Springen im Off-Beat, weitere Schwächen und Fazit
Peinlich wird es bei der Soundausgabe. Wir messen bei den Sprüngen von Mario in Super Mario Bros. 2 eine Verzögerung von 10 von 60 Bildern pro Sekunde gegenüber dem Analogue NT und 11 Bildern pro Sekunde verglichen mit der Original-Hardware am Röhrenfernseher.
Den gleichen Wert entdecken wir im Menü von Mega Man 2. Was bedeutet das spielerisch? Auf der Original-Hardware oder dem Analogue NT gelingt es uns unabhängig vom Bildschirm problemlos, im Takt mit der Musik zu hüpfen. Das Hüpfgeräusch mischt sich mit der Melodie der Hintergrundmusik auf der 1 im Vierteltakt. Auf dem NES Classic Mini erfolgt das Sprunggeräusch aber fast punktgenau auf dem "und" im Vierteltakt - also im Off-Beat. Bei Punch-Out, Gradius oder Mega-Man verwirrt es, wenn die eigenen Hiebe und Schüsse erst verzögert wahrgenommen werden. Bei Mega-Man ist das Sprungeräusch nur sehr kurz und erklingt erst, wenn der Blaue Bomber schon wieder am Boden ist.
Nicht der Slowdown, den wir kennen
Weitere Unterschiede finden wir in Metroid und Mega Man 2, wenn viele Sprites zu sehen sind. Der Slowdown auf dem NES Classic Mini ist entweder stärker (Metroid) oder schwächer (Mega Man 2) als auf der Original-Hardware ausgeprägt. Beim Vergleich von Punch-Out entdecken wir zudem, dass Nintendo das Flimmern am oberen Bildrand verhindert, das im Original vorhanden ist, aber meist im sogenannten Overscan von damals üblichen Fernsehgeräten verschwindet.
Nützliche Emulations-Boni
Ein nicht vernachlässigbarer Punkt ist die Möglichkeit, mit dem NES Classic Mini auf Knopfdruck zu speichern. Über den Reset-Knopf am Gehäuse können Spieler jederzeit bis zu vier Spielstände pro Titel laden und sichern.
Spieler dürfen bei der Bildausgabe zwischen einem mäßig gelungenen CRT-Filter (Cathode Ray Tube, englisch für Kathodenstrahlröhre), dem 4:3-Bildverhältnis und einem 1:1 Pixel-Modus wählen. Wir empfehlen primär den letztgenannten Modus, da nur so Proportionen korrekt - wenn auch nicht authentisch - dargestellt werden. Im 4:3-Modus sind Pixelabstände ungleichmäßig, wodurch häufig ein Schimmereffekt auftritt. Der CRT-Filter ist insgesamt zu verwaschen und ausgefranst. Auch wenn hier die Pixelabstände korrekt simuliert werden, wirkt das Bild insgesamt zu schlecht. Da lieferte ein echter Röhrenfernseher auch in den Achtzigern bereits ein besseres Bild.
Eine separate Option für die von Röhrenfernsehern üblichen Scanlines - jede zweite horizontale Zeile ist schwarz - gibt es leider nicht.
Fazit
Das NES Classic Mini ist genau so schnell angeschlossen wie das Original, sieht putzig aus und ist nicht teuer. Nintendo liefert die nötigen Optionen für die moderne Bildausgabe an aktuelle TV-Geräte. Wir vermissen allerdings separat zuschaltbare Scanlines. Im Betrieb gefällt vor allem die Speicherfunktion, die überaus kurzen Kabel am Controller sind dagegen ein echtes Ärgernis.
Im Direktvergleich mit der Original-Hardware des NES und dem Analogue NT, das ebenfalls die Originalteile verwendet, fallen teils deutliche Unterschiede auf. Vor allem die Verzögerung bei der Ausgabe von Soundeffekten stört und schmälert das Gefühl der Authentizität. Das fällt vor allem bei Sprunggeräuschen oder in Menüs negativ auf. Hier hätte Nintendo besser aufpassen müssen.
Die Eingabeverzögerung mit dem Gamepad fällt dagegen gering aus. Alle Titel sind gut spielbar, wenn auch nicht so gut wie mit dem Original am richtigen Bildschirm. Die Abweichungen bei den Slowdowns oder unterschiedlich flimmernde Sprites sind zu verschmerzen.
Vor allem durch den attraktiven Preis dürfte sich Nintendos Mini-Konsole insgesamt durchaus für den schnellen Trip in die Vergangenheit lohnen. Ein authentisches Spielerlebnis dürfen Sammler, Puristen und Historiker aber nicht erwarten.
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NES Classic Mini im Vergleichstest: Technischer K.o.-Sieg für die Original-Hardware |
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Ja und eben das ist in dem (alten) Artikel nicht der Fall. Da wird in Frames/Sekunde...
Klar geht es um Computersoftware. Eine Spielekonsole ist ja aber nichts weiter als ein...
Stimmt nicht (überall). Amazon hat mir z.B. ein Ersatzgerät geschickt, noch bevor ich...
Mir gehts genau so. Mein SNES aus Kindheitstagen ist leider kaputtgegangen, da er...