Was macht den Erfolg von TLDs aus?

Eine zeitgemäßere Betrachtung von Erfolg zielt daher eher auf qualitative Faktoren ab. Dazu zählt:

  • die Anzahl tatsächlich genutzter Domains für Webseiten oder E-Mail im Vergleich zu den registrierten Domains
  • die Anzahl der unter der Domain eingerichteten Webseiten
  • die Anzahl SSL-verschlüsselter Domains
  • die Nutzung von IPv6 unter der TLD und
  • die Sichtbarkeit von Domains der TLD in der Öffentlichkeit.

Jede TLD gewichtet diese Erfolgsfaktoren unterschiedlich stark, so dass Erfolg heutzutage vielfältiger daherkommt. Aber welche TLDs sind denn jetzt erfolgreich?

Erfolgreich sind anhand der zuvor genannten Kriterien klar definierte geografische Top-Level-Domains, die Internetnutzerinnen und -nutzer bestimmter Sprachen, Kulturen, Regionen und Städte die Möglichkeit geben, sich auch digital zu identifizieren. Neben bekannten Endungen wie .berlin, .nyc und .london gehören dazu Sprachcommunitys wie .bzh für die Bretagne und .scot. Die Studie Digitale Stadtmarken der Dotzon GmbH gibt hier einen tieferen Einblick.

Auch "sprechende" TLDs wie .club, .eco, .bio, .shop und .consulting sind durchaus erfolgreich, denn im Gegensatz zu wenig aussagekräftigen Adressen wie www.nachname.tld bieten sie auf den ersten Blick eine Verortung der Webseite mit einem Thema.

Positiv wirken auch sicherheitsrelevante TLDs wie .bank, .hsbc und .bnpparibas. Diese Endungen kommunizieren ihrer Kundschaft, dass es keinen Missbrauch gibt, denn Domains werden nur nach Prüfung an berechtigte Stakeholder vergeben. Im Fall einer Unternehmensmarke (dotBrand) gehören alle Domains dem Unternehmen, so dass beispielsweise unter .hsbc keine Phishing-Domains existieren.

Schaut man sich die TLDs anhand des Kriteriums "Anzahl registrierte Domains" an, führen die Liste wenig überraschend TLDs an, die einen globalen Markt ansprechen und preiswert zu registrieren sind. Mit gut 4,5 Millionen registrierter Domains steht .xyz an erster Stelle, gefolgt von .online mit gut 2,3 Millionen Domains, .top mit gut 2 Millionen Domains, .shop mit gut 1,5 Millionen Domains und .site mit gut 1,2 Millionen Domains (alle Zahlen: Stand Januar 2023, abgerufen von www.ntldstats.com).

Ein Sonderfall ist sicherlich Google, die einige Unternehmensendungen betreiben. Das Unternehmen hatte sich ursprünglich für über 70 Top-Level-Domains beworben und nutzt mittlerweile viele davon. Google hat zahlreiche neue Ansätze entwickelt, wie die Landingpage safe.page oder Domain-Short-Cuts mit doc.new, sheet.new, slide.new and website.new.

Die erfolgloseren TLDs

Trotz hoher Registrierungszahlen ist die Nutzungsquote bei sehr preiswerten Endungen wie .xyz oder .icu extrem gering - im Schnitt liegt sie bei den neuen Top-Level-Domains bei circa 40 bis 50 Prozent, bei .icu liegt sie bei 13,8 Prozent und bei .xyz bei 33,5 Prozent. Das mag auch daran liegen, dass die XYZ.COM LLC zeitweise mit Vertriebspartnern vereinbart hatte, allen, die eine .com-Domain kaufen, eine .xyz-Domain kostenfrei dazuzugeben. Internetnutzerinnen und -nutzer haben so ungefragt eine .xyz-Domain bekommen, obwohl sie diese in den meisten Fällen gar nicht wollten - und in der Konsequenz dann natürlich auch nicht genutzt haben. Zum Vergleich: Bei geografischen Endungen wie .nyc oder .berlin liegt die Nutzungsquote zwischen 70 und 74 Prozent. (Daten: Zonefiles, 01/2023)

Bei der Endung .wed ist das ursprünglich geplante Geschäftsmodell nicht aufgegangen: Positioniert als TLD für Hochzeitspaare, sollten darunter registrierte Domains nach spätestens zwei Jahren wieder gelöscht werden, ansonsten fielen Verlängerungsgebühren von 30.000 US-Dollar an. Das mag dazu beigetragen haben, dass die TLD zu Bestzeiten 365 registrierte Domains hatte und aktuell lediglich 35.

Bei fragwürdigen Geschäftsmodellen wie .sucks hat sich ebenfalls kein Erfolg eingestellt. Angedacht war, dass viele Marken aus Imagegründen die entsprechenden Domains defensiv registrieren und sie damit blocken. Im Falle des Berliner Unternehmens Zalando wäre das beispielsweise zalando.sucks, und Zalando hätte sicherlich kein Interesse, dass jemand diese Domain registriert und betreibt.

Das haben allerdings deutlich weniger Unternehmen als gedacht "mitgemacht", so dass die Registrierungszahlen aktuell bei rund 6.600 Domains (im Peak: 13.600) liegen. Die Endungen .wtf und .fail hatten ein ähnliches Geschäftsmodell. Aktuell wird .wtf allerdings viel von Blockchain-Initiativen und -Projekten wie corsair.wtf und log.wtf genutzt und steht mit über 36.000 Domains gut da. Die Endung .fail wird überwiegend für IT-Projekte genutzt. Nur in Ausnahmefällen wurden Domains defensiv registriert, wie beispielsweise landesregierung.fail (die weiterleitet auf niedersachsen.de) durch die niedersächsische Landesregierung.

Zu den weniger erfolgreichen TLDs im Hinblick auf Vertrauen in den Namensraum gehören Endungen wie .top und .link, unter denen laut Spamhaus zwischen 15 und 20 Prozent missbräuchlich genutzte Domains existieren. Das sind ähnlich hohe Werte wie bei einigen sehr preiswerten oder kostenfreien Domains einiger Länderendungen.

In die digitalen Jagdgründe eingegangene TLDs

Es gibt zudem eine größere Anzahl an TLDs, die nach der aufwendigen Bewerbung und hohen Bewerbungsgebühren den Betrieb eingestellt oder sogar nie aufgenommen haben. Den größten Anteil haben daran die so genannten dotBrands, also TLDs, die einem Unternehmens- oder Produktnamen entsprechen.

Über 100 dotBrands haben den Betrieb aufgegeben, darunter .adac, .symantec, .vistaprint, .piaget, .iwc, .cartier, .panerai, .fujixerox, .iveco, .chrysler und .telefonica. Viele von ihnen hatten lediglich die verpflichtende whois.nic.tl-Domain in Betrieb genommen und kein Marketing- oder Domain-Konzept für die TLD entwickelt. Denn seit der Bewerbung im Jahr 2012 gab es vielerorts neue Ansprechpartner und neue Strategien, etwa in der Kommunikation.

Daher gaben die meisten bei der Vertragskündigung bei Icann an, dass sie keinen Bedarf mehr an der TLD haben. Zu den Sonderfällen zählen TLDs wie .bugatti und .statoil, die aufgrund von Firmenzusammenschlüssen, neuer Markenstrategien oder Umbenennungen keinen Bedarf mehr an dem Namen haben.

Auch zwei geografische Endungen gingen nie an den Start: Die arabische Endung .doha hat den Betrieb aus internen strategischen Gründen nie aufgenommen. Die französische Endung .aquitaine konnte nicht zugelassen werden, da sich die Region umbenannt hatte.

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 Phishing, Farming, Malware - neue TLDs, neue Probleme?Budget und Zahl der Mitarbeiter bei Icann stark gewachsen 
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janoP 02. Feb 2023 / Themenstart

Vielen Dank für die Informationen. Ausgebeutet werden sie ja dadurch...

Lachser 01. Feb 2023 / Themenstart

Man hätte das ganz von anfang an wohl etwas besser strukturiert aufsetzen sollen, aber...

ITsMe 30. Jan 2023 / Themenstart

Wir blocken standardmäßig alle neuen tlds, allerdings sobald du irgendwas richtjg machst...

xUser 30. Jan 2023 / Themenstart

Du musst am Ende einen Schrägstrich "/" anfügen, dann klappt es.

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