Nach Gipfeltreffen: Trump glaubt Putin mehr als US-Geheimdiensten
Trotz der Anklage gegen zwölf russische Geheimdienstoffiziere spielt US-Präsident Donald Trump die Einmischung Russlands in den US-Wahlkampf weiter herunter. Dafür wird ihm Verrat an den US-Interessen vorgeworfen.

US-Präsident Donald Trump ignoriert offenbar weiterhin die Indizien für eine Beeinflussung des US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs 2016 durch russische Agenten. Nach einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Montag in der finnischen Hauptstadt Helsinki antwortete Trump auf die entsprechende Frage eines Reporters: "Ich habe ein großes Vertrauen in die Arbeit unserer Geheimdienste. Aber ich sage Ihnen, dass Präsident Putin das heute extrem stark und mächtig zurückgewiesen hat." Am Freitag hatte die US-Justiz auf Basis der Untersuchungen des US-Sonderermittlers Robert Mueller zwölf Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes GRU angeklagt, weil sie die Server des Demokratischen Partei gehackt und unter anderem kopierte E-Mails veröffentlicht haben sollen.
Trump ging in seinen Antworten jedoch zu keinem Zeitpunkt auf die konkreten Vorwürfe ein. Stattdessen antwortete er ausweichend und verwies darauf, dass er seinen Wahlsieg einer "brillanten Wahlkampagne" zu verdanken habe. Zudem habe es keine Geheimabsprachen zwischen seinem Wahlkampfteam und Russland gegeben, sagte Trump. Zwar habe ihm sein Geheimdienstkoordinator Dan Coats gesagt, dass Russland hinter dem Hack der Demokraten stecke, doch Putin habe das dementiert. Er sehe "keinen Grund", warum Russland es gewesen sein sollte, sagte Trump.
Trump wirft USA "Dummheit" vor
Der 72-Jährige wiederholte seine Angriffe gegen die Ermittlungen Muellers und bezeichnete sie wieder einmal als "Hexenjagd". Ebenfalls wiederholte er die Behauptungen eines Tweets vom Montag, wonach beide Staaten gleichermaßen für deren schlechtes Verhältnis verantwortlich seien und die USA durch "Torheit und Dummheit" sowie die "manipulierte Hexenjagd" der Mueller-Untersuchungen dazu beigetragen hätten, dass das Verhältnis schlechter als jemals zuvor geworden sei. Trump versucht damit weiterhin jeden Eindruck zu vermeiden, dass er seinen Wahlsieg einer russischer Einmischung zu verdanken haben könnte.
Putin selbst verzichtete in der Pressekonferenz auf ein "starkes und mächtiges" Dementi der Vorwürfe, wie er es in dem mehrstündigen Gespräch mit Trump vorgebracht haben soll. Lediglich die Geheimabsprachen mit Trumps Wahlkampfteam bezeichnete er als "größten Unsinn". Auch auf die Frage, ob seine Regierung kompromittierendes Material über den US-Präsidenten verfüge, antwortete er ausweichend. Putin sagte lediglich, dass er nicht gewusst habe, dass sich Trump zum damaligen Zeitpunkt als Geschäftsmann in Moskau aufgehalten habe. Es sei "größter Unsinn", anzunehmen, dass Russland von allen wichtigen US-Geschäftsmännern kompromittierendes Material sammele.
Putin will Trump nicht vertrauen
Zudem wies Putin die Vorstellung zurück, dass er Trump auf einer persönlichen Ebene vertrauen könne. "Woher haben Sie die Vorstellung, dass Trump mir vertraut oder ich ihm vertraue? Er vertritt die Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika, und ich vertrete die Interessen der Russischen Föderation", sagte der russische Präsident. Dabei gebe es durchaus gemeinsame Interessen und Berührungspunkte. Zumindest bot er Trump an, dass US-amerikanische Ermittler nach Russland kommen könnten, um die Vorwürfe der Wahleinmischung zu überprüfen. Trump bezeichnete dies als "unglaubliches Angebot".
Die US-Justiz hatte in der 29-seitigen Anklageschrift detailliert aufgeführt, wie die russischen Agenten in die E-Mail-Konten und Server der Demokratischen Partei um Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton eingedrungen sein sollen. Im Laufe des Jahres 2016 sollen sie dann über die erfundene Hackerfigur Guccifer 2.0 und das Enthüllungsportal Wikileaks das Material veröffentlicht haben.
Scharfe Kritik an Trump
In den USA wurde Trump wegen seiner Äußerungen anschließend heftig kritisiert. Der frühere CIA-Chef John Brennan warf Trump auf Twitter Verrat vor. Der Oppositionsführer im US-Senat, der Demokrat Chuck Schumer, sagte: "In der gesamten Geschichte unseres Landes haben die Amerikaner nie gesehen, dass ein Präsident der Vereinigten Staaten einen amerikanischen Widersacher so unterstützt, wie Präsident Trump Präsident Putin unterstützt hat." Auch aus den Reihen der Republikaner gab es teils heftige Kritik. Der schwerkranke Senator John McCain bezeichnete Trumps Auftritt in einem Statement als "klägliche Schlappe" und eine der "unwürdigsten Auftritte eines US-Präsidenten in der Geschichte".
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das ist ja alles richtig, was da im Artikel (hoffentlich nicht von irgendeiner...
Medien sind immer auf der Suche nach simplen Persönlichkeiten, die dankbar jede Erzählung...
Das Schreiben üben wir aber noch einmal.
Welchen denn? Die über Saddams Massenvernichtungswaffen? Ich bin mir sicher die werden...