Moodle: Am ersten Schultag fällt der Fernunterricht aus
In mehreren Bundesländern sind die Lernplattformen ausgefallen. Schuld sollen teils DDoS-Angriffe sein. Daran gibt es Zweifel.

Der erste Schultag im neuen Jahr beginnt für viele Schüler in Rheinland-Pfalz und Berlin mit Problemen und Ausfällen. Aufgrund der Coronapandemie muss der Unterricht aus der Ferne über Lernplattformen abgehalten werden.
Allerdings waren die Lernplattform Moodle@RLP sowie das Videokonferenzsystem Big Blue Button am Montag in Rheinland-Pfalz nur schlecht oder gar nicht zu erreichen. Schuld daran soll ein Distributed-Denial-of-Service-Angriff (DDoS) sein, wie ein Sprecher des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums dem Magazin Spiegel bestätigte. Bei diesem werden die Server mit Anfragen überhäuft, bis sie unter der Last zusammenbrechen. Ob die Infrastruktur nicht auch ohne einen DDoS-Angriff zusammengebrochen wäre, bleibt unklar. Auch andere Lernplattformen haben mit der Masse an Logins am ersten Schultag im neuen Jahr zu kämpfen.
Vor Weihnachten seien die Serverkapazitäten der weit verbreiteten Lernplattform Moodle@RLP für den Fernunterricht im neuen Jahr um ein Vielfaches aufgestockt worden, teilte die Landesregierung mit. Dennoch sei es vor allem beim Zugang und bei den Ladezeiten, insbesondere beim Up- und Download von Materialien, zu technischen Problemen gekommen. Diese seien auch auf einen Angriff zurückzuführen, schreibt die Landesregierung. Anscheinend gab es also auch unabhängig von der DDoS-Attacke Probleme.
Big Blue Button sei im Verlauf des Montags wieder stabil gelaufen, sofern es direkt und nicht über die Lernplattform Moodle@RLP aufgerufen worden sei. Die Landesregierung verweist auf ähnliche Probleme mit anderen Lernplattformen: "Eine Lernplattform stellt immer ein Einfallstor für mögliche Angriffe von außen dar, das mussten in den vergangenen Wochen auch andere Bundesländer bei ähnlichen Attacken auf ihre Systeme erfahren".
Allerdings wurden die Probleme nicht immer nur durch Angriffe hervorgerufen, teils sind sie auch hausgemacht. So kritisieren etliche Twitter-Nutzende unter einem Tweet der Landesregierung, dass es nicht das erste Mal sei, dass die Infrastruktur nicht funktioniere und spekulieren, ob die Landesregierung mit dem Hackerangriff nur von eigenen Unzulänglichkeiten ablenken wolle.
Zu wenig Kapazitäten könnten zu hausgemachten DoS führen
Auch die Lernplattform Lernraum Berlin war am Montag zusammengebrochen, obwohl die Betreiber anfangs anderes postuliert hatten. "Wir stehen am Anfang der Woche. Viele haben sich nach den Ferien einigermaßen motiviert und frisch vor den Computer gesetzt und dann festgestellt, das funktioniert alles nicht", sagte der Vorsitzende des Berliner Landeselternausschusses, Norman Heise, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Es funktioniert nicht - Punkt. Und es muss funktionieren - Punkt. Mehr kann man dazu aus Elternsicht nicht sagen." Auch in Bayern soll das Lernsystem Mebis zusammengebrochen sein. Ein EU-Bildungsbericht hatte den deutschen Schulen erst kürzlich eine unterdurchschnittliche digitale Ausstattung attestiert.
In Berlin kommt ebenfalls die Open-Source-Software Moodle zum Einsatz. Laut einem Bericht des RBB wurde die Software ursprünglich nur für den Gebrauch mit relativ wenig Nutzenden konzipiert. Nun werde das System jedoch von Zehntausenden bis Hunderttausenden Schülern genutzt, die sich alle am Montagmorgen einloggten - ein Flaschenhals, bei dem die Server schnell überfordert seien. Ein DDoS kann also auch schlicht von 100.000 Schülern hervorgerufen werden, die gleichzeitig zur Online-Schule gehen.
Nachtrag vom 5. Januar 2021, 16:05 Uhr
Die Lernplattform Moodle@RLP habe auch heute Morgen wieder mit Problemen und DDoS-Angriffen zu kämpfen gehabt, erklärt Henning Henn, Pressesprecher des Ministerium für Bildung Rheinland-Pfalz, auf Nachfrage von Golem.de. Mittlerweile liefen Moodle und Big Blue Button stabil, sagt Henn. "Die Vorfälle von gestern und heute wurden dem Landeskriminalamt gemeldet, ebenso wird mit jedem weiteren Vorfall verfahren."
Nachtrag vom 7. Januar 2021, 15:00 Uhr
Die Lernplattform Lernraum Berlin sei während des ersten Lockdowns 2020 massiv ausgebaut worden, hätte aber zum Jahresende 2020 und Jahresbeginn 2021 mit steigenden Nutzerzahlen zu kämpfen gehabt, erklärte ein Pressesprecher des Lernraums Berlin. "Eine sehr große Last war pandemiebedingt sehr schnell auf eine gewachsene Moodle-Architektur getroffen", sagte der Sprecher.
Über Weihnachten und Silvester habe die Senatsverwaltung mit zusätzlichen externen Dienstleistern versucht, die Skalierungsprobleme zu beheben und die Open-Source-Software zu optimieren. "Der große Vorteil von Open-Source-Software ist, dass es uns überhaupt möglich war, reinzuschauen", sagte Andreas Steinhauser vom Dienstleister Infra.run, der seit dem 21. Dezember an den Lösungen arbeitet.
Leider hätten die vielen Nutzer am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien erneut zu einer Überlastung geführt, erklärte der Lernraum-Sprecher. Diese sei durch drei Hochleistungsrechner, die das Zuse-Institut Berlin zur Verfügung stellte, wieder bewältigt worden. Am Dienstag hätte der Lernraum Berlin trotz sehr hoher Zugriffszahlen funktioniert. "Derzeit wird parallel zum Routinebetrieb an einer schlankeren Neustrukturierung des Lernraum Berlin gearbeitet."
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