Diktatur des großen Tech-Konzerns
Momo erkennt als einzige, dass alle anderen nur glauben, sie würden ihre Zeit effizienter und lohnender einsetzen. Tatsächlich hat niemand mehr Freiraum fürs fröhliche Beisammensein und unbeschwerten Spaß.
Im Amphitheater lebte die Gesellschaft eigentlich längst glücklich eine kleine Utopie(öffnet im neuen Fenster) aus, voll Kreativität und Entgegenkommen. Was Momo den Bewohnern der Stadt so geduldig beigebracht hat, wird in kürzester Zeit vergessen. Feste gibt es keine mehr, das Stadtbild verwandelt sich von gemütlich-mediterran zu unterkühlt-technisiert.
Was die grauen Personen im Film letztlich aus der Gesellschaft machen, ist eine faschistische Diktatur, die weiter reicht als ins Digitale; sie dringt in sämtliche Lebensbereiche ein.
Es handelt sich um einen firmengesteuerten Überwachungsstaat mit einem Tech-CEO (Claes Bang) an der Spitze, der allen Bürgern Lebenszeit rauben will, um selbst unsterblich zu werden . Jeder Bewohner ist aus Sicht des grauen Anführers ein Rohstoff für Produktivität und lebensverlängernder Energie.










Christian Ditter stellt das böse Unternehmen Grey in der Verfilmung comic-haft vereinfacht dar, nimmt nie direkten Bezug zu realen Personen oder Firmen. Er zeigt seinem jungen Zielpublikum modellhaft eine bedrückende Vorstellung davon, wo es hingehen könnte, sollten einflussreiche Tech-Giganten faschistische Ambitionen entwickeln und durch die Hintertür über unser Geld und unsere Freizeit komplett die Kontrolle über unsere Leben übernehmen.
Ditters Film aktualisiert die Thesen des Buchs aus den 1970ern und verknüpft sie mit drohenden Gefahren der Gegenwart .
Michael Ende ging es um mehr als um Work-Life-Balance
Die Idee von Lebenszeit als Währung bleibt intakt, wird moderner verpackt und weitergedacht. Schon Michael Ende ging es mit Momo eigenen Aussagen zufolge(öffnet im neuen Fenster) nicht bloß darum zu zeigen, wie wichtig eine gesunde Work-Life-Balance(öffnet im neuen Fenster) ist. Er wollte vor allem das vereinnahmende Verhältnis zum Geld(öffnet im neuen Fenster) als Tauschmittel von abstraktem Wert hinterfragen.










Er sagt(öffnet im neuen Fenster) , Geld und Zeit seien keine Dinge, die uns besitzen sollten, sondern Werkzeuge, um gut und in Gemeinschaft zu leben. Dafür müsste sich jedoch das gesamtgesellschaftliche Bewusstsein fundamental wandeln.



