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Neue Bahn-Chefin: Nur hohe Investitionen und Neueinstellungen retten die Bahn

Die künftige Deutsche Bahn -Chefin will das Eisenbahngeschäft wieder in den Mittelpunkt stellen. Sie muss aber viel höhere Investitionen einfordern und den Arbeitsplatzabbau umkehren.
/ Achim Sawall
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Der Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (Mitte) stellt die neuen Manager vor. (Bild: Bundesverkehrsministerium)
Der Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (Mitte) stellt die neuen Manager vor. Bild: Bundesverkehrsministerium

Die neue Chefin der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, hat sich am Morgen des 22. September 2025 in der Bundespressekonferenz vorgestellt. Die bisherige Chefin der Regiosparte der Bahn sagte(öffnet im neuen Fenster) , man werde sich "wieder auf das konzentrieren, was uns im innersten Kern ausmacht: das Eisenbahngeschäft."

Als neuer Vorstandsvorsitzender des Infrastrukturgesellschaft Infrago wird Dirk Rompf vorgeschlagen. Beide Personalien stehen noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Gremien. "Die Bahn muss funktionieren" , sagte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) bei der Vorstellung.

Mit Palla übernimmt erstmals eine Frau die Führung der Bahn, die zudem nicht wie viele andere bisherige Bahnmanager aus der Automobilindustrie kommt.

Die Südtirolerin begann ihr Berufsleben bei Infineon. Dort war sie von 1999 bis 2001 im Produktcontrolling tätig. Sie studierte Betriebswirtschaft und besitzt einen Triebfahrzeugschein. Im Jahr 2003 ging sie zu dem Versorger E.on, wo sie die Vertriebsmarke E mit aufbaute.

Nach einigen Jahren beim ÖBB-Personenverkehr, wo sie in den Vorstand aufstieg, wechselte Palla 2019 zur Deutschen Bahn. Dort wurde sie im Frühjahr 2019 zur Vorständin für Finanzen bei DB Fernverkehr.

VATM ist begeistert von der "Einleitung zur Modernisierung des Konzerns"

Der Telco-Branchenverband VATM sieht in Pallas Ernennung und der neuen Bahnstrategie die Einleitung der Modernisierung des Konzerns. VATM-Geschäftsführer Frederic Ufer begrüßte dies ausdrücklich: Die Mobilfunknetzbetreiber im VATM – O2 Telefónica, Vodafone und 1&1 – sowie die im Verband organisierten Towercos hätten "den 5G-Standalone-Ausbau entlang der Schienen und in den Bahnhöfen wesentlich vorangetrieben und die Ausstattung Tausender Standorte mit zusätzlichem LTE im 900-Megahertz-Band ermöglicht."

Ein zentrales gemeinsames Zukunftsprojekt ist der Gigabit Innovation Track XT (Gint XT) auf dem Weg zum künftigen Bahnfunksystem FRMCS.

Was die Beschäftigten und die Fahrgäste der Bahn brauchen

Doch was nützt das beste WLAN, wenn der Zug nicht fährt? Das Problem der Bahn sind mangelnde Investitionen und der massive Stellenabbau in den vergangenen Jahrzehnten. In den vergangenen Jahren wurde das wichtigste Mobilitäts- und Logistikunternehmen von einer unfähigen Konzernleitung zu einer weltweiten Lachnummer gemacht. Das passierte auf Kosten der Beschäftigten und der Fahrgäste, während sich das Management weiterhin Boni überweisen lässt.

Laut Allianz pro Schiene investiert Deutschland pro Kopf deutlich weniger in die Schieneninfrastruktur als viele der europäischen Nachbarn: etwa 115 Euro pro Kopf. Obwohl die absoluten Investitionen in den vergangenen Jahren stiegen, bleibt dieser Wert im Vergleich relativ niedrig. Die Schweiz gilt seit Jahren mit Pro-Kopf-Investitionen von 477 Euro (Stand: 2023) als Spitzenreiter. Dort ist die Bahn pünktlich und sehr gut ausgebaut.

Seit der Bahnreform im Jahr 1994, mit der die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Reichsbahn zur Deutschen Bahn AG fusionierten, vollzog der Konzern einen massiven Stellenabbau. Bis zum Jahr 2012 beschäftigte die Bahn in Deutschland nur noch rund 195.000 Mitarbeiter, mehr als 175.000 Stellen wurden bis dahin abgebaut.

In den vergangenen Jahren wurde zwar wieder Personal eingestellt, doch aktuell will man gerade in der Güterverkehrssparte DB Cargo bis 2029 mehrere Tausend Stellen streichen. In der jetzigen Situation der weltweit zunehmenden Umweltkrise ist das Wahnsinn.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) lehnt das Personalpaket des Bundesverkehrsministers ab. Der EVG-Vorsitzende Martin Burkert sagte: "Herr Schnieder will der Bahn einen Neustart ermöglichen, beschert Evelyn Palla aber mit einem neuen Infrastrukturchef direkt einen Fehlstart" . Er betonte, dass es vonseiten der Beschäftigten viel Wertschätzung für die amtierende Regio-Chefin gebe. Die EVG habe vor allem ein Problem mit Dirk Rompf.

EVG: Rompf ist das Problem, nicht die Lösung

Rompf war sechs Jahre für die Infrastruktur verantwortlich. "Und ist mit seinem Sparwahn mit Schuld an der heutigen Situation" , sagte der EVG-Vorsitzende.

Burkert lobte die Finanzierungszusagen in der neuen Bahnstrategie, kritisierte aber die Wirtschaftlichkeitsvorgaben. So soll der Fernverkehr schon Ende 2028 wirtschaftlich werden – gleichzeitig sollen ländliche Räume angebunden sein. Zugleich bekräftigte er seine Kritik an der unzureichenden Trassenpreisförderung, die den Schienengüterverkehr und den Fernverkehr stark belaste. Die GDL äußerte sich noch nicht.


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