Netzneutralität: Im Netz der Ahnungslosen
Die Netzprovider fordern mit aller Macht die Einführung von Spezialdiensten neben dem regulären Netzzugang. Die Daten brauchen aber keine Überholspuren, sondern müssen näher an die Nutzer heranrücken.

Die Sache mit dem Internet könnte so einfach sein. Die Endkunden verfügen über einen Anschluss mit komfortabler Bandbreite, der ihnen auch die Nutzung datenintensiver Dienste wie Videostreaming erlaubt. Provider und Anbieter von Inhalten sorgen dafür, dass die Netzinfrastruktur ausreichend ausgestattet ist, um die Daten schnell und ruckelfrei zu transportieren. So weit der schöne Traum. Weil das "normale" Internet häufig nicht so reibungslos funktioniert, wie es könnte, wollen die Provider mit Spezialdiensten und einer Priorisierung bestimmter Inhalte nachhelfen. Was in Einzelfällen sinnvoll sein kann, hebt sich im großen Stil jedoch selbst auf, bedroht die Netzneutralität und lenkt das Geld in die falsche Richtung.
- Netzneutralität: Im Netz der Ahnungslosen
- Internet erhält neue Architektur
- Spezialdienste sollen sich unterordnen
Die Debatte über die Netzneutralität wird in Europa und den USA inzwischen wie ein Glaubenskrieg geführt. Während ihre Verfechter jedwede Möglichkeit von Spezialdiensten verteufeln, warnen die Befürworter von Überholspuren vehement vor der Verhinderung von Innovationen. Mit denselben Argumenten wird je nach Interessenlage für und gegen Spezialdienste gekämpft, viele Halb- und Unwahrheiten machen dabei die Debatte nicht einfacher. Unklarheit herrscht auch darüber, was die technische Umsetzung und Erfordernisse der Spezialdienste betrifft.
Die wichtigsten Fragen lauten derzeit: Wie lassen sich Spezialdienste sinnvoll einsetzen? Wie lässt sich eine Beeinträchtigung des "normalen" Internets durch bestimmte Diensteklassen und Priorisierungen vermeiden? Wie nötig sind Spezialdienste für Massenangebote wie Videostreaming überhaupt?
Internet wird zum Videonet
Dass die Debatte so heftig aufflammt, liegt an den neuen Diensten und Angeboten des Netzes. Das Internet durchläuft einen Prozess, wie er für andere Netze längst bekannt ist: Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten. Wer den Nutzern Datenflatrates mit hoher Bandbreite verkauft, wird auch mehr Traffic und Dienste bekommen, die eine hohe Bandbreite benötigen. Videostreaming war mit 56k-Modems undenkbar, ist aber mit einer Verbindung von einigen MBit/s kein Problem. Cisco erwartet in seiner aktuellen Netzprognose eine Verdreifachung des Internet-Traffics bis 2018, wobei Videos einen Anteil von 79 Prozent ausmachen sollen, einschließlich Peer-to-Peer-Diensten sogar 80 bis 90 Prozent. Anders gesagt: Aus dem Internet wird in fünf bis zehn Jahren ein Videonet. Die zunehmende Verbreitung solcher Dienste führt aber bei Providern schon jetzt zu Kapazitätsengpässen, die in den USA zu dem vieldiskutierten und -kritisierten Deal zwischen dem Videostreamportal Netflix und dem Kabelnetzbetreiber Comcast geführt haben.
Die Position der Provider wird dadurch gestärkt, dass Videostreaming auf einen kontinuierlichen Datendurchsatz angewiesen ist. Wer von Fernseher und DVD eine ruckelfreie Wiedergabe gewohnt ist, erwartet dies auch bei Internt-TV oder Video-on-Demand. Um Aussetzer zu vermeiden, könnten die Provider beispielsweise bestimmte Datenpakte priorisieren. Auch netzübergreifend. Im Falle von Kapazitätsproblemen würden sie von den Routern bevorzugt weitergeleitet, um den Datendurchsatz zu garantieren.
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Internet erhält neue Architektur |
Für H.265/HEVC an sich gibt es bereits kostenlose Player-Software, zumindest für...
Das hängt aber auch immer davon ab, wie die jeweilige Anwendung misst/rechnet. 10er- und...
Das kommt darauf an wie man das Umsetzt. Die harmloseste Möglichkeit ist natürlich ein...
Immer wieder interessant wenn das Thema Netzneutralität wieder aufkocht. youtube.com...
Anstatt "Spezialdienste" würde ich auch eher "Diensteklassen" vorschlagen. Zum Beispiel...