MorphOS ist den Aufwand wert

Beim zweiten Mal ging das Aufschrauben gleich viel besser von der Hand, das SuperDrive klang bei der erneuten Installation von MorphOS bei offenem Herzen inzwischen wie eine Mischung aus SuperLaubsauger und SuperDremel. Die 28 Schrauben waren schnell wieder im Gehäuse und ich ließ die CD einfach im Laufwerk, das ich weiterhin nicht anschloss.

MorphOS-erfahren wie ich inzwischen war, hatte ich das System innerhalb von einer Stunde so hergestellt wie zuvor – und noch viel besser. Nun liefen Spiele, der Amiga-Emulator sowie Demos und sogar das Netzwerk war jetzt zuverlässig. Ich fühlte mich so sicher, dass ich nun auch endlich die Vollversion von MorphOS aktivierte. Das Betriebssystem ist nämlich ohne Lizenz nur eine halbe Stunde lang benutzbar, danach verlangsamt es sich und erinnert daran, dass es über ein internes Tool registriert werden muss. Ein Neustart setzt den Timer zurück.

Je nach Hardware kostet die Registrierung zwischen 50 und 80 Euro. Die mir per E-Mail zugesandte Schlüsseldatei tat aber zunächst einmal gar nichts. Weiterhin forderte mich MorphOS alle halbe Stunde auf, es zu erwerben. Das Problem war, dass ich die Datei unter Windows heruntergeladen und dann vom USB-Stick in das dafür vorgesehene Verzeichnis kopiert hatte. Dabei war anscheinend die Datei verändert worden. Ich lud sie also unter MorphOS selbst erneut herunter, kopierte sie unter dem Namen MorphOS.key ins System – und wurde von nun an in Ruhe gelassen.

Kommen wir nun also zu einer groben Liste dessen, was geht und was nicht.

Eine Textverarbeitung wäre schön

Auch wenn ich diesen Artikel in der MorphOS-nativen Textverarbeitung Morpheus begonnen habe, bin ich bei diesen Zeilen bereits auf ein Online-Tool gewechselt. Zu rudimentär ist Morpheus: Nicht nur der fehlende Zeilenumbruch nervte, sondern ich musste händisch neue Seiten anlegen. Wenn ich über deren Ende hinaus schrieb, verschwand der Text.

Strg+Z, Strg+S, einfach irgendwas mit Strg: Fehlanzeige. Stattdessen: Speichern über den jedes Mal gleichen Dialog per Schaltfläche, keine Abfrage zum Speichern beim Beenden des Programmes, keine Anmerkungen, keine Hervorhebungen außer fettem Text ... die Liste an fehlenden Features ist lang.

Auch andere native Morpheus-Programme sind oft arm an Funktionen. Daher gibt es eine Kopfgeldliste, auf der die Community Programmwünsche äußert und Geld für die Umsetzung bietet.

  • Unser Desktop ist aufgeräumt. (Screenshot: Martin Wolf/Golem.de)
  • Im Vordergrund die Einstellungen, im Hintergrund der Ordner mit den Tools (Screenshot: Martin Wolf/Golem.de)
  • Multitasking mit Browser und Musikwiedergabe (Screenshot: Martin Wolf/Golem.de)
  • Die Optionen für die Anpassung der Oberfläche sind vielfältig. (Screenshot: Martin Wolf/Golem.de)
  • Eine native Demo und der offene Browser reizen die CPU aus. (Screenshot: Martin Wolf/Golem.de)
  • Lemmings in der Amiga-Emulation. (Screenshot: Martin Wolf/Golem.de)
  • Nach einer halben Stunde ist in der kostenlosen Version Schluss - der Rechner muss neu gestartet werden. (Screenshot: Martin Wolf/Golem.de)
  • Hier läuft im Vordergrund ein h.264-codiertes Video, das der eingebaute Screen-Grabber nicht mit aufnimmt. (Screenshot: Martin Wolf/Golem.de)
  • Doom läuft flüssig. (Screenshot: Martin Wolf/Golem.de)
  • Die Bildschirmschoner erinnern an alte Zeiten. (Screenshot: Martin Wolf/Golem.de)
  • Die Textverarbeitung Morpheus ist sehr rudimentär. (Screenshot: Martin Wolf/Golem.de)
  • Ein Bejeweled-Klon läuft nativ auf MorphOS. (Screenshot: Martin Wolf/Golem.de)
  • MorphOS ist das Werk einiger weniger Entwickler - und damit umso beeindruckender. (Screenshot: Martin Wolf/Golem.de)
Doom läuft flüssig. (Screenshot: Martin Wolf/Golem.de)

Dass Spiele wie Doom, Anwendungen wie E-Mail und der Browser laufen, hatte ich bereits erwähnt. Letzterer kann sogar Youtube-Videos abspielen, wenn man die Medienwiedergabe und die Codecs im Menü aktiviert.

Alternativ lädt man sich mit einem Programm das Video herunter und spielt es lokal mit dem Medienplayer ab. Nützliche Werkzeuge wie ein kleines FTP-Programm liegen dem System bei, andere Software lässt sich über eine dedizierte Seite herunterladen.

DTP-Lösung erhältlich

Wohl um zu zeigen, dass sich MorphOS durchaus produktiv einsetzen lässt, gestaltete eine Amiga-Publikation ihr gesamtes Heft mit Pagestream, einer DTP-Lösung für das Betriebssystem.

Multitasking funktioniert grundsätzlich gut, aber ab und zu hakt es: Wenn ich beispielsweise Youtube im Browser geöffnet habe, kann AmigaAMP nicht auf die Soundschnittstelle zugreifen und gibt eine Fehlermeldung aus. Die Leistung des Rechners reicht zwar gerade so für Youtube, aber Google Docs überfordert ihn. Während der gesamten Zeit stürzte der Rechner jedoch nie ab, nur einmal fror der Prozess des Dateikopierens vom USB-Stick ein, als ich ungeduldig einen zweiten Kopiervorgang der gleichen Dateien angestoßen hatte.

Limitiert wird MorphOS also nicht nur durch die verhältnismäßig geringe Anzahl an Entwicklern, sondern natürlich auch durch die Hardware. Mein Powerbook ist inzwischen so alt, dass es Auto fahren und Alkohol trinken dürfte. Dass der Sprung auf aktuellere Architekturen unvermeidlich ist, wissen auch die Entwickler von MorphOS – sie halten sich aber mit Ankündigungen noch bedeckt.

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 Das SuperDrive ist nicht superFrickelei mit Spaß 
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pospos 16. Mär 2023 / Themenstart

Wenn es um zusätzlich unterstützte CPU-Plattformen geht, wäre ARM auch mein Favorit...

pospos 16. Mär 2023 / Themenstart

Nimmt man den kompletten Quellcode von MorphOS , so stimmt das natürlich. Allerdings...

pospos 16. Mär 2023 / Themenstart

An sich keine große Sache, gibt ja diese kostenlose Demo. Allerdings wird nicht jedes...

Tom01 15. Mär 2023 / Themenstart

Was meinst du mit größtmöglichem Aufwand. MorphOS ist einfach zu installieren, wenn sich...

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