Schritt 1: Kommunikationsnetzwerk aufbauen
Eine funktionierende Krisenkommunikation braucht eine strukturierte Organisation. Die Zellenstruktur bietet dafür eine einfache, skalierbare Lösung. Sie basiert auf kleinen Einheiten mit klar definierten Kommunikationswegen. Jede Zelle kommuniziert direkt nur mit wenigen Nachbarzellen. So entsteht ein stabiles Netz mit hoher Fehlertoleranz.
Eine Zelle besteht aus drei bis sechs Personen. Das können Haushaltsmitglieder oder eng benachbarte Wohnungen sein. Mehrere Zellen bilden eine Gruppe mit gemeinsamem Ansprechpartner.
Daraus entstehen lokale Hierarchien, die keine zentrale Steuerung benötigen. Diese Struktur erhöht die Redundanz, vereinfacht die Koordination und passt sich flexibel an räumliche Gegebenheiten an(öffnet im neuen Fenster) .
Ein Beispiel: Eine Familie bildet eine Zelle. Drei Familien im gleichen Haus bilden die Hausgemeinschaft. Drei Häuser bilden den Straßenzug. Vier Straßenzüge ergeben das Quartier. Jeder Schritt definiert die Schnittstellen der Kommunikation und die notwendigen Verantwortlichkeiten.
Bei einem Ausfall übernimmt die nächstgelegene Zelle die Kommunikation. So entsteht kein Funkloch. Wichtig ist, dass möglichst viele Leute ein Funkgerät besitzen, denn 600 m Reichweite können in einer Stadt bereits einen Umkreis von über 1 km² abdecken - in Berlin wären das statistisch über 4.000 Menschen. Viel entscheidender als maximale Distanz ist daher eine breite Verteilung von Funkgeräten in der Bevölkerung(öffnet im neuen Fenster) .
Jede Zelle verteilt Rollen. Der Koordinator hält Kontakt zu benachbarten Zellen und leitet Informationen weiter. Der Funker bedient technische Geräte und hält Kommunikationszeiten ein. Der Kurier übermittelt Nachrichten persönlich, wenn Funk oder Sichtverbindung nicht ausreichen. Die Rollenzuweisung hängt von Fähigkeiten und verfügbaren Mitteln ab. Rollen lassen sich rotieren oder fest zuordnen.
Bürgernotfunk in Soest
Ein Beispiel aus der Praxis: Im Kreis Soest (NRW) wurde ein Konzept namens Bürgernotfunk eingeführt. Freiwillige Nachbarn können einen Aushang ins Fenster hängen, der sie als Anlaufstelle für Notfunk ausweist. Dieses Schild signalisiert: Hier gibt es ein Funkgerät, hier lässt sich Hilfe vermitteln, falls der Notruf 112 wegen Stromausfalls nicht erreichbar ist. Solche einfachen Markierungen helfen, im Ernstfall schnell die richtigen Ansprechpartner in der Nachbarschaft zu finden.
Die Zellenstruktur erlaubt lokale Entscheidungen und vermeidet Überlastung einzelner Stellen. Sie trennt Informationsfluss von Verantwortung. Damit bleibt das Netz auch unter schwierigen Bedingungen stabil und nachvollziehbar - und eine zentrale Kontrolle ist nicht erforderlich. Skalierung und Anpassung erfolgen durch klare Regeln auf kleinster Ebene.



