Neue Snowden-Dokumente: Was die NSA unter Fingerspitzengefühl versteht
Der Spiegel hat 44 neue Dokumente der Geheimdienste NSA und GCHQ aus dem Fundus von Edward Snowden veröffentlicht. Sie zeichnen ein noch genaueres Bild des Ansatzes, alles über jeden wissen zu wollen - und zeigen auch, dass die Spione an guter Verschlüsselung fast verzweifeln.

Deutschland ist nicht nur eines der vorrangigen Spionageziele des US-Geheimdienstes NSA, auch um ein typisches deutsches Wort kommt die Agentur in einer ihrer Präsentationen nicht herum. Auf Seite 31 dieses PDFs findet sich der Begriff "Fingerspitzengefühl". Wer vermutet, es ginge um die sorgfältige Auswahl einer Person, die überwacht werden soll, der irrt: Die NSA versteht darunter, so unsere Übersetzung, "die Fähigkeit eines militärischen Befehlshabers, schnell zu reagieren".
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Die Folie stammt aus einer Präsentation zur Geheimdienstkonferenz Sigdev aus dem Jahr 2012 und wurde vom Spiegel zusammen mit 43 weiteren PDF-Dateien veröffentlicht. Die Unterlagen stammen aus dem Fundus von Edward Snowden, die Veröffentlichung erfolgte zeitgleich mit einem Vortrag von Jacob Appelbaum und Laura Poitras auf dem Hackerkongress 31C3 in Hamburg am Abend des 28. Dezember 2014. Auf Cryptome sind alle PDFs auch als 188 MByte großes Rar-Archiv verfügbar.
Die Dokumente stammen vorwiegend von der NSA, aber auch einige PDFs des britischen Gegenstücks GCHQ finden sich. Durch alle Unterlagen ziehen sich zwei Aspekte der Geheimdienstarbeit: Zum einen müssen alle möglichen Daten erfasst und für spätere Auswertungen gespeichert werden, zum anderen wird jeder Sicherheitsmechanismus zum Angriffsziel. Was heute noch nicht entschlüsselt werden kann, wird für die spätere Bearbeitung gespeichert.
Die NSA betrachtet dabei aber nicht nur Verschlüsselung, auch Anonymität von Internetnutzern ist verdächtig. Dafür gibt es eine eigene Präsentation (PDF), welche den Stand der Anonymisierung im Jahr 2011 beschreibt. Darin erkennt die NSA zwar an, dass es berechtigte Interessen gibt, im Netz unerkennbar zu sein - etwa für Menschenrechtsaktivisten oder bei statistischen Erhebungen zu Krankheiten.
Anonymität im so wörtlich "schlechten" Sinn erstreben aber laut der NSA vor allem Copyright-Verletzer, Betrüger, Pädophile, fremde Geheimagenten und Terroristen. Letztere sind das vorrangige Ziel der US-Überwachung. Bemerkenswert ist, dass die Agenten hier außer Betrug alle anderen Formen der Onlinekriminalität ausklammern. Dabei gehört die NSA auch als Dienstleister in der sogenannten Intelligence Community der USA zu insgesamt 17 bekannten Behörden, zu denen auch die Bundespolizei FBI zählt.
Anonymität ist für die Spione nicht nur ein Problem, weil sich die Personen nicht sofort identifizieren lassen. Wenn jemand mehrere Identitäten verwendet, kommt auch die Zuordnung der Metadaten durcheinander. Dies erwähnt die NSA gesondert, weil sie offenbar großen Wert auf die Transparenz der persönlichen Vernetzung ihrer Zielpersonen legt.
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Dazu müssten die TrueCrypt eine Klage einreichnen. Und um eine Klage einzureichen, muss...
In einem idealen, funktionierenden Rechtsstaat vielleicht. Der ist in den USA seit 9/11...
Wie beliebt wir Deutschen sind wenn es darum geht etwas böse darzustellen. Gibt es...
iks deh