Neue Gebührenpolitik: Das Netz protestiert gegen die "Gema-Lügen"

Die Verwertungsgesellschaft Gema will ihre Gebühren reformieren und große Musikveranstaltungen um ein Vielfaches teurer machen. Im Netz formiert sich Protest.

Artikel veröffentlicht am , Timo Herzig/Handelsblatt
Neue Gebührenpolitik: Das Netz protestiert gegen die "Gema-Lügen"
(Bild: Reuters/Kacper Pempel)

Normalerweise postet das Pacha München keine heiklen Inhalte auf seiner Facebook-Fanpage. Da wird zum Beispiel ein David-Guetta-Konzert angekündigt. Oder das Party-Programm des nächsten Wochenendes präsentiert. Vergangene Woche allerdings lud die Diskothek ein Bild hoch, das sich mit einem ernsthafteren Thema befasst: "Die Gema-Lügen" ist da in fetten Lettern zu lesen, darunter ein "Gebührenvergleich 2012 und 2013" mit für Diskothekenbesitzer alarmierenden Zahlen. Ein großer Dancefloor soll Clubbetreiber demnach 164.865 Euro pro Jahr kosten statt 9.614 - das wäre eine Steigerung um 1.614 Prozent.

Inhalt:
  1. Neue Gebührenpolitik: Das Netz protestiert gegen die "Gema-Lügen"
  2. Gema bekommt den Hals nicht voll

Tatsächlich hatte die Gema, die als staatlich anerkannte Treuhänderin die Rechte von Komponisten, Textern und Musikverlegern vertritt, Anfang April erklärt, dass die bisher elf Tarife ab 2013 auf zwei Einordnungen reduziert würden, die "klar, fair und nachvollziehbar und damit überschaubar für den Nutzer" seien. Ausschlaggebend für die Berechnung der Gema-Gebühren sind demnach zwei Faktoren: die Veranstaltungsgröße - berechnet über die Nutzungsfläche - und die Höhe des erhobenen Eintrittsgeldes.

Für den einen notwendige Maßnahme, für den anderen Bedrohung: Clubs und Diskotheken in ganz Deutschland fürchten um ihre Existenz. "Viele Musikveranstaltungen in Gastronomie und Hotellerie werden nach der geplanten Gebührenerhöhung nicht mehr finanzierbar sein", erklärte Ernst Fischer, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, unlängst. Die Gema missbrauche ihre Monopolstellung.

Auch im Netz formiert sich Protest gegen die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, die im Web 2.0 ungefähr so beliebt ist wie die GEZ und die Schufa. So wurde das Bild des Pacha München über 1.500 Mal geteilt und mehrere hundert Male kommentiert. "Die geplante Gebührenerhöhung wird dazu führen, dass es weniger Veranstaltungen geben wird. Leidtragender wird neben den Disco-Betreibern, neben den Künstlern und DJs, die nicht mehr gebucht werden, das gesamte Nightlife sein", macht Thomas Kolaric seinem Ärger Luft. Ben Ba versucht es mit Sarkasmus: "Ich freue mich auf Gema-freie Aufzugmusik in Discos."

Im Rahmen der Onlinepetition Gegen die Tarifreform 2013 - Gema verliert Augenmaß, die zurzeit bei Twitter und Facebook die Runde macht, kamen seit Anfang April rund 150.000 Unterschriften zusammen. Die Petition wurde von Vertretern des Aktionsbündnisses Kultur-retten.de online gestellt und wird nach Angaben der Initiatoren vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband befürwortet.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
Gema bekommt den Hals nicht voll 
  1. 1
  2. 2
  3.  


DimitriFletschkan 24. Sep 2013

Hallo San_Tropez: Das ist bestimmt nicht in Ordnung, aber wieso muss man immer alles auf...

eldorim 03. Jul 2012

Ich bin auch dafür! Damit möglichst viele Diskotheken schließen müssen und es in jeder...

eldorim 03. Jul 2012

Weil der Künstler auch von etwas leben muss. Sie haben nicht die Musik erworben, sondern...

Chevarez 27. Jun 2012

... Es wird einem als Konsumenten vielleicht bewusst, dass man auf Musik, Filme oder...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
GPT-4
"Funken von allgemeiner künstlicher Intelligenz"

Microsoft Research enthüllt eine umfangreiche Sammlung von Fallbeispielen, die mit dem ChatGPT-Nachfolger GPT-4 erzeugt wurden. Die Ergebnisse sind beeindruckend.
Eine Analyse von Helmut Linde

GPT-4: Funken von allgemeiner künstlicher Intelligenz
Artikel
  1. Software im Auto: VW will Millionen bei Cariad einsparen
    Software im Auto
    VW will Millionen bei Cariad einsparen

    Auch Mercedes deckelt die Ausgaben für die Softwareentwicklung. Stattdessen setzen beide Konzerne auf externe Partner wie Google.

  2. Produktstart: Zweifel bei Apple über die kommende AR/VR-Brille
    Produktstart
    Zweifel bei Apple über die kommende AR/VR-Brille

    Apple-Mitarbeiter sollen Bedenken an der geplanten AR/VR-Brille geäußert haben, weil sie den Preis zu hoch und die Nützlichkeit zu gering finden.

  3. Smart-Home-Anwendung: MQTT unter Java nutzen
    Smart-Home-Anwendung
    MQTT unter Java nutzen

    Wer Daten von Sensoren oder ähnlichen Quellen von A nach B senden möchte, kann das Protokoll MQTT verwenden, dank entsprechender Bibliotheken auch einfach unter Java.
    Eine Anleitung von Florian Bottke

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Radeon 7900 XTX 24 GB günstig wie nie • Kingston Fury 16 GB Kit DDR4-3600 43,90€ • MindStar: AMD Ryzen 7 5800X3D 309€ • Nur noch heute: Cyberport Jubiläums-Deals • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen • MediaMarkt-Osterangebote • Alternate: Corsair Vengeance 32 GB DDR-6000 116,89€ • MSI Optix 30" 200 Hz 289€ [Werbung]
    •  /