Nach Bootsunglück: HPE hält an Klage gegen Mike Lynch fest

Die Hewlett-Packard Enterprise (HPE) will an einer Klage auf Schadenersatz gegen den verstorbenen Tech-Unternehmer Mike Lynch festhalten, wie The Guardian am 2. September 2024(öffnet im neuen Fenster) berichtete.
Mike Lynch trat auf Golem.de erstmals im Jahr 2012 in Erscheinung. Damals war er an dem Unternehmen Autonomy beteiligt, das von der damaligen Hewlett-Packard Company (HPC) übernommen wurde. Mit der Mustererkennungssoftware von Autonomy wollte HPC intelligentere PCs und Drucker ermöglichen, mit denen sich Nutzende besser organisieren und informieren sollten. HPC warf Lynch in der Folge Betrug vor. Er habe den Wert seines Unternehmens vor dem Kauf künstlich aufgebläht.
Das Verfahren endete in den USA im Juni 2024(öffnet im neuen Fenster) mit einem Freispruch. HPE hatte allerdings im Jahr 2022 vor einem englischen Gericht eine Zivilklage gegen Lynch gewonnen, in der es ebenfalls um Betrugsvorwürfe ging.
Laut dem Guardian wird eine Entscheidung über die Höhe des Schadenersatzes bald erwartet. Der vorsitzende Richter äußerte aber schon, dass er die Höhe deutlich geringer einschätze als die von HPE geforderten drei Milliarden Pfund.
In dem Bericht wird HPE mit den Worten zitiert: "Im Jahr 2022 entschied ein Richter des englischen High Court, dass HPE mit seinen zivilrechtlichen Betrugsklagen gegen Dr. Lynch und Herrn Hussain im Wesentlichen erfolgreich war. Im Februar 2024 fand eine Schadensersatzanhörung statt, und die Entscheidung des Richters bezüglich der HPE zustehenden Schadensersatzzahlungen wird zu gegebener Zeit erfolgen. HPE beabsichtigt, das Verfahren bis zu seinem Abschluss zu verfolgen."
HPE könnte vor Aktionärsklage geschützt sein
Oliver Embley von der Londoner Anwaltskanzlei Wedlake Bell äußerte gegenüber dem Guardian, dass HPE bei der Entscheidung, die Klage weiterzuführen, rechtliche, moralische und rufschädigende Fragen abwägen müsse.
Zwar seien sie als börsennotiertes Unternehmen rechtlich dazu verpflichtet, im besten Sinne ihrer Aktionäre zu handeln, aus Sicht der Öffentlichkeit könnte sich die Aufrechterhaltung der Klage aber zum Nachteil für HPE entwickeln, da letztendlich Lynchs Witwe, Angela Bacares, verklagt würde. Das gemeinsame Vermögen der Eheleute Lynch und Bacares wurde von der Sunday Times(öffnet im neuen Fenster) zuletzt auf 500 Millionen Pfund geschätzt.
Laut Charles Elson, Gründungsdirektor des Weinberg Center for Corporate Governance im US-Bundesstaat Delaware, wäre HPE möglicherweise vor einer Aktionärsklage geschützt, wenn das Unternehmen die Schadenersatzklage fallen lässt. Es müsste dabei in gutem Glauben eine Entscheidung treffen und informiert sowie sorgfältig vorgehen. Dann könnte die Business Judgment Rule des Staates Delaware, in welchem HPE registriert ist, das Unternehmen schützen.
Nachtrag vom 3. September 2024, 13:29 Uhr
Wir haben den Artikel um einen Absatz zum Klagegrund ergänzt.



