann sowohl über den Play Store(öffnet im neuen Fenster) , als auch über die Webseite und ein eigenes F-Droid Repository(öffnet im neuen Fenster) erstanden werden. Allerdings sind die Lizenzen inkompatibel zueinander. Man sollte sich also bereits zu Beginn für eine Variante entscheiden. Eine Alternative ganz ohne Cloud ist zudem die App Syncthing ( F-Droid(öffnet im neuen Fenster) , Play(öffnet im neuen Fenster) ), die einen Peer-to-Peer Ansatz verfolgt.

Browserwahl

Als mobiler Browser empfiehlt sich aus Datenschutzperspektive Firefox mit der Erweiterung uBlock Origin, die umfassend Werbung und Tracking herausfiltert. Zudem bietet Firefox einen Synchronisationsdienst, mit dem sich Tabs, Lesezeichen, Einstellungen und mehr zwischen verschiedenen Geräten synchronisieren lassen - Ende-zu-Ende-verschlüsselt.

Der Browser kann über den Play Store(öffnet im neuen Fenster) installiert werden. Unter F-Droid kann Firefox über die App FFUpdater(öffnet im neuen Fenster) installiert und aktuell gehalten werden. Alternativ gibt es eine reine Open-Source-Variante, die auf den Namen Fennec(öffnet im neuen Fenster) hört, manchmal der aktuellen Firefox-Version jedoch ein paar Tage oder Wochen hinterherhinkt.

In Sachen Sicherheit kommt der mobile Firefox allerdings nicht an Chrome/Chromium heran, schon allein wegen seiner bisher fehlenden Seitenisolierung. Wer seinen Fokus lieber auf Sicherheit legt, fährt mit dem von GrapheneOS mitgelieferten Browser Vanadium am besten. Er ist letztlich eine gehärtete und datenschutzoptimierte Variante des Chromium-Browsers.

Allerdings gibt es den Browser ausschließlich unter GrapheneOS und es fehlt bisher ein Trackingblocker sowie eine Synchronisationsmöglichkeit. Ein Ad- und Trackerblocker kann jedoch beispielsweise über einen DNS-Server hinzugefügt werden.

CalyxOS setzt ebenfalls auf einen chromiumbasierten Standardbrowser, der auf Bromite aufbaut und ebenfalls gehärtet wurde, allerdings nicht ganz so aufwändig wie Vanadium. Im Unterschied zu diesem verfügt er jedoch über einen nativen Adblocker. In der Vergangenheit wurde er allerdings nicht immer zeitnah mit Updates versorgt, was sich nun geändert haben soll.

Eine weitere Alternative ist Brave, der über Ad- und Trackerblocking verfügt und ebenfalls auf Chromium basiert. Mit einem eigenen, verschlüsselten Synchronisationsdienst lassen sich zudem Daten und Einstellungen synchronisieren. Brave kann entweder über den Play Store(öffnet im neuen Fenster) oder über die oben erwähnte App FFUpdater installiert werden.

Nach Kontakten, Kalendern und Browser fehlt noch ein zentrales Element auf dem Smartphone: die Messenger. Denn auch Signal und Whatsapp lassen sich problemlos und ohne Datenverlust umziehen.

Immer mal wieder poppt im Messenger Signal die Nachricht auf, dass sich die Sicherheitsnummer mit einem Kontakt geändert hat. Das liegt meist daran, dass Signal neu installiert wurde, beispielsweise weil die betroffene Person ein neues Handy bekommen oder gekauft hat. Dabei gehen bei einer Neu-Installation alle bisherigen Nachrichten verloren und es werden neue Verschlüsselungskeys generiert, die zu obiger Sicherheitswarnung führen. Das muss nicht sein!

Denn Signal hat einerseits einen komfortablen Weg entwickelt, die App mit allen Kontakten, Nachrichten, Einstellungen und Verschlüsselungskeys umzuziehen und bietet oben drein eine Backup-Funktion, falls das Smartphone beispielsweise kaputtgegangen ist und ein regulärer Umzug nicht mehr möglich ist. Daher ist es ratsam, die Datensicherung in den Signal-Einstellungen zu aktivieren, die Sicherungspassphrase sicher zu verwahren - beispielsweise in einem Passwortmanager - und die verschlüsselten Backup-Archive nicht nur auf dem Gerät zu sichern, sondern ab und an auf den Computer, einen USB-Stick oder die Cloud zu verschieben oder noch besser regelmäßig synchronisieren zu lassen.

Das Backup kann anschließend - wie in unserem Fall - auf einem neuen Gerät wieder eingespielt werden. Dazu müssen wir den Messenger aber zuerst einmal installieren. Signal gibt es im Play Store(öffnet im neuen Fenster) , nicht jedoch im F-Droid. Einzig CalyxOS bietet die Installation bei der Einrichtung des Betriebssystems über das CalyxOS-F-Droid-Repository an.

Die Signal-Macher bieten jedoch den Download einer APK-Datei auf ihrer Webseite an(öffnet im neuen Fenster) , die nicht nur ohne Google auskommt, sondern auch eine eigene Update-Funktion mitbringt.

Signal einfach umziehen

Nach der Signal-Installation öffnen wir den Messenger und klicken statt auf weiter auf "Konto übertragen und wiederherstellen" . Anschließend können wir zwischen dem Einspielen einer Backup-Datei und dem Übertragen von einem anderen Android-Gerät wählen. Gibt es das andere Android-Gerät mit einer Signal-Installation, empfiehlt es sich diese Variante zu wählen.

Im Anschluss muss man im Prinzip einfach nur den Anweisungen auf dem Bildschirm folgen(öffnet im neuen Fenster) und die Konto-Übertragung auch auf dem alten Smartphone, sowie den Standort und WLAN auf beiden Geräten aktivieren. Haben sich die Geräte gefunden, muss dergleiche siebenstellige Code auf beiden Geräten erscheinen. Ist das der Fall, muss die verwendete Telefonnummer auf dem neuen Gerät registriert werden.

Alternativ kann wie gesagt, eine vorhandene Backup-Datei eingespielt(öffnet im neuen Fenster) werden, die möglichst aktuell sein sollte. Es lohnt sich also das Backup neu zu triggern und Wlan sowie mobiles Internet auf dem alten Gerät bis nach dem Einspielen des Backups zu deaktivieren, damit keine neuen Nachrichten auf dem alten Gerät ankommen, während man noch am Einspielen des Backups ist.

Hat alles geklappt, können wir Signal wie gewohnt auf unserem neuen Gerät verwenden.

Threema gibt es auch in Libre

Den Messenger Threema gibt es auch in einer Variante, die komplett auf Open-Source-Software setzt und Threema Libre genannt wird . So kommt beispielsweise für die Push-Benachrichtigungen ausschließlich Threema Push zum Einsatz, Googles Push-Dienst ist erst gar nicht enthalten.

Um Threema Libre zu installieren, muss ein F-Droid-Client auf dem Smartphone vorhanden sein, dem Threemas F-Droid-Repository hinzugefügt werden muss. Eine entsprechende URL sowie einen QR-Code zum Scannen sind in einem FAQ-Beitrag(öffnet im neuen Fenster) auf der Threema-Webseite zu finden.

Um Threema zu nutzen, muss man sich zuvor eine Lizenz für rund 5 Euro gekauft haben. Diese gibt es entweder im Shop von Threema(öffnet im neuen Fenster) oder im Play Store(öffnet im neuen Fenster) . Hat man Threema bereits auf seinem alten Smartphone genutzt oder möchte zur Threema Libre umziehen muss zuerst ein Backup erstellt werden. Hierfür bietet der Messenger zwei Optionen an: Threema Safe und Daten-Backup.

Threema Safe(öffnet im neuen Fenster) ist ein verschlüsseltes Backup, das regelmäßig erstellt und auf den Servern von Threema oder via Experteneinstellungen auch in der eigenen Cloud gespeichert wird. Threema Safe enthält jedoch den Chatverlauf nicht, dafür ist es für einen Umzug zwischen zwei unterschiedlichen Plattformen, also iOS und Android, geeignet. Zur Wiederherstellung wird die Threema-ID und ein zuvor vergebenes Passwort benötigt. Insbesondere bei dem Cloud-Backup sollte das Passwort keinesfalls zu kurz gewählt werden, da mit dem verwendeten Passwort die Sicherheit des Backups steht und fällt.

Die zweite Variante, das Daten-Backup(öffnet im neuen Fenster) , erstellt ein Backup in Form einer verschlüsselten Datei, die wir auf unser neues Gerät kopieren und mit dem beim Backup gesetzten Passwort wieder einspielen können. Hier sind auch unsere Konversationen enthalten. Entsprechend bietet es sich an, beim Umzug zwischen zwei Android-Smartphones auf das Daten-Backup zu setzen.

Anschließend stehen auf dem neuen Smartphone die Kontakte, Verschlüsselungskeys, Einstellungen und - im Falle des Daten-Backups - auch die Konversationen wieder zur Verfügung. Wurde das Backup erfolgreich eingespielt, muss der Threema-Client auf dem alten Smartphone deaktiviert werden. Hierzu muss die App geöffnet werden und unter Mein Profil der Button ID löschen angetippt werden, um die "Threema-ID und Chats auf diesem Gerät zu löschen" . Die Option darf jedoch nicht mit dem ID-Widerruf verwechselt werden, welche die komplette Threema-ID löscht.

Auch Whatsapp funktioniert auf einem alternativen Android - wenn man es denn unbedingt braucht

So richtig gut passt Whatsapp ja nicht zu einem alternativen Android, auch wenn man es problemlos installieren und umziehen kann. Whatsapp ist nicht quelloffen, verwendet Tracker in der App(öffnet im neuen Fenster) und gibt laut seiner Datenschutzerklärung Daten an seine Mutter Meta, früher Facebook weiter. Anfang 2021 stellte der Messenger seinen Nutzern gar ein Ultimatum , bis zu welchem eine neue Datenschutzerklärung abgesegnet werden sollte. Daraufhin haben sich viele Nutzer nach neuen Messengern umgesehen und sicheren Alternativen wie Signal und Threema ein enormes Wachstum beschert .

Wer dennoch nicht loslassen kann oder will, kann Whatsapp über den Aurora Store oder die Play-Sandbox (nur in GrapheneOS) installieren. Umziehen kann man Whatsapp über die integrierte Backupfunktion. Diese hat Whatsapp zwar vor einiger Zeit um eine Verschlüsselung ergänzt , die aber einerseits optional ist und andererseits nur funktioniert, wenn die Google beziehungsweise Apple Cloud verwendet wird.

Entsprechend muss für einen Umzug auf ein alternatives Android ein lokales Backup in den Chateinstellungen erstellt werden. Hier können die Chats lokal gesichert werden. Whatsapp erstellt dann ein Backup und legt es irgendwo im System ab.

Die Whatsapp-Hilfe(öffnet im neuen Fenster) rät dazu, auf der SD-Karte sowie im internen Speicher nach dem Ordner WhatsApp/Databases zu suchen und dort die entsprechenden Dateien herauszukopieren. Wir finden den Ordner schließlich unter Android\media\com.WhatsApp\WhatsApp\Backups . Die Datei heißt in unserem Fall msgstore.db.crypt14 .

Um das Backup einzuspielen, müssen wir zuerst die Dateien auf unser neues Smartphone an den gleichen Ort wie oben kopieren und dann die bisherige Telefonnummer mit Whatsapp auf dem neuen Telefon registrieren. In diesem Prozess wird die Option Wiederherstellen angeboten, bei der die Backup-Datenbank wieder eingespielt werden kann. Im Vergleich zu Signal oder Threema ist ein Umzug bei Whatsapp extrem unkomfortabel und unflexibel.

Alternativen für (fast) alles

Damit ist der wichtigste Teil des Umzuges abgeschlossen und es kann sich auf dem neuen, sicheren und datenschutzbewussten Smartphone wohlgefühlt werden. Dabei steht es jedem Nutzer frei, auch hier weiter problematische Apps zu verwenden, wie beispielsweise die App der Bahn oder Lastpass, die voller Tracker sind . Man kann sich aber auch die Mühe machen, trackerfreie Open-Source-Alternativen zu den bisher verwenden Apps zu suchen.

Bei manchen Apps, beispielsweise der Bahn-App, gibt es keine App-Alternativen. Entweder man beißt in den sauren Tracker-Apfel (und schottet sie eventuell von den andere Apps ab ) oder man verzichtet auf die App beziehungsweise nutzt die Bahn-Webseite, die allerdings längst nicht alle Funktionen der App bietet - und hofft, dass die Klage gegen die Tracker in der Bahn-App erfolgreich ist.

Andere Apps, wie beispielsweise Lastpass , lassen sich leicht durch Open-Source-Alternativen wie Bitwarden oder KeepassXC beziehungsweise KeepassDX ( F-Droid(öffnet im neuen Fenster) , Play(öffnet im neuen Fenster) ) ersetzen. Auch ein Leben ohne Google-Dienste ist problemlos möglich . So kann beispielsweise die Suchmaschine durch Startpage.com(öffnet im neuen Fenster) oder Duckduckgo(öffnet im neuen Fenster) ersetzt werden.

Maps, Mail und mehr

Für Maps eignet sich Openstreetmap.org(öffnet im neuen Fenster) beziehungsweise die App OSMAnd ( Play(öffnet im neuen Fenster) , F-Droid(öffnet im neuen Fenster) ), mit der auch Offlinekarten und -navigation möglich sind . Als E-Mail-App eignet sich K9-Mail ( Play(öffnet im neuen Fenster) , F-Droid(öffnet im neuen Fenster) ), die in Zukunft zur mobilen Variante des Thunderbird werden soll . Auch wer meint, einen VPN zu benötigen, wird fündig .

Selbstverständlich gibt es noch die eine oder andere App mehr. Eine Liste mit empfehlenswerten App-Alternativen(öffnet im neuen Fenster) hat beispielsweise der Sicherheitsforscher Mike Kuketz erstellt.

Und natürlich kann man sich auch einfach mal im F-Droid oder auf der Webseite F-Droid.org(öffnet im neuen Fenster) umsehen. Dabei sollte man allerdings auch darauf achten, ob die Apps nicht schon seit Jahren nicht mehr aktualisiert wurden - im F-Droid dümpeln noch einige App-Leichen vor sich hin.

Übrigens freuen sich alle drei Projekte - GrapheneOS(öffnet im neuen Fenster) , CalyxOS(öffnet im neuen Fenster) und LineageOS(öffnet im neuen Fenster) über Spenden. Das gilt auch für F-Droid(öffnet im neuen Fenster) , Signal(öffnet im neuen Fenster) und nahezu alle anderen genannten Apps und Projekte.


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