Das SuperDrive ist nicht super
Damit begann meine Odyssee der zweifachen Installation von MorphOS. An dem SuperDrive ist nämlich rein gar nichts super. Im Gegenteil: Schon bei Erscheinen häuften sich die Beschwerden über steckengebliebene Datenträger. Es hat einen Mechanismus, der CDs und DVD einfach einzieht. Beim Auswerfen wird es dann schwierig. Seitenweise Anleitungen legen Zeugnis davon ab.
Im Laufwerk meines Notebooks befand sich eine alte OSX-CD, die partout nicht wieder herauskommen wollte. Also beschloss ich, die Kiste aufzuschrauben. Eines wurde mir dabei schnell klar: So sehr, wie Apple 2023 Klebstoff liebt, mochte Apple 2005 Schrauben. 35 Stück zählte ich. Immerhin benötigte ich nur zwei verschiedene Bits.
Als ich Rechner und Laufwerk auseinandergebaut hatte, legte ich einfach die MorpohOS-CD anstelle der steckengebliebenen CD ein und startete den Rechner mit offener Motorhaube. Das SuperDrive machte ein paar SuperUnangenehme Geräusche und bootete trotzdem sauber in die Live-CD von MorphOS, von wo aus ich die Installation ohne weitere Probleme starten konnte. 15 Minuten später röchelte das Laufwerk kratzend seinem Ende entgegen, aber das System befand sich nun sicher auf meiner Platte.
Ich ließ den Stecker des Laufwerks ausgesteckt, schließlich wollte ich nicht bei jedem Systemstart knatternd an seine Existenz erinnert werden. Da ich beim Öffnen des SuperDrive nicht SuperVorsichtig war, hatte es sich ohnehin leicht verzogen und konnte nun keine CDs mehr durch den dünnen Schlitz einziehen. Mir doch egal, dachte ich, und schraubte die 32 Schrauben wieder ein.
Der erste Start von MorphOS brachte mich auf den aufgeräumten Desktop, wo ich mich mit den leicht gewöhnungsbedürftigen Bedienungsparadigmen vertraut machte. Wer vom Amiga kommt, dürfte sich aber ziemlich schnell zurechtfinden. Die Programme haben außer den Funktionen auf ihrer Oberfläche noch weitere Optionen in einer Leiste am oberen Bildschirmrand. Mit der rechten Maustaste lassen sie sich anzeigen.
Fenster bleiben nach dem Öffnen auch dann im Vordergrund, wenn ein dahinterliegendes Fenster durch Anklicken aktiviert wird. Zweimaliges Klicken bringt das hintere Fenster nach vorn, aber auch Apfel+Tab schaltet wie gewohnt zwischen den Programmen hin und her.
Der Dateibrowser ist unaufdringlich, zeigt aber in der Standardansicht nicht alle Dateien an. Um alles zu sehen, ist ein weiterer Klick in der oberen rechten Ecke nötig. Dies – und so ziemlich alles andere an der Oberfläche von MorphOS – kann aber in den Einstellungen verändert werden, was ich auch schnellstens tat. Lobenswert sind die gut funktionierenden Tooltips an nahezu allen Schaltflächen und die gelungene deutsche Übersetzung – das vereinfacht den Einstieg.
USB-Datenträger, Maus, Tastatur, Sound – diese Dinge funktionierten auf Anhieb tadellos. Nicht ganz so einfach war es mit dem drahtlosen Netzwerk: Manchmal verband es sich, manchmal nicht. Dasselbe Bild beim kabelgebundenen Ethernet.
Inzwischen hatte ich bereits einige Stunden in meinem neuen System verbracht und mochte es von Minute zu Minute mehr. Hier gab es etwas zu entdecken, dort etwas zu basteln. Ich denke: So fühlen sich Menschen, die in ihrer Freizeit an Oldtimern frickeln. Dabei war der mitgelieferte Browser Wayfarer gar nicht altbacken, sondern konnte auch https-Seiten öffnen und war somit für die einfache Recherche und den einen oder anderen Download aus dem MorphOS-Softwarearchiv gut.
Viele integrierte Tools machen das Leben leichter
Screenshots machte ich mit einem mitgelieferten Grabber, der wie viele weitere nützliche Tools und ein paar Anwendungen für Mail, FTP, Scanner und Drucke, eine IDE und sogar Benchmarks in den Systemordnern lag. Dabei unterlief mir zunächst der Fehler, die Dateien auf der RAM-Disk zu speichern – nach einem Neustart waren sie folglich verschwunden. Aber für Downloads und andere temporäre Daten eignet sich die RAM-Disk natürlich hervorragend.
Die Sache mit den Netzwerkeinstellungen bereitete mir allerdings weiterhin Sorgen und es mehrten sich kryptische Fehlermeldungen sowohl beim Neustart als auch während des Betriebs. In mir wuchs die leise Befürchtung, dass ich mit dem häufigen unvermittelten Ausschalten des Rechners per Power-Knopf ein paar Einstellungen durcheinandergebracht hatte.
Zu Anfang wusste ich nämlich noch nicht, wie ich MorphOS herunterfahre. Trotzdem wollte ich nicht ein weiteres Mal schrauben, um das System neu aufzusetzen. In genau diese Situation kam ich dann aber doch, als ich ein Programmpaket mit vielen Erweiterungen und Systemänderungen installiert hatte – denn danach startete MorphOS mit einem weißen Bildschirm, aus dem es keinen Entrinnen gab.
Seufzend griff ich zur Werkzeugtasche.
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MorphOS: Mein Powerbook ist jetzt ein Amiga | MorphOS ist den Aufwand wert |
Wenn es um zusätzlich unterstützte CPU-Plattformen geht, wäre ARM auch mein Favorit...
Nimmt man den kompletten Quellcode von MorphOS , so stimmt das natürlich. Allerdings...
An sich keine große Sache, gibt ja diese kostenlose Demo. Allerdings wird nicht jedes...
Was meinst du mit größtmöglichem Aufwand. MorphOS ist einfach zu installieren, wenn sich...
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