Motorola Dynatac: Vor 50 Jahren fand das erste Mobilfunktelefonat statt
Das erste Mobiltelefon stammt von Motorola und wog ein Kilogramm. Vor 50 Jahren fand damit das erste Telefonat statt.

Das Telefonat, das eine Revolution auslösen sollte, war an sich eher schnöde. "Hi, Joel", sagte Motorola-Ingenieur Martin Cooper zu seinem Kollegen. "Ich rufe dich von einem Mobiltelefon aus an. Ein richtiges Mobiltelefon. Ein persönliches, tragbares Mobiltelefon", erinnert Cooper sich an den ersten Anruf von einem Mobilfunkgerät jemals.
Kollege Joel sei so verblüfft gewesen, dass es am anderen Ende der Leitung zunächst still blieb. Am 3. April 2023 ist dieser erste mobile Anruf genau 50 Jahre her. An jenem Tag im Jahr 1973 stand Cooper an der 6th Avenue mitten in New York.
Coopers Team hatte für den Tag eine Pressekonferenz für die Vorstellung des ersten Mobiltelefons angekündigt, erzählte er vor einigen Jahren. Dann habe ihn ein Journalist auf das Gerät angesprochen. Cooper entschied sich kurzentschlossen, dem Journalisten das Ganze zu demonstrieren.
Ein Kilo schweres Mobiltelefon
50 Jahre später wirkt DynaTAC im Vergleich zu modernen Geräten wie ein Monstrum: Knapp ein Kilo wog Coopers Prototyp, hatte eine große Antenne und war 25 Zentimeter lang. Die Infrastruktur für mobile Anrufe existierte in den USA bereits seit einigen Jahren – in Form von Mobilfunkzellen für Autotelefone.
Cooper und sein Team packten die Technik in ein tragbares Gerät. In Serie ging es erst mehr als zehn Jahre später: 1983 brachte Motorola das DynaTAC 8000X raus, das für 4.000 US-Dollar verkauft wurde; das entspricht heute deutlich über 10.000 US-Dollar. Dafür bekam der zahlende Kunde 30 Minuten Akku-Laufzeit. Kein Wunder, dass der Absatz sich zunächst in Grenzen hielt.
Ab 1992 digitaler Mobilfunk in Deutschland
In Deutschland wurde im Sommer 1992 der digitale Mobilfunk eingeführt. Am Markt setzte sich zunächst der legendäre "Knochen" durch, das Motorola International 3200 – mehr als 500 Gramm schwer, mit einer Akkuleistung für maximal 120 Minuten Gesprächszeit und einem Preis von rund 3.000 DM.
Im April 1993 waren immerhin schon mehrere Hunderttausend Teilnehmer in den D-Netzen von Deutscher Telekom und Mannesmann unterwegs. Ein neuer Dienst machte Mobiltelefone insbesondere für junge Leute attraktiv: der Short Message Service (SMS) mit 160 Zeichen. Die erste SMS mit der Botschaft "Merry Christmas" ging am 3. Dezember 1992 an den Vodafone-Mitarbeiter Richard Jarvis.
1994 kam die Einführung hierzulande, fünf Jahre später wurden bereits rund 3,6 Milliarden SMS in Deutschland verschickt. Der Duden nahm das Wort Simsen in den Wortschatz auf. Immer klarer wurde: Die Zukunft gehört dem Handy, mit Nachrichten und Gesprächen von unterwegs.
Mittlerweile gibt es mehr Mobiltelefone als Menschen auf der Erde, die Geräte sind bis in fast jeden Winkel der Welt vorgedrungen. Neben iPhone und Android-Smartphones gibt es massenhaft einfache Feature-Phones. In Deutschland kommen derzeit auf jeden Menschen knapp zwei Mobilfunkanschlüsse.
Lieber texten als telefonieren
Allerdings hat das Telefonat, das persönliche Gespräch, an Bedeutung verloren. Das Texten – ob via Instagram, Whatsapp, iMessage oder anderen Plattformen – hat das Telefonieren zu großen Teilen abgelöst. Jemanden anzurufen, gilt vor allem unter jungen Menschen mitunter sogar als aufdringlich.
Die Kommunikation über das Handy generell ist heute für quasi niemanden mehr wegzudenken, während Festnetzanschlüsse immer mehr an Bedeutung verlieren. Dagegen war Martin Cooper einst vor der zukunftsweisenden Vorstellung nicht mal sicher, ob die Mobilfunkrevolution tatsächlich starten würde: "Wir machten uns Sorgen, ob das Telefon funktionieren würde, wenn wir es einschalten. Glücklicherweise tat es das."
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Erst hatte ich einen Pager für Zahlencodes, dann das erste Handy mit Text-SMS. Glaube...
Kommentieren