Nacktbilder: Facebook knickt im Streit um Vietnam-Foto ein
Mit dieser weltweiten Empörung hatte Facebook wohl nicht gerechnet. In Zukunft dürfen Nutzer ein bekanntes Foto aus dem Vietnam-Krieg posten und teilen, das ein nacktes Kind auf der Flucht vor Napalm-Bomben zeigt.

Kinderpornografie oder zeitgeschichtliches Dokument? Mit dem ursprünglichen Festhalten an seinem strikten Verbot von Fotos mit Genitalien hat Facebook am Freitag weltweite Empörung hervorgerufen. Aufgrund seiner Gemeinschaftsstandards hatte das weltgrößte soziale Netzwerk entschieden, ein berühmtes Foto aus dem Vietnam-Krieg zu löschen, auf dem ein unbekleidetes Mädchen nach einem Napalm-Angriff auf der Straße läuft. Am Freitagabend knickte Facebook angesichts der Proteste ein und entschied, in diesem Fall eine Ausnahme zu machen. Grundsätzlich bleiben die Regeln jedoch in Kraft.
Zuvor hatte Facebook mehrfach Beiträge mit dem Foto gelöscht. Begonnen hatte der Streit damit, dass das Netzwerk vor einigen Wochen den norwegischen Autor Tom Egeland geblockt hatte. Egeland hatte sieben berühmte Kriegsfotos auf seiner Facebook-Seite gepostet, darunter auch das Bild mit dem nackten Mädchen. Nachdem die norwegische Zeitung Aftenposten über den Fall berichtet hatte und dieser Beitrag ebenfalls wieder auf Facebook verschwand, warf Chefredakteur Egil Hansen dem US-Unternehmen Zensur und Machtmissbrauch vor.
Eindeutige Richtlinien
Die Löschungen erfolgten demnach von der Facebook-Niederlassung in Hamburg aus. Diese hatte Aftenposten auf den Verstoß gegen die Gemeinschaftsstandards hingewiesen und den Beitrag nach 24 Stunden gelöscht. In den Standards zum Thema Nacktheit heißt es: "Facebook schränkt die Darstellung von Nacktheit ein, da einige Zielgruppen innerhalb unserer globalen Gemeinschaft auf diese Arten von Inhalten unter Umständen sensibel reagieren können, insbesondere aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds oder Alters." Deshalb seien die Richtlinien "manchmal breiter gefasst als uns lieb wäre und beschränken unter Umständen Inhalte, die aus legitimen Gründen geteilt wurden". Unter anderem entfernt Facebook "Fotos von Personen, auf denen Genitalien oder vollständig entblößte Pobacken zu sehen sind".
Im konkreten Fall entschied Facebook nun, dass diese Regeln nicht angewendet werden sollten. "Wegen des Status als ikonisches Foto von historischer Bedeutung überwiegt der Wert durch das Teilen den Wert des Schützens der Gemeinschaft durch das Entfernen", hieß es in einer Stellungnahme, die an verschiedene Medien ging. Daher werde das Foto dort wieder zu sehen sein, wo es zuvor bewusst entfernt worden sei. Zudem will Facebook seine Prüfalgorithmen so anpassen, dass das Bild künftig überall in dem Netzwerk gezeigt werden kann.
Medien in der Facebook-Falle
Die Grundsatzfrage, inwieweit beispielsweise Medien durch die Facebook-Richtlinien in ihrer Pressefreiheit eingeschränkt sind, bleibt damit ungeklärt. Das Unternehmen wolle solche Fragen mit Verlagen und anderen Community-Mitgliedern weiterhin diskutieren, um das Recht auf freie Meinungsäußerung zu fördern und gleichzeitig die Gemeinschaft sicher zu halten, hieß es weiter.
Der Fall zeigt aber exemplarisch das Dilemma auf, in dem viele Medien inzwischen stecken. Um die Nutzer zu erreichen, sind sie auf eine Präsenz aud Facebook angewiesen und schenken dem Netzwerk sogar Reichweite durch die Instant Articles. Es dürfte aber jedem Anwender klar sein, dass er auf einer fremden Plattform nie dieselbe Kontrolle über seine Inhalte hat wie auf seiner eigenen Website.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
In welchem gesetzestext steht das denn so geschrieben?
Ah, sorry. Hatte die Anführungs- und Schlusszeichen vergessen.
Ich finde Facebook und ehrlich gesagt den Großteil vom Internet grenzwertig. Für meine...
Ist auch nicht das Gleiche.