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Netcologne: Weiterer Kabelnetzbetreiber schaltet Schwarzseher ab

Netcologne will Schwarzseher auch mit Aufsetzern auf den Kabeldosen abklemmen. Doch die Lösung hat wenig Bestand.
Aktualisiert am , veröffentlicht am / Achim Sawall
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Kein Bild, kein Ton (Bild: Rehnig Gruppe)
Kein Bild, kein Ton Bild: Rehnig Gruppe

Netcologne beginnt damit, TV-Anschlüsse ohne laufenden Vertrag schrittweise abzuschalten. Das gab der Telco-Betreiber am 24. Oktober 2024 bekannt(öffnet im neuen Fenster) . "Wir haben uns bewusst im Sinne der Kundinnen und Kunden für einen langen Übergangszeitraum entschieden" , sagte Ulf Menssen, Bereichsleiter Privatkundengeschäft bei Netcologne. Schwarzseher, die den TV-Anschluss weiter nutzen, aber nicht bezahlen, schaltet man jetzt sukzessive ab. "Auch wenn das für uns mehr Aufwand bedeutet" , erklärte Menssen.

Die Kabelnetzgebühren wurden bisher für rund 12,5 Millionen Mieter auf die Mietnebenkosten umgelegt, auch wenn sie das Angebot gar nicht nutzten. Doch das endete durch das neue Telekommunikationsgesetz zum 30. Juni 2024.

Das individuelle Abschalten von Kabel-TV-Anschlüssen in Mehrfamilienhäusern sei zwar aufwendig, aber auf verschiedenen Wegen möglich. Oft könnten Kabelanschlüsse für ausgewählte Wohnungen zentral vom Keller eines Gemeinschaftshauses aus gesperrt werden, erklärte Netcologne. Eine weitere Möglichkeit sei, Sperraufsetzer auf den Kabeldosen in den Wohnungen anzubringen. Rechtlich erlaubt sei auch, ganze Häuser vom TV-Kabelnetz zu trennen, wenn der überwiegende Teil der Haushalte keinen Vertrag abgeschlossen habe.

Baumnetze und Sternnetze

Sind die Kabelanschlüsse in einer Baumstruktur angelegt, wird das TV-Signal von der ersten bis zur letzten Wohnung durchgeschleift. Man kann Aufsatzfilter bauen lassen, doch das hat keinen Bestand, weil die Mieter die Aufsätze entfernen können.

Der Kabelnetzbetreiber Rehnig Group mit rund 500.000 verkabelten Wohneinheiten erklärte zuvor , dass die Lösung für Schwarzsehen nicht so einfach sei. Es gebe keine technische Möglichkeit, in Gebäuden mit Baumstruktur einen einzelnen Haushalt einfach vom Kabelnetz abzuklemmen. Rehnig-Group-Firmenchef Uwe Rehnig sagte im Gespräch mit Golem.de, dass die Deaktivierung von Kabelanschlüssen am Hausverteiler im Keller nur bei der Sternstruktur möglich sei, nicht aber bei der Baumtopologie.

Baumnetze seien in Wohneinheiten in siebenstelliger Zahl zu finden, erklärte Rehnig. Genauere Zahlen seien nicht bekannt. Es gebe Fälle, in denen die Versorgung in Baumnetzen dann komplett eingestellt worden sei.

Nachtrag vom 25. Oktober 2024, 12:03 Uhr

"Unsere Netze haben primär die Topologie der Sternnetze, was es uns ermöglicht, einzelne Nutzer aus dem Keller her zu trennen" , sagte Netcologne-Sprecher André Schloemer Golem.de auf Anfrage. Rechtlich sei das Abschalten ganzer Häuser möglich, weil nach dem Telekommunikationsgesetz kein gesetzlicher Anspruch auf einen Fernsehanschluss bestehe, erklärte Schloemer. Dies hat auch die Bundesnetzagentur bestätigt(öffnet im neuen Fenster) .

"Wichtig ist: Wir werden keine ganzen Häuser abschalten, in denen wir auch zahlende Kunden haben. Dort werden wir eine individuelle Lösung für die Schwarzseher finden" , sagte Schloemer.


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