Nahverkehr: Der Bus auf Bestellung fährt nicht mehr
Keine Leerfahrten, flexible Routen und kurze Wege zur Haltestelle: Das DLR hat in Schorndorf ein Dreivierteljahr lang ein alternatives ÖPNV-Konzept getestet. Die Bürger freundeten sich schnell mit dem flexiblen Busverkehr an. Das Gesetz verhindert jedoch dessen Fortführung.

Auf dem Land auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angewiesen zu sein, kann ganz schön nerven: Die Busse fahren selten. Wer umsteigen muss, wartet unter Umständen länger auf den Anschluss. Ebenso passiert es, dass Busse in Randzeiten leer fahren und umsonst Diesel verbrennen.
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- Smartphone und Zufriedenheit
Das müsste auch anders gehen, dachten sich Verkehrsforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Stuttgart. In einem mehrmonatigen Versuch haben sie in Schorndorf, einer Mittelstadt bei Stuttgart mit knapp 40.000 Einwohnern, ein Konzept für den ÖPNV ohne festen Fahrplan und feste Routen getestet. Die Idee des Reallabors Schorndorf war: Die Busse sollen nur fahren, wenn es auch Fahrgäste gibt - dann aber, wo diese hin wollen. Anfangs waren die Bürger skeptisch. Doch sie hätten sich schnell daran gewöhnt, den Bus zu buchen, statt einfach zur Haltestelle zu gehen, erzählt Projektleiterin Mascha Brost im Gespräch mit Golem.de. So sei es gelungen, den ÖPNV attraktiver zu machen und durch das Vermeiden von Leerfahrten Schadstoff- und Lärmemissionen zu verringern.
Zwischen März und Dezember lief der Test: Jeweils von Freitagabend bis Sonntagabend wurde auf bedarfsgerechten Busverkehr umgestellt. Der Bus startete seinen Umlauf jeweils 19 und 49 Minuten nach der vollen Stunde am Bahnhof. Die Abfahrtszeiten richteten sich nach den Ankunftszeiten der S-Bahn. "Das ist das Einzige, was fest ist", sagt Brost. Der Rest war Bedarf.
Um eine Fahrt anzutreten, musste der Fahrgast sie zuerst über eine Smartphone-App buchen. Für Fahrgäste, die kein Smartphone haben oder nutzen wollen, wurde eine Telefonhotline eingerichtet. Zudem boten einige Geschäfte und Cafés ihren Kunden an, für sie per Telefon die Fahrt zu buchen. Reserviert werden konnte drei Tage im Voraus und bis fünf Minuten vor Abfahrt des Busses am Bahnhof, damit sich Fahrgäste auf eine bestimmte Abholzeit einstellen konnten.
Auf zwei Buslinien, den Linien 247 und 242, in der Südstadt fuhr der Bedarfsbus. Um den Fahrgästen die Wege zu verkürzen, wurden rund 200 weitere Haltepunkte eingerichtet. Das sei nicht immer einfach gewesen, berichtet Brost, weil die Busse nur dort halten durften, wo Fahrgäste auch aussteigen konnten und wo es erlaubt war.
Jede Fahrt war anders
Aus den Fahrtwünschen errechnete ein Algorithmus dann eine Route, die der Bus abfuhr. "Das heißt, die Route des Busses sieht jedes Mal anders aus, je nach den Wünschen der Nutzer", sagt Brost. Dabei mussten die Fahrgäste die Haltepunkte aber nicht kennen. Es reichte, die Adresse anzugeben und der Algorithmus suchte den nächstgelegenen Haltepunkt heraus - oder einen nahe gelegenen, den schon jemand anderes gebucht hatte.
Immerhin: Im Schnitt nutzten 250 Fahrgäste pro Wochenende den Bedarfsbus. In dem Dreivierteljahr buchten über 10.000 Fahrgäste Fahrten, die Busse legten über 20.000 Kilometer zurück - und fast alle Anfragen, nämlich 96 Prozent, konnten erfüllt werden.
Trotzdem fiel einigen Bürgern die Umstellung nicht immer leicht.
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Keine Leerfahrten |
Mich hätten da auch die Einzelheiten interessiert, nämlich: welches Gesetz das verhindern...
Vielleicht sollte ich mich mal fragen, wie es der DB-Navigator schafft, mir meine Bus...
Das ist ein alter Hut. In Friedrichshafen und Hannover gab es bereits 1978 den "Rufbus...
Nicht der angefahrende ist schuld sondern der der rauf fährt. Konntest du nicht bremsen...