Netzneutralität: Preise für Glasfaser haben sich fast verdoppelt

Die europäischen Festnetzbetreiber begründen einen neuen Appell zur Aufhebung der Netzneutralität mit Preissteigerungen, besonders bei Glasfaser und Energie. Das geht aus einem einen Aufruf der Konzernführungen vom 26. September 2022(öffnet im neuen Fenster) hervor. "Die Kosten für Planungs- und Bauarbeiten steigen. Die Preise für Glasfaserkabel haben sich beispielsweise im ersten Halbjahr 2022 fast verdoppelt. Ebenso treffen die Preissteigerungen bei Energie und anderen Vorleistungen auch den Konnektivitätssektor" , hieß es.
Rechtzeitiges Handeln sei nötig, weil Europa schon viele Möglichkeiten bei Internetangeboten für Neukunden verpasst habe. "Es muss jetzt schnell Stärke für das Zeitalter des Metaverse aufbauen" , erklärten die Konzernspitzen. Um den nötigen Ausbau der Infrastruktur nachhaltig zu leisten, "sollten die größten Traffic-Erzeuger einen angemessenen Beitrag zu den beträchtlichen Kosten leisten, die sie derzeit den europäischen Netzen auferlegen" , sagten sie. Unterzeichner sind die Chief Executives von Deutsche Telekom, Orange aus Frankreich und Telefónica in Spanien. Weitere Unterzeichner der Erklärung sind Vodafone, Bouygues Telecom (Frankreich), KPN (Niederlande), BT Group (Großbritannien), TIM Group (Italien), Telia Company (Schweden), Fastweb (Italien) und Altice Portugal.
Telekom-Lobbyverband ETNO schürt Konkurrenz zwischen EU und USA
Laut einer vom Telekom-Lobbyverband ETNO (European Telecommunications Network Operators) veröffentlichten Studie entfielen zuletzt über 56 Prozent des gesamten weltweiten Datenverkehrs im Jahr auf Meta, Alphabet, Apple, Amazon, Microsoft und Netflix. Der Studie zufolge sei ein jährlicher Beitrag der Contentanbieter zu den Netzwerkkosten von 20 Milliarden Euro (21 Milliarden US-Dollar) für die EU-Wirtschaft nötig. Führende Mitglieder von ETNO sind ehemals staatliche oder teilstaatliche Netzbetreiber.
Europäische Internet Service Provider (ISP) bemühen sich "derzeit insbesondere durch intensive Lobbyarbeit um einen Wechsel hin zu einem SPNP-Abrechnungsprinzip für IP-Transit auf politischem Weg" , erklärte das WIK (Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste).
Tech-Konzerne aus den USA und zivilgesellschaftliche Organisationen brächten die Netzneutralität in Gefahr. Danach müssen Daten unabhängig von Herkunft, Inhalt, Anwendung, Absender und Empfänger in Netzen gleichbehandelt werden, wie die zuständige Bundesnetzagentur es formuliert(öffnet im neuen Fenster) . Google und Meta wehren sich gegen die Vorwürfe , sich nicht an den Infrastrukturkosten zu beteiligen: Sie trügen neben Rechenzentren und Content Delivery Networks (CDNs) auch zum Netzausbau mit Seekabeln bei.
Die Netzbetreiber nennen den Vorstoß Sending-Party-Pays. Den Datenverkehr erzeugen jedoch die zahlenden Kunden der Internetprovider, die Streamingdienste von Meta, Alphabet, Apple, Amazon, Microsoft und Netflix nutzen. In Südkorea hat sich ein solches Vorgehen gegen die Contentprovider nicht bewährt.



