Mehr Bürokratie, weniger Kontrollen
Wer sein Jahresticket bereits im Voraus am Schalter gekauft hat, muss nun persönlich vorstellig werden und seine Kontodaten hinterlegen. Dann wird dafür ein eigener Vorgang angelegt und das Geld überwiesen. Dass dieses - gerade ältere Menschen betreffende - Verfahren einigen Personalaufwand bedeutet, ist klar.
Aber auch all jene, die den ÖPNV bislang kaum oder gar genutzt haben, könnten nach Mühlings Einschätzung einen schlechten Eindruck bekommen: weil die Trams und Busse voll sein werden.
"Wenn wir Menschen langfristig vom Auto in den ÖPNV bewegen wollen, kriegen wir das nicht mit so einer Aktion hin - sondern müssen durch durchgängige und gut durchdachte Leistungen überzeugen", sagt er.
Eine weitere Stolperfalle sind die Fahrscheinkontrollen. Es gibt nämlich kein bundesweit einheitliches System - ein solches wäre aber die Voraussetzung dafür, dass die Gültigkeit eines in Regensburg gekauften Fahrscheins auch in Kyritz überprüft werden kann.
Die Potsdamer Verkehrsbetriebe wollen pragmatisch an die Sache herangehen: "Wir werden Fahrausweis-Kontrollen durchführen und werden uns die Tickets zeigen lassen. Wenn aber zum Beispiel jemand aus Hamburg hierher kommt, mit seiner Chipkarte, dann können wir diese gar nicht wie gewohnt elektronisch kontrollieren, also wird es auf eine Sichtkontrolle hinauslaufen. Das wird überall so sein."
Er appelliert daher an die Ehrlichkeit aller:
"Wenn das Ticket schon nur 9 Euro kostet, sollte das auch jeder kaufen und nicht noch für ganz umsonst fahren. Unsere Kontrollen dienen eher der Prävention und wir werden da auch sehr kulant sein."
Jörg Mühling schätzt, dass sich die Kosten für das 9-Euro-Ticket bei den Potsdamer Verkehrsbetrieben am Ende auf fünf bis sechs Millionen Euro belaufen werden - ohne den Mehraufwand, der für die Einführung der Fahrkarte in den letzten Wochen entstanden ist.
Was noch fehlt, ist das Votum der potenziellen Kundschaft - und die wird ab dem 1. Juni mit den Fahrscheinen abstimmen. Ein denkbares Szenario wäre, dass die vollen Busse und Bahnen im ersten Monat des 9-Euro-Tickets dafür sorgen, dass im Juli die Fahrgastzahlen wieder zurückgehen. Das würde natürlich den bisherigen Abonnentinnen und Abonnenten zugutekommen. Aber die müssen ja auch nicht mehr von den Vorteilen des ÖPNV überzeugt werden, sondern wären sicherlich eher dankbar für einen nachhaltigeren Einsatz der 2,5 Milliarden Euro.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Nahverkehr für 9 Euro: Das 2,5-Milliarden-Euro-Ticket |
- 1
- 2
Du hast das Problem nicht verstanden: Eigentlich ist die DB vertraglich dazu gebunden...
Der entscheidende Faktor ist, wenn man die Anschaffungskosten eines Autos mit rechnet...
Nebenbei haben etliche Länder die Maskenpflicht in den Öffis abgeschafft, ohne dass das...
Ah ok danke. Die Info ging (warum auch immer) an mir vorbei. Dachte das gilt jetzt schon