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Neuer Vorstandsposten: Audi stellt Softwareentwicklung neu auf

Mit dem französischen Manager Geoffrey Bouquot will Audi seine Entwicklungsprobleme in den Griff bekommen. Vorbild sind Porsche und BMW .
/ Friedhelm Greis
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Der 38-jährige Geoffrey Bouquot ist neuer Audi-Vorstand für Innovation und Software-Defined-Vehicle. (Bild: Audi)
Der 38-jährige Geoffrey Bouquot ist neuer Audi-Vorstand für Innovation und Software-Defined-Vehicle. Bild: Audi

Der Ingolstädter Autokonzern Audi will seine Fahrzeugentwicklung künftig anders organisieren. Eine wichtige Rolle soll dabei der neue Vorstand Geoffrey Bouquot(öffnet im neuen Fenster) übernehmen, der für die Bereiche Innovation und Software-Defined-Vehicle (SDV) zuständig ist. Einem Bericht der Automobilwoche zufolge (Paywall)(öffnet im neuen Fenster) ist eine Dreiteilung der Kompetenzen in Baureihen, die technische Entwicklung sowie Software geplant.

Audi hat seit Jahren mit Verzögerung bei der Entwicklung neuer Fahrzeuge zu kämpfen. Das betrifft vor allem die neuen vollelektrischen Modelle wie den Q6 E-Tron oder den A6 E-Tron. Der Volkswagen-Konzern, zu dem Audi gehört, gründete für die konzernweite Softwareentwicklung die Firmentochter Cariad. Doch die geplante Softwareplattform VW.OS 2.0 (g+) verzögert sich seit Jahren.

VW und Audi kündigten zudem an, zusammen mit Cariad einen Hub für softwaredefinierte Fahrzeuge gegründet zu haben. Das Kompetenzzentrum soll markenübergreifend Hardware, Software und Elektronikarchitektur für die Elektroautos der kommenden Generation entwickeln.

Baureihenkonzept und Fokus auf Software

Audi-Chef Gernot Döllner sagte dazu: "Wir brauchen eine konsequente strukturelle Neuausrichtung für mehr Tempo in der Entwicklung und einen klaren Fokus auf Software." Dazu will das Unternehmen nach eigenen Angaben das Baureihen-Management stärken. Der Automobilwoche zufolge sollen die Baureihenleiter deutlich mehr Kompetenzen erhalten und die Gesamtverantwortung für ein Fahrzeug vom Beginn der Entwicklung bis zum Ende des jeweiligen Lebenszyklus übernehmen. Dieses Baureihenkonzept werde sowohl bei Porsche als auch bei BMW praktiziert.

Das Team von Bouquot solle hingegen Software und Funktionen unabhängig von einzelnen Autos entwickeln. Das Team bilde gleichzeitig die Schnittstelle Cariad und sorge für die Implementierung der Software-Stacks in die Fahrzeuge von Audi.

Um Verzögerungen wie in der Vergangenheit zu vermeiden, sollen die Baureihenleiter zusammen mit den Entwicklern über den Einsatz der jeweiligen Software entscheiden. Nur was wirklich erprobt sei und funktioniere, werde in neuen Audi-Modellen genutzt. Damit solle verhindert werden, dass wie beim Q6 E-Tron neue Modelle schon in der Vorserie gebaut würden, obwohl die Software noch nicht fertig sei.

Neuer SDV-Hub entwickelt zwei Fahrzeuge

Ein Baureihenleiter soll zudem auch die Verantwortung für das Fahrzeug übernehmen, das der SDV-Hub entwickeln soll. Ein Audi-Sprecher erläuterte auf Anfrage von Golem.de, dass der Hub je ein konkretes Modell für VW und Audi entwickle. Während die Gesamtverantwortung bei Cariad liege, sei je ein Baureihenleiter von VW und Audi in die Entwicklung eingebunden. Durch den SDV-Hub würden Entwicklung und Skalierung zunächst einmal entkoppelt. Bouquot sei dennoch für das Thema SDV insgesamt zuständig.

Der Sprecher wollte noch keine Angaben dazu machen, welches konkrete Modell bis zu welchem Zeitpunkt im SDV-Hub entwickelt werde. Es handele sich jedoch um ein Elektroauto. Auf einen konkreten Termin für die Fertigstellung werde verzichtet. Erst wenn die gewünschten Funktionen brauchbar seien, werde die Software im Portfolio skaliert.

Cariad bekräftigt Bekenntnis zu Open Source

Der neue Innovationsvorstand Bouquot kommt vom französischen Automobilzulieferer Valeo. Dort war der 38-Jährige zuletzt Group CTO & Senior Vice President Strategy. In dieser Rolle war er laut Audi für die Unternehmensstrategie, Forschung und Entwicklung (F&E), öffentliche Angelegenheiten und Nachhaltigkeit sowie Marketing und Innovation verantwortlich. Dabei habe er das F&E-Netzwerk mit 20.000 Ingenieuren und 20 Forschungs- sowie 40 Entwicklungszentren weltweit geleitet.

Cariad kündigte unterdessen an, seine Open-Source-Aktivitäten und die Zusammenarbeit mit der internationalen Entwickler-Community verstärken zu wollen. So werde Cariad zur Förderung der Open-Source-Initiativen rund um Real-time Operating Systems (RTOS) ab sofort gemeinsam mit der internationalen Entwicklergemeinschaft am Zephyr Project der Linux Foundation mitarbeiten. Um das Bekenntnis zu Open Source zu bestärken, habe das Unternehmen am 11. Juni 2024 sein Open Source Manifesto vorgestellt(öffnet im neuen Fenster) .


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