Netzneutralität: Breite Allianz warnt vor Datenmaut

Die Pläne der EU für Netzgebühren schrecken Verbraucherschützer und Netzaktivisten auf. Sie befürchten doppelt so hohe Kosten für die Nutzer.

Artikel veröffentlicht am ,
Die Telekomprovider wollen von Inhalteanbietern direkte Zahlungen erhalten.
Die Telekomprovider wollen von Inhalteanbietern direkte Zahlungen erhalten. (Bild: Jakub Porzycki/NurPhoto/Reuters)

In einer gemeinsamen Stellungnahme wenden sich mehr als 50 Organisationen und Unternehmen gegen die Einführung sogenannter Netzgebühren auf EU-Ebene. Ein Mechanismus direkter Zahlungen an die etablierten Telekommunikationsunternehmen hätte "unmittelbare und weitreichende negative Folgen, nicht nur für die europäischen Unternehmen, sondern auch für die Verbraucher", heißt es in dem Schreiben (PDF) vom 4. Mai 2023. Die neue Gebühr würde sich "direkt auf die Kosten und die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher auswirken, mit weitreichenden negativen Folgen für die Vielfalt und die Qualität der Produkte und Dienstleistungen".

Hintergrund des Schreibens sind Pläne der EU-Kommission, wonach es Internet-Zugangsanbietern (ISPs) künftig per Gesetz ermöglicht wird, Zahlungen von CAPs (Content and Application Providers) wie Google, Netflix, Meta, Amazon, Microsoft und Apple zu verlangen.

Dem Schreiben zufolge sind es jedoch nicht die Inhalteanbieter, sondern die Verbraucher, die mit ihrem Nutzungsverhalten den Datenverkehr in die Höhe treiben. "Die Verbraucher, die bereits für ihre (Hochgeschwindigkeits-)Breitbandabonnements zahlen, müssten für die gleiche oder eine geringere Qualität des Internetdienstes wahrscheinlich das Doppelte, wenn nicht sogar mehr, bezahlen", heißt es weiter.

Mehr Kosten für weniger Inhalte

Es sei "wahrscheinlich, dass die neu 'besteuerten' Unternehmen die Gebühren an ihre Abonnenten weitergeben müssen, während sie gleichzeitig die Netzneutralität in Europa de facto untergraben". Die Verbraucher hätten möglicherweise auch Zugang zu weniger Inhalten, da die Anbieter weniger Mittel zur Verfügung hätten, um in Inhalte und Vertrieb zu investieren.

Die Einführung einer solchen Netzgebühr oder Datenmaut ist hochumstritten. Selbst das Gremium europäischer Regulierungsstellen (Gerek, engl. Berec) hält eine solche Gebühr nicht mit dem Prinzip der Netzneutralität für vereinbar. Das Gremium hat in einer Einschätzung "keine Beweise dafür gefunden, dass eine solche Methode (eine direkte Kompensation) angesichts der aktuellen Marktlage gerechtfertigt ist". Zudem bestehe die Sorge, "dass ein direkter Ausgleich von großen CAPs an große ISPs den Grundsatz der Netzneutralität gefährden und zu einer Wettbewerbsverzerrung führen könnte, die kleinere und mittlere ISPs benachteiligt, obwohl auf diese alternativen Anbieter oft ein erheblicher Teil des Glasfasernetzausbaus entfällt".

Die Bundesregierung lehnt die Pläne offenbar ab. Das Digitalministerium von Volker Wissing (PDF) forderte laut Handelsblatt, dass die EU-Kommission fundiert rechtfertigen müsse, weshalb sie eine Kostenbeteiligung als notwendig erachtet. Das Ministerium teilte mit: "Wir sehen hier aktuell keinen Regulierungsbedarf."

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


MrTridac 05. Mai 2023 / Themenstart

Ich lenhe Gebühren für so was grundsätzlich ab. In einem Punkt hat die Kommission aber...

UserXA 04. Mai 2023 / Themenstart

Lol, da hab ich gut gelacht :) Da hat wohl jemand beim Artikel Schreiben FDP mit PDF...

V4lt05 04. Mai 2023 / Themenstart

Wenn der Verbraucher dann keine Internetgebühen mehr zahlen muss und diese dann eben in...

Termuellinator 04. Mai 2023 / Themenstart

Anders kann man diese Idee einfach nicht nennen... Leider hat das Hirn bei genug...

Kommentieren



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Grace Hopper Superchip
Nvidia zeigt den DGX GH200 AI-Supercomputer

Die Kombination aus Grace Hopper, Bluefield 3 und NVLink ergibt funktional eine riesige GPU mit der Rechenkapazität eines Supercomputers und 144 TByte Grafikspeicher.

Grace Hopper Superchip: Nvidia zeigt den DGX GH200 AI-Supercomputer
Artikel
  1. Gefangen im Zeitstrom, verloren im All: Die zehn besten Sci-Fi-Serien der 1960er
    Gefangen im Zeitstrom, verloren im All
    Die zehn besten Sci-Fi-Serien der 1960er

    Sie sind die Klassiker, auf denen das ganze Genre aufbaut: die großen Science-Fiction-Serien der 1960er. Neben Star Trek gab es hier noch viel mehr.
    Von Peter Osteried

  2. Reiner Haseloff: Ministerpräsident fordert Nullrunde bei Rundfunkbeitrag
    Reiner Haseloff
    Ministerpräsident fordert Nullrunde bei Rundfunkbeitrag

    Zwei Jahre soll der Rundfunkbeitrag eingefroren werden, die Zukunftskommission derweil Reformideen vorlegen, schlägt Sachsen-Anhalts Ministerpräsident vor.

  3. Speicherleaks vermeiden: Ressourcen- und typensicheres Programmieren in C++
    Speicherleaks vermeiden
    Ressourcen- und typensicheres Programmieren in C++

    Bei C++ liegt alles in der Hand der Entwickler - und das kann gut und schlecht sein. Richtig angewendet, ist die Sprache aber alles andere als unsicher.
    Eine Anleitung von Adam Jaskowiec

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Microsoft Xbox Wireless Controller 40,70€ • Lexar Play 1 TB 99,60€ • DAMN!-Deals mit AMD-Bundle-Aktion • MindStar: AMD Ryzen 9 5950X 429€, MSI RTX 3060 Gaming Z Trio 12G 329€, GIGABYTE RTX 3060 Eagle OC 12G 299€, be quiet! Pure Base 500DX 89€ • Logitech bis -46% [Werbung]
    •  /