Netzneutralität: Kabel-Deutschland-Chef will Netflix bevorzugen

Netzneutralität hin oder her: Wenn Netflix dafür zahle, würde Vodafone gerne die Daten des Streaminganbieters bevorzugen. Auf der Anga Com in Köln sprachen die Konzernchefs von Vodafone und Liberty Global sowie der ZDF-Intendant über ihre Haltung zu Netflix.

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Männer, die auf Netflix starren: Kabel-Deutschland-Chef Manuel Cubero (l.), Liberty-Global-CEO, Mike Fries (Mitte) und ZDF-Intendant Thomas Bellut
Männer, die auf Netflix starren: Kabel-Deutschland-Chef Manuel Cubero (l.), Liberty-Global-CEO, Mike Fries (Mitte) und ZDF-Intendant Thomas Bellut (Bild: Achim Sawall/Golem.de)

Der Chef von Kabel Deutschland würde gerne Qualitätsklassen anbieten, bei denen die Daten von Firmen wie Netflix gegen Zahlung besser behandelt würden. Das sagte Kabel-Deutschland-Chef Manuel Cubero am 9. Juni 2015 auf der Branchenmesse Anga Com in Köln. Cubero erklärte in der Diskussionsrunde des Medienforums NRW, "Qualitätsklassen sind in dem Bereich unerlässlich. Wenn Firmen wie Netflix Bedarf haben, ihre Daten schneller zum Kunden zu bringen, dann müssen wir in der Lage sein, das auch anbieten zu können."

Solche Qualitätsklassen würden natürlich nicht diskriminierend, sondern für alle angeboten, sagte der Chef der Vodafone-Tochter.

Auch Gamer zahlten gerne für geringe Latenzzeiten. Der Vodafone-Konzern würde 30 Prozent seiner Umsätze in den Ausbau der Netze investieren. "Wir müssen das refinanzieren, mit neuen Geschäftsmodellen", sagte er. Kunden seien glücklich mit hohen Geschwindigkeiten. Die Downloadmenge pro Haushalt wachse jährlich um 50 Prozent. "Das hätten wir vor Jahren nicht geglaubt", erklärte Cubero.

Der Chef des weltgrößten TV-Kabelnetzbetreibers Liberty Global, Mike Fries, sagte, Netflix und Liberty hätten früher eine Hassliebe füreinander empfunden. "Nun ist es nur noch Liebe", weil die Kunden durch Netflix mehr Breitband nutzten. Der Konzern sei wegen des Streaminganbieters "nicht gestresst", denn es habe in den vergangenen zehn Jahren keine Änderung in der Quantität der linearen Fernsehnutzung in Deutschland gegeben.

ZDF hat keine Angst vor Netflix

ZDF-Intendant Thomas Bellut kritisierte dagegen Vodafones Vorstoß gegen die Netzneutralität. "Die Frage ist doch: Wie gehen sie mit den Inhalten um, die sie vermitteln sollen?" Dies sei eine gesellschaftliche Verantwortung. Natürlich sei die Versuchung groß, den, der bezahle, besser zu behandeln, "besonders in Konzernen, die unter Druck stehen, immer höhere Gewinne zu erwirtschaften", sagte Bellut. Hier sei aber die Politik gefordert.

Er bewundere Netflix für seine exzellente Software, die Inhalte gut auffindbar mache. Netflix sei auch ein Inhalteanbieter, doch die deutschen Inhalte seien überschaubar, weshalb der Streaminganbieter für das ZDF "nicht furchterregend" sei. Auch bei den überwiegend englischsprachigen Programmen sei der deutsche Markt durch die Privatsender bereits gut versorgt. "Durch den Start von Netflix gab es auch bei der Mediathek keine Einbrüche", sagte der Intendant.

Fries sagte, die Netzneutralität sei ein schwieriges Thema. "Unsere Position hat sich entwickelt, wir diskriminieren keinen Traffic. Wir blockieren keine Inhalte. Wir sind transparent, wir wollen, dass die Leute Zugriff auf alles haben, was sie wollen."

Jedes Jahr investiere Liberty Milliarden in die Netze. Kunden nutzten im Durchschnitt 15 GByte pro Monat. Doch es gebe genug Kapazität in den Netzen, und es werde immer mehr ausgebaut. "Wir sind ein guter europäischer Provider", erklärte Fries.

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chuck0r 10. Jun 2015

Für solch ein Vorgehen müsste dein Traffic (oder zumindest ein Teil deines Traffics...

User_x 10. Jun 2015

Traffic Limitierung aufgrund der Sicherheit, die bytes könnten sonst verloren gehen...

matok 10. Jun 2015

Dann wird's ja erst richtig interessant, denn dann werden die Qualitätsklassen nochmal...

matok 10. Jun 2015

Richtig, wer nicht zahlt, hat keine Ansprüche. Dumm nur, dass sowohl Netflix bereits für...



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