Nach tödlichem Unfall: Uber stoppt dauerhaft Testfahrten in Arizona
Der Fahrdienstanbieter Uber zieht weitere Konsequenzen aus dem tödlichen Unfall mit einem Testauto. Zwar werden die Pläne für autonome Autos nicht gestoppt, aber neu organisiert.

Der US-Fahrdienstvermittler Uber will seine selbstfahrenden Autos nicht mehr im US-Bundesstaat Arizona testen. Das gehe aus einer internen E-Mail von Uber-Manager Eric Meyhofer hervor, berichtete das US-Magazin Ars Technica. Der dokumentierten Mail zufolge will Uber möglicherweise in diesem Sommer seine Testfahrten wieder aufnehmen, sich dabei jedoch auf die Städte Pittsburgh in Pennsylvania sowie San Francisco und Sacramento in Kalifornien konzentrieren.
Das umstrittene Unternehmen zieht damit Konsequenzen aus einem tödlichen Unfall mit einem Testfahrzeug vom Typ Volvo XC90 im März 2018 in Phoenix (Arizona). Damals hatte ein Testfahrzeug im nächtlichen Verkehr eine Frau "übersehen", die mit ihrem Fahrrad eine mehrspurige Straße überquerte. Anschließend hatte das Unternehmen sein Testprogramm mit autonomen Autos vorläufig gestoppt, der Gouverneur von Arizona hatte die Testautos in seinem Bundesstaat stillgelegt.
Meyhofer geht in seiner E-Mail nicht auf die Ursache des Unfalls ein. Er betont jedoch an mehreren Stellen, dass es bei künftigen Tests mehr um spezifische Anwendungsfälle gehe und die Sicherheit im Vordergrund stehe. "Mit diesem Ansatz können wir die Sicherheitsaspekte unserer Software und Betriebsabläufe kontinuierlich verbessern", schreibt der Manager. Bis zur Rückkehr auf die Straße konzentriere sich Uber weiterhin auf die Sicherheitsüberprüfung, "bei der alles von der Sicherheit unseres Systems bis hin zu Schulungen unserer Testfahrer bewertet wird".
Ursache angeblich Softwarefehler
Anfang Mai 2018 hatte es bereits Berichte gegeben, wonach der Unfall auf eine falsche Auswertung der Sensordaten zurückzuführen ist. Unter Berufung auf zwei nicht namentlich genannte Personen hatte das Portal The Information berichtet (Paywall), dass die Sensoren des Fahrzeugs die getötete Frau durchaus detektiert hätten. Allerdings sei die Auswertungssoftware so kalibriert gewesen, dass Fehlanzeigen möglichst vermieden werden sollten.
Auf diese Weise sollte den Fahrgästen eine möglichst reibungslose Fahrt garantiert werden, die nicht durch unnötige Verzögerungen oder Stopps wegen falsch erkannter Hindernisse eingeschränkt und verzögert würde.
Viele Details noch unklar
Inwieweit dies in diesem Fall zutreffen könnte, ist jedoch unklar. Solche Fehlerkennungen treten eher auf, wenn beispielsweise eine Plastik- oder Papiertüte auf der Straße liegt, die für einen Stein gehalten werden könnte. Verzögerungen können zudem auftreten, wenn das Auto damit rechnet, dass ein vorausfahrendes Fahrzeug die Spur wechselt, obwohl es nur leicht innerhalb seiner Spur schlingert. Zudem sollen die verschiedenen Sensortypen wie Lidar, Kamera und Radar bei der Sensorfusion in der Lage sein, ihre Detektionsergebnisse gegenseitig zu validieren.
Aus dem Bericht von The Information geht nicht hervor, welche Sensortypen tatsächlich die Frau detektierten. Die Möglichkeit, dass ein Mensch, der ein Fahrrad schiebt, von der Software weder als Fußgänger noch als Radfahrer und damit gar nicht als schützenswerter Verkehrsteilnehmer erkannt wurde, ist jedoch nicht auszuschließen. Genauere Aufschlüsse wird wohl erst der ausführliche Untersuchungsbericht der Behörden liefern.
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