München: Tschüss Limux, hallo Chaos!
Nach dem beschlossenen Limux-Ende in München soll in fünf Jahren von Linux zurück auf Windows migriert werden und die Stadt endlich eine effektive IT-Landschaft bekommen. Dieser Plan ist aber klar überambitioniert.

Der Münchner Stadtrat hat wie erwartet den Entschluss zum Limux-Ende des Verwaltungsausschusses bestätigt. Damit ist die Migration der Verwaltungsrechner der Stadt von Linux zurück zu Windows endgültig beschlossen. Laut Beschluss soll die Migration bis Ende des Jahres 2022 abgeschlossen sein. Dass das aber auch tatsächlich so geschieht, kann schon jetzt als extrem unwahrscheinlich gelten. Die Gründe dafür sind ebenso vielfältig wie unterschiedlich.
Die erste Migration dauerte viel länger
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Um zum Beispiel zu erkennen, dass der selbst gesteckte Zeitrahmen sehr kurz ist, reicht schon ein Blick zurück auf die Anfänge des Limux-Projektes. Immerhin war auch das der Versuch einer stadtweiten Migration auf ein neues Betriebssystem. Vom Stadtratsbeschluss bis zum Ende der Testphase und damit dem Beginn der eigentlichen Migration vergingen ungefähr dreieinhalb Jahre.
Zwar veranschlagen die Verantwortlichen in München nun ebenfalls rund drei Jahre Zeit, um den sogenannten Windows-Basisclient zu erstellen. Bei der Limux-Migration hat die Stadt dann aber nochmal rund sieben Jahre benötigt, bis das System in den sogenannten Regelbetrieb überführt werden konnte. Bei der nun anstehenden Windows-Migration werden dagegen lediglich zwei Jahre für das Ausrollen der Clients angesetzt.
Dass sich die Limux-Migration derart massiv verzögerte, lag unter anderem an unerwarteten Problemen mit der Pflege und Verteilung der Software. Das Kalkül der regierenden Stadtratsfraktionen aus SPD und CSU scheint zu sein, dass diese Fehler nicht wiederholt werden, indem die Pflege und Software zur Verteilung von Windows einfach an Microsoft beziehungsweise seine Partner ausgelagert wird.
Flickenteppich Fachverfahren
Das mag zwar für das Betriebssystem selbst noch umsetzbar sein, im Grunde viel wichtiger für die sinnvolle Arbeit der Stadtverwaltung sind aber die einzelnen sogenannten Fachverfahren, also die speziell angefertigte Software für die Nutzung in den einzelnen Verwaltungsbereichen. Sofern diese nicht als standardkonforme Webanwendungen im Browser oder in der stadtweiten Virtualisierungsplattform verwendet werden, müssen sie portiert werden.
Dieser Portierungsaufwand beschränkt sich nicht allein auf den Wechsel von einer nativen Linux-Lösung hin zu Windows 10 oder einer plattformunabhängigen Lösung, die künftig bevorzugt werden soll. Ausgangspunkt für die Portierungsarbeiten sind zusätzliche Anwendungen, die ausschließlich auf Windows XP oder gar Windows 2000 laufen.
In dem Beschluss beziffert der Stadtrat die notwendige Zeit zur Portierung der rund 850 Fachverfahren auf 8.500 Personentage. Dass bei solchen Arbeiten einiges phänomenal schiefgehen kann, zeigte sich Anfang des Jahres bei der Bundesagentur für Arbeit, die sechs Jahre lang an einem Softwaregroßprojekt arbeitete, letztlich aber scheiterte und dadurch 60 Millionen Euro verbrannte.
Die Verantwortlichen haben natürlich auch bedacht, dass es bei der Migration zu Problemen kommen kann, und einige Auswege skizziert. Doch auch diese bergen Potenzial für noch mehr Chaos.
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