Netzsperren in Großbritannien: Pornofilter sperren ein Fünftel der beliebtesten Websites
Nicht nur Pornos, sondern auch soziale Netzwerke und beliebige andere Angebote werden von den britischen Netzsperren erfasst. Dies zeigt die Untersuchung eines neuen Onlinetools, mit dem vorab geprüft werden kann, welche Sites von welchem Provider blockiert werden.

Die britische Bürgerrechtsorganisation Open Rights Group (ORG) hat auf der Site 'Blocked' ein Angebot freigeschaltet, mit dem die seit Anfang 2014 für UK-Provider verpflichtenden Pornofilter geprüft werden können. Wenn der Nutzer dort die Adresse einer Webseite eingibt, prüfen die Server der ORG, welcher Provider das Angebot sperrt und welcher nicht. Auch ob eine Site früher blockiert wurde und wann das zuletzt der Fall war, gibt das Tool aus.
Die ORG hat die Tests zunächst selbst durchgeführt und vor einigen Tagen für die Allgemeinheit freigeschaltet. Jeder Internetnutzer kann dort URLs eingeben. Die bisherigen Ergebnisse zeigen laut einem Bericht von Torrentfreak, dass die Filter weit mehr herausfiltern als sie sollen. Von den 100 weltweit am meisten aufgerufenen Webseiten sind laut dem Analysedienst Alexa nur vier Prozent pornografische Angebote. Die britischen Filter sperren aber 20 Prozent der Online-Top-100. Insgesamt werden derzeit über 23.000 Webseiten blockiert.
Pornofilter sperrt Reddit und Linuxtracker
Darunter waren zeitweise auch Angebote wie der Nachrichtenaggregator Reddit und Open-Source-Webseiten wie Linuxtracker. Letztere Site wurde zeitweise ebenso wie das redaktionelle Angebot Torrentfreak gesperrt, weil sie angeblich direktes Filesharing ermöglicht. Das allein zeigt schon, dass es bei den unter dem Vorwand des Jugendschutzes eingeführten Filtern generell um missliebige Online-Angebote gehe, meint Torrentfreak.
Dass auch andere harmlose Seiten, wie die der Selbsthilfeorganisationen für Opfer sexualisierter Gewalt gesperrt wurden, fiel schon im Januar 2014 auf. Wie die Filter genau erstellt werden und ob dabei - was offensichlich sehr wahrscheinlich ist - auch Wortlisten verwendet werden, geben die britische Regierung und die Provider nicht bekannt.
Der ORG geht es bei der Erfassung der gesperrten Sites vor allem darum zu zeigen, dass solche Filter technisch schlecht gemachte Lösungen sind, die nur wenig Schutz bieten. Mit Bezug auf die britische Bevölkerung meint Jim Killock: "Wenn die Leute meinen, sie brauchen die Filter, dann ist das ihr gutes Recht. Aber sie sollten wissen, dass sie sehr fehlerhafte Technik verwenden, die sie nicht besonders gut schützt, sondern ihnen sehr wahrscheinlich Probleme macht. Kurz gesagt sind sie ziemlicher Müll."
Sämtliche britischen Provider müssen die Filter seit Anfang des Jahres 2014 standardmäßig für jeden Online-Zugang einschalten. Dessen Inhaber kann sie im Verfahren des Opt-Out wieder ausschalten, muss dies seinem Provider aber selbst mitteilen. Auch wenn die Filter zum Schutz einer Familie generell eingeschaltet sind, können einzelne fehlerhaft gesperrte Sites ausgenommen werden, dazu muss der Nutzer sich aber wiederum an seinen Provider wenden. Dafür gibt es zudem kein einheitliches Verfahren, die ORG hat die möglichen Wege mit Direktlinks auf einer eigenen Seite aufgeführt.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Das Problem darf doch nicht sein, Jugendliche von jedwedem Porn abzutrennen. Wenn der...
Von den 100 sind 4 von 100... Geiles Deutsch. :)
Sollen doch alles "gewählte Volksvertreter" sein...
Der pornofilter filtert nicht nur pornos? Na wer hätte das gedacht. xD