Nahverkehr für 9 Euro: Das 2,5-Milliarden-Euro-Ticket
Für 9 Euro durch ganz Deutschland - was für die ÖPNV-Reisenden wie ein guter Deal klingt, hat für die Verkehrsunternehmen ein paar Haken.

Noch sperriger hätte es kaum heißen können: das siebte Gesetz zur Änderung des Regionalisierungsgesetzes ist am 20. Mai durch den Bundesrat gegangen. Damit kann der von der Bundesregierung zwei Monate vorher angekündigte Plan umgesetzt werden, dass man in Deutschland ab 1. Juni landesweit mit einem einzigen Monatsticket für den Preis von 9 Euro den ÖPNV nutzen darf. Im Juli und August gilt das Angebot ebenfalls, die Fahrscheine für diese Monate können im Voraus gekauft werden.
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Die Tickets sind bereits bei vielen Verkehrsbetrieben erhältlich, auch in der App der Deutschen Bahn sind sie auf dem Startbildschirm im unteren Bereich präsent.
Die Reaktionen reichten von Knallerangebot bis Schwindel und Strohfeuer.
Wir haben uns mit Jörg Mühling, dem Abteilungsleiter Marketing/Vertrieb der ViP Verkehrsbetrieb in Potsdam GmbH unterhalten, um herauszufinden, welche Herausforderungen bei der Umsetzung des Vorhabens auftraten - und wie die Verkehrsbetriebe sich vorbereiten.
Einer der größten Kritikpunkte ist die Kurzfristigkeit - und das gleich in mehrerlei Hinsicht. So wurden weder die ÖPNV-Aufgabenträger (das sind meist Länder und Kommunen) noch die mit der Umsetzung betrauten Expertinnen und Experten der Verkehrsverbünde vorab informiert.
Auf der anderen Seite seien drei Monate im Sommer sicherlich kein aussagekräftiger Zeitraum für ein solches Experiment, sagt Jörg Mühling. Erschwerend komme hinzu:
"Die Ferienzeiten beginnen, wir haben immer noch Corona, das vergisst man im Moment. Wir haben immer noch Krankenstände, die es uns nicht erlauben, zusätzliche Fahrten anzubieten, das gilt auch für die Verfügbarkeit zusätzlicher Fahrzeuge. Also wir stehen da vor einer großen Herausforderung und hoffen ehrlich, dass wir alle Leute ordentlich befördern können."
Das ist in einer touristisch attraktiven Stadt wie Potsdam sicherlich eine größere Herausforderung als auf dem Land, aber die Kosten der Umstellung und den Aufwand für die Planung haben auch kleinere Verkehrsbetriebe. Dabei ist vollkommen offen, ob und wie diese zusätzlichen Summen innerhalb der 2,5 Milliarden Euro Bundesmittel abgerechnet werden können.
Die technische Seite sei dabei weniger schwierig, sagt Mühling: "Das Ticket in die mobilen Automaten und in den Vorverkauf zu bringen, war nicht das große Thema - abgesehen vom nicht geplanten finanziellen Aufwand. Die größere Herausforderung war der Umgang mit der Stammkundschaft. Wir mussten überlegen, wie wir die monatliche Abbuchung realisieren und wie die Erstattung für die bereits bezahlten Abos erfolgt. Mit Blick auf die Kundeninformation war es der prozessuale Aufwand, alles innerhalb weniger Wochen mit dem Verkehrsverbund Berlin -Brandenburg und allen anderen Verkehrsunternehmen im VBB abzustimmen und die Informationen zur Verfügung zu stellen."
Er sieht jedoch auch Vorteile:
"Am Ende bleibt festzuhalten, dass die Aktion ein schöner Effekt für die Stammkundschaft ist, die jetzt spart - aber es fehlen die nachgelagerten Aktionen. In drei Monaten werden alle Tickets wieder zum normalen Preis angeboten. "
Die Situation wird durch bar bezahlte Abos zusätzlich verkompliziert.
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Mehr Bürokratie, weniger Kontrollen |
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Du hast das Problem nicht verstanden: Eigentlich ist die DB vertraglich dazu gebunden...
Der entscheidende Faktor ist, wenn man die Anschaffungskosten eines Autos mit rechnet...
Nebenbei haben etliche Länder die Maskenpflicht in den Öffis abgeschafft, ohne dass das...
Ah ok danke. Die Info ging (warum auch immer) an mir vorbei. Dachte das gilt jetzt schon
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