Netflix muss mehr bieten als herkömmliche Sender
Im linearen Fernsehen hätten viele der Serien, die bei Netflix das vorzeitige Aus ereilt, wohl überlebt. Das liegt in erster Linie daran, dass sie in der Produktion deutlich günstiger sind als die Serien des Streaming-Anbieters.
Dazu kommt, dass die Wertschöpfungskette weit größer ist: Serien im linearen Fernsehen werden international an andere Sender verkauft und dann national an Regionalsender. Zudem werden sie an Streaming-Dienste vermietet oder auf Heimkinoformaten vermarktet.
Die Kosten für eine Staffel teilen sich Sender und Produktionsstudio, was es für beide günstiger macht. Die Kreativen wiederum sind in der Regel an den Einnahmen beteiligt. Bei einer international erfolgreichen Serie, die annähernd ein Jahrzehnt läuft, kann es da um Hunderte Millionen US-Dollar gehen.
Netflix übernimmt die kompletten Produktionskosten
Da Netflix Serien aber einzig und allein selbst vermarktet, fällt diese Wertschöpfungskette weg. Das macht Netflix für Produzenten zu einer weniger interessanten Plattform.
Netflix muss darum tiefer in die Tasche greifen. Es bezahlt die kompletten Produktionskosten einer Staffel plus einen Aufschlag von 30 Prozent für die Produzenten, der für die entgehenden Beteiligungen durch andere Auswertungsketten gedacht ist. Damit aber nicht genug: Es gibt ein System von Bonuszahlungen und Gagenerhöhungen, wenn eine Serie fortgesetzt wird.
Das heißt, dass eine Serie nach der zweiten Staffel sehr viel teurer wird und nach der dritten Staffel preislich nochmal gewaltig zulegt. Aus dem Grund ist es für Netflix nur dann sinnvoll, eine Serie über die zweite Staffel hinaus zu verlängern, wenn sie ein wirklich großes Publikum findet. Und selbst dann steigen die Kosten exponentiell an, weswegen auch erfolgreiche Formate oft nur vier Staffeln haben.
Es reicht also für eine Serie nicht, eine hingebungsvolle Fanbase zu haben. Eine Serie muss bei Netflix weltweit Zuschauer anlocken und sie muss einen Großteil der bestehenden Abonennten erreichen, wie das zum Beispiel bei Stranger Things der Fall war. Denn nur durch viel positive Mundpropaganda kommen neue Zuschauer hinzu.
Das ist umso wichtiger, als Netflix noch immer im Wachsen begriffen ist. Zwar hat sich das Wachstum in den USA verlangsamt, im Rest der Welt steigt die Zahl der Abonnenten aber.
Eine neue Serie hat zumindest das Potenzial, zum Hit zu werden
Wenn eine Serie nach Staffel 2 oder 3 nicht einen Großteil der Zuschauer erreicht, sieht Netflix es als unwahrscheinlich an, dass ihr das mit weiteren Staffeln gelingen wird. So werden auch Serien wie Santa Clarita Diet mit Drew Barrymore und Timothy Olyphant nach drei Staffeln - und mit einem offenen Ende - eingestellt.
Aus finanzieller Sicht ist es für Netflix in vielen Fällen weit sinnvoller, eine neue Serie in Auftrag zu geben, als eine alte zu verlängern. Eine neue Serie bietet zumindest das Potenzial, zum Hit zu werden.
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Netflix: Warum so viele Serien nur zwei Staffeln lang laufen |
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