Mycroft Mark II: Sprachassistent auf Open-Source-Basis gibt auf
Ein kostenintensiver Rechtsstreit soll das Aus von Mycroft verursacht haben. Die meisten Kickstarter-Unterstützer werden keinen Mark II erhalten.

Das Unternehmen Mycroft wird Ende 2023 die Entwicklung eines digitalen Assistenten auf Open-Source-Basis einstellen. Zudem werden die meisten Kickstarter-Unterstützer keinen Mark II geliefert bekommen. Über Kickstarter wurde von Mycroft Anfang 2018 Geld für ein smartes Display mit der Bezeichnung Mark II gesammelt. Obwohl nach vielen Rückschlägen Ende 2022 erste Lieferungen des Mark II an Käufer verschickt wurden, werden die Kickstarter-Unterstützer leer ausgehen.
Der jetzige Mycroft-CEO Michael Lewis begründete auf Kickstarter das Aus für das Projekt vor allem mit hohen Kosten für Rechtsstreitigkeiten. Demnach wurde Mycroft von einem Unternehmen juristisch belangt, dass Patente besitzt, ohne ein entsprechendes Produkt anzubieten. Der noch laufende Rechtsstreit habe Mycroft bisher "eine Million US-Dollar" gekostet. Gäbe es diese Rechtsstreitigkeiten nicht, "wären wir jetzt in einer ganz anderen Situation", schrieb Lewis.
Nicht nur der Rechtsstreit soll Mycroft stark zugesetzt haben, auch bei der Produktion des Mark II gab es erhebliche Rückschläge. Mycroft hatte 2018 einen Hardware-Partner, der die Produktion des Mark II übernehmen sollte, damit sich das Unternehmen auf die Entwicklung des digitalen Assistenten konzentrieren konnte. Der Partner konnte das smarte Display jedoch nicht in der benötigten Qualität bauen.
Der Bau des Mark II machte Probleme
Mycroft suchte vergeblich nach einem anderen Hardware-Partner und baute den Mark II schließlich selbst mit handelsüblichen Komponenten, aber die Produktionskosten waren zu hoch und durch viel manuelle Verdrahtung wäre es nicht verkaufsfähig gewesen. Das Unternehmen entwickelte eine spezielle Platine, mit der die Massenproduktion beginnen sollte.
Zu diesem Zeitpunkten lagen die Kosten für die Komponenten bereits bei 99 US-Dollar. Über Kickstarter wurde das zusammengebaute Gerät zum Preis von 130 US-Dollar angeboten. Die Geräte hätten nur mit Verlust verkauft werden können. Durch die dann eintretenden Probleme in der Lieferkette sei der Preis zusammen mit den Import- und Herstellungskosten auf etwa 300 US-Dollar gestiegen, schildert es Lewis.
Zudem seien eine FCC- sowie CE-Zulassung für das Gerät erforderlich gewesen, die das Unternehmen erst nach mehreren Anläufen bekommen habe. Das sei entsprechend kostspielig gewesen und habe die Geldsumme aus der Kickstarter-Kampagne bei weitem übertroffen. Lewis habe als CEO viel Geld in das Unternehmen gesteckt, um das selbstgesteckte Ziel zu erreichen.
Mycroft wollte den Mark II über die Mycroft-Webseite verkaufen, um mit den Einnahmen die gestiegenen Kosten für die Hardwareproduktion zu decken und um Kickstarter-Unterstützer mit Geräten versorgen zu können. Dieser Plan ging nicht auf. Das lag auch daran, dass Mycroft alle Ressourcen in den Bau des Mark II gesteckt und die Entwicklung der dafür notwendigen Software vernachlässigt habe - das Geld habe schlicht gefehlt. Damit war die Qualität des Produkts nicht gut genug und die erwarteten Verkaufszahlen wurden nicht erreicht.
Die meisten Mycroft-Angestellten wurden entlassen
Als der Mark II Ende November 2022 in Produktion ging, wurde ein Großteil der Mycroft-Angestellten entlassen, die Kosten waren zu hoch. Nach Angaben von Lewis beschäftigt das Unternehmen noch zwei Entwickler, einen Kundendienstmitarbeiter und einen Rechtsanwalt. Ende Dezember 2022 bekamen 52 Kickstarter-Unterstützer einen Mark II geliefert, eine weitere Lieferung soll anstehen, aber die meisten der über 2.000 Unterstützer werden kein Gerät erhalten.
Mycroft will weiterhin alle Mark-II-Bestellungen ausliefern, die über die Mycroft-Webseite eingehen. Der Mark II wird dort aktuell zum Preis von 500 US-Dollar angeboten - und gehört somit zum derzeit teuersten smarten Display am Markt.
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Wo liest du bitte sehr heraus, dass das nicht bekannt war? Vermutlich war man aber zu...
Vermutlich war es das im Prinzip auch. Aber wenn dann so viel schief geht, tja... Da...
Ich wette die hatten da durchaus einen realistischen Plan, das Problem ist nur das die...
Der Entwickler für die Sprachkomponente (Rhasspy schimpft sich das projekt). War wohl bei...
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