Rubin hat die Astronomie vorangebracht
Die Arbeit von Rubin war deswegen so bedeutend, weil sie die Existenz eines Phänomens klar und deutlich belegen konnte. Das Phänomen war eine Bewegung von Sternen und Galaxien, die nicht mit der von der Gravitationstheorie vorhergesagten Bewegung übereinstimmt. Ihre Arbeit stellt keine Entdeckung dunkler Materie dar - was sie selbst auch nie behauptet hat. Denn das ist bis heute nicht gelungen.
Wir sehen zwar überall im Universum Phänomene, die so aussehen, als würden sie von einer noch unentdeckten Art von Materie verursacht. Diese Phänomene zeigen sich auf allen Größenskalen: vom Verhalten des Universums als Ganzes bis hin zur subatomaren Welt der Teilchen. Die Phänomene werden von unterschiedlichen Methoden aus unterschiedlichen Disziplinen unabhängig voneinander beobachtet und kommen dabei zu den gleichen Befunden. Theorien aus verschiedenen Ecken der Naturwissenschaften sagen die Existenz von Teilchen voraus, die genau die Eigenschaften hätten, um die beobachteten Phänomene zu erklären. Die Indizienlage ist also ziemlich eindeutig. Aber bevor die konkreten Teilchen der dunklen Materie nicht auch ebenso konkret in Teilchendetektoren nachgewiesen werden können, ist die dunkle Materie nicht entdeckt.
Das Bild des Universums hat sich verändert
In Sachen Nobelpreis sollte das eigentlich keine Rolle spielen. Das Phänomen selbst, das Rubin entdeckt und bestätigt hat, ist unzweifelhaft vorhanden - unabhängig von der Erklärung. So, wie das ja auch beim Phänomen der beschleunigten Expansion des Universums aka dunkle Energie der Fall ist, für dessen Entdeckung der Nobelpreis des Jahres 2011 verliehen wurde. Die Suche nach einer Erklärung der Beobachtung von Rubin und ihren Nachfolgern hat die Astronomie maßgeblich beeinflusst und vorangebracht. Egal, wohin diese Forschung am Ende führen wird: Unser Bild vom Universum wird sich fundamental verändert haben.
Besser gesagt: Unser Bild des Universums hat sich durch Rubins Arbeit schon fundamental verändert. Dafür hätte sie die Auszeichnung mit dem Physik-Nobelpreis mehr als verdient. Das Nobelpreiskomitee hat wieder einmal die Chance verpasst, die preiswürdige Forschungsleistung einer Frau zu ehren und muss sich weiterhin vorwerfen lassen, die Arbeit von forschenden Frauen zu ignorieren. Nach Marie Curie und Maria Goeppert-Mayer hätte Rubin die dritte Physik-Nobelpreisträgerin sein sollen. Noch besser wäre es allerdings gewesen, wenn sie nicht die dritte Preisträgerin geworden wäre, sondern die siebte, dreizehnte oder sechsundzwanzigste.
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Muss Materie mit Licht wechselwirken? |
Eben. Noch wissen wir ja nicht, ob Dunkle Materie selbst die "alleinige Lösung" ist. Es...
Fast richtig: Sir Martyn Poliakoff. ;) Und ja, ich stimme dir ansonsten voll zu.