Real Life ist überbewertet
Der Begriff "Generation" hat sich bei diesem Thema eingebürgert, ist aber eigentlich nicht korrekt. Wie das Netz und die Menschen darin funktionieren, kann man in jeder Altersgruppe verstehen. Es ist schwer zu erklären, wie das digitale Zeitalter die Entwicklung eines Menschen beeinflusst. Wer mit Technologie aufwächst und sie lernt zu beherrschen, dessen Denk- und Verhaltensmuster ändert sich. Man lernt, Informationen schneller zu verarbeiten. Man hat den Drang, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Man bekommt ein Gefühl für Technologie. Kids, die auch Counter-Strike gespielt haben, verfügen über eine Augen-Hand-Koordination wie ein Düsenjetpilot.
In meiner extremen Internetzeit lernte ich mehr als in allen Real-Life-Tätigkeiten zusammen. Erfahrungen und Gelerntes werden überbewertet, denn man findet häufig etwas Besseres im Netz, besonders wenn es um Technik geht. Für einen Nerd zählen Fakten und etwas Bauchgefühl. Viele Menschen glauben das, was sie von ihren Bekannten, Freunden oder Umfeld zu hören bekommen, ohne einen Hauch von Zweifel. Das Netz hat mich anderes gelehrt. Vertrauenswürdige Quellen sind wichtig.
Internetnutzer müssen sich nicht alles merken, sondern wissen, wo sie die gesuchten Fakten herbekommen oder wer dabei helfen kann. Die eigene Erfahrung kann trügerisch sein. Nur weil etwas in der Vergangenheit funktioniert hat, heißt es nicht, dass diese Annahme für die Ewigkeit gilt oder noch relevant ist. Vor allem in der Netzwelt werden neue Dinge wichtig, die man ein halbes Jahr danach total vergessen kann.
Wer den Zugang zum Internet hat, dem liegt das Wissen der Welt zu Füßen. Man findet immer Rat, wenn man nett fragt. Man findet Hilfe, wenn man welche braucht. Man findet Menschen, von denen man lernen kann.
Oh, Real Life!
Mein bester Freund wollte plötzlich eine Freundin, aber ich war zwischenmenschlich völlig verpeilt. Das sind Dinge, die man verpasst, wenn man nur vor Maschinen sitzt. Wer gab mir Antworten? Das Internet. Die Betriebsanleitung für den Menschen. Also las ich alles, was ich über Psychologie finden konnte. Ich stieß auf einen interessanten Thread. Jemand fragte in einem Psychologieforum und bekam Antwort von Sparkle. Später mischte sich Don Corleone ein. Vor allem machte er den Leuten klar, dass sie ihren Arsch in die Welt bewegen müssen. Raus in die große, weite Welt? Oh Gott. Immerhin konnte ich dann darüber bloggen.
16 Jahre alt, ging es in einen Technoclub. Wie tanzt man denn bitte auf Techno oder House? Google sagt mir, dass es sich Melbourne Shuffle nennt. Es gibt eine Community mit How-to-Videos, wo die Schritte langsam gezeigt werden. Ich fing an, vor dem Spiegel zu üben. Nach einigen grobmotorischen Versuchen sah es einigermaßen aus. Also wieder ab in den Club und probieren. Läuft! Ich bekam sogar Komplimente und die Leute fragten, wo ich so gut tanzen gelernt hab. Och, wo könnte ich das wohl gelernt haben? Na, im Internet!
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Sehr genial... echt wahr. Freilich kann man über eine gewisse Polarisierung streiten...
So in etwa würde ich meine Webseite auch ausbauen, wenn ich etwas zu schreiben hätte :D...
Das Wort Arroganz beschreibt meinen Stil im Buch und gehst davon aus, dass es meinem...
Ich schreibe kein Buch. Ich schreibe (noch genauer: tippe) einen Text. Klassischer "Das...