Modern Warfare 2 im Test: Ghost in großartiger Form

Achtung! Wir stellen die Kampagne von Call of Duty - Modern Warfare 2 vor. Wir verraten zwar nichts über die wichtigen Momente und Überraschungen - aber wer nichts über die Handlung wissen möchte, sollte ab hier nicht weiterlesen.
Selbst die Elite der geheimdienstlich geschulten Nachdenker dürfte allmählich Probleme bekommen, alle innerhalb von Call of Duty veröffentlichten Modern-Warfare-Teile auseinanderzuhalten.
Die wichtigste Info zur Einordnung des nun veröffentlichen Actionspiels: Das neue Modern Warfare 2 ist der bislang 19. Teil von Call of Duty, das zweite Modern Warfare 2 und eine Art Fortsetzung des 2019 veröffentlichten Reboots von Modern Warfare.
Für das Verständnis der Kampagne sind diese Details allerdings nebensächlich. Man versteht auch so, dass der Elitesoldat Ghost sich mit einigen wenigen Kumpels und Kollegen auf die Jagd nach dem Terroristen Hassan macht.
Das eigentlich Wichtige ist hier "mit einigen wenigen" , denn diesmal treten wir meist nicht zusammen mit riesigen Truppenverbänden an.
Stattdessen führen wir Spezialoperationen aus. Unser erster Einsatz führt in den Iran. Weil die Terroristen aber mit Drogenkartellen zusammenarbeiten, gelangen wir bald nach Mexiko und ins Grenzland zu den USA.
Die Atmosphäre erinnert nicht immer, aber oft an Thriller wie Sicario. Dazu kommen vergleichsweise viele Elemente aus Agentenfilmen, vor allem relativ viel gut gemachtes Schleichen.
Die Einsätze sind abwechslungsreich: In der rund sieben bis acht Stunden langen Kampagne müssen wir mehrfach schwimmen und tauchen, dazu kommen einige weitere Elemente - die sollen aber eine Überraschung bleiben.
Was es fast nicht gibt, sind riesige Massenschlachten mit endlosem Feindnachschub, den wir nur durch das Erreichen von bestimmten Stellen zum Stoppen bringen.

Auch sonst gibt sich das neue Modern Warfare 2 in weiten Teilen weniger episch und staatstragend. Weltpolitik spielt eine kleinere Rolle als in einigen früheren Ausgaben, dafür kommen wir Ghost und ein paar anderen Figuren minimal näher - einen wirklichen Einblick, wie die Typen wirklich ticken, erhalten wir aber auch diesmal nicht.
Atmosphäre und Grafik machen über weite Strecken einen sehr guten Eindruck. Besonders hervorheben möchten wir die neuen Wassereffekte, einen extrem schön gestalteten Bergwald inklusive Steilwand und einen Ausflug nach Amsterdam - ein Highlight der Kampagne.








Der mittlere der fünf Schwierigkeitsgrade ist fair, ebenso wie die meisten Rücksetzpunkte - hier gibt es allerdings ein paar ärgerliche Ausnahmen, zudem haben zwei, drei Stellen in der sonst sehr hochwertigen Kampagne durchaus Nerv- und Frustpotenzial. Waffen und Munition sind meist genug vorhanden. Die KI der computergesteuerten Gegner spielt wegen der vielen Skripts keine allzu große Rolle.
Wir finden aber, dass sich die Feinde im Großen und Ganzen etwas weniger doof anfühlen als früher, weil Schwächen durch Gameplay und Szenario in Modern Warfare 2 besser kaschiert werden. Der Verzicht auf allzu offensichtliches KI-Kanonenfutter tut der Immersion gut!
Call of Duty - Modern Warfare 2: Verfügbarkeit und Fazit
Die PC-Version ( Systemanforderungen(öffnet im neuen Fenster) ) soll ausgerechnet mit dem allerneuesten Grafiktreiber von Nvidia noch Probleme haben. Die Entwickler empfehlen daher(öffnet im neuen Fenster) , bis zum Hotfix einen älteren Treiber zu installieren.
Wir haben die Kampagne auf einer Geforce 3060 (12 GByte VRAM) trotzdem mit der neuesten Version gespielt, hatten dabei einen Absturz und sonst keine Probleme, auch nicht die von vielen Spielern unter anderem auf Steam gemeldeten Mikroruckler(öffnet im neuen Fenster) .
Die Grafik basiert auf der Infinity-Ward-Engine 9.0. Ähnlich wie im 2021 veröffentlichten Vanguard gibt es kein Raytracing - einige Call of Duty davor boten diese Technologie. Entsprechend sind Schatten statisch, Spiegelungen werden als Screen Space Reflections (SSR) dargestellt. Der Nvidia-Upscaler DLSS 2.0 wird ebenso unterstützt wie FSR 1.0 von AMD.
Modern Warfare 2 ist auf Windows-PC (Steam, Battle.net) für rund 70 Euro sowie auf Xbox One, Xbox Series X/S, Playstation 4 und 5 für rund 80 Euro erhältlich. Die deutsche Sprachausgabe wirkt professionell, die Originalsprecher vermitteln aber mehr Atmosphäre; die Untertitel und andere Bildschirmtexte sind gut übersetzt.
Zum Spielen der PC-Fassung (nicht Konsolen) muss beim ersten Start im Battle.net eine Telefonnummer(öffnet im neuen Fenster) angegeben werden - auch für die Kampagne.
Natürlich gibt es einen sehr umfangreichen Multiplayer. Die Kampagne kann ausschließlich Solo gespielt werden, es gibt aber auch Koop-Missionen für zwei Teilnehmer (Spec Ops, Anfangs drei Einsätze).








Am 16. November 2022 soll zudem das grundsätzlich kostenlos verfügbare, stark an Modern Warfare 2 angebundene Warzone 2.0 als Download erscheinen; weitere Inhalte sind für Dezember 2022 geplant. Die USK hat Modern Warfare 2 ohne Schnitte eine Freigabe ab 18 Jahre erteilt.
Fazit
Es gibt durchaus gute Gründe, Call of Duty doof zu finden. Die Kampagne des neuen Modern Warfare 2 ist allerdings eher ein Grund, die Serie zu lieben: Uns haben die Abenteuer von Ghost und den anderen Elitesoldaten jedenfalls sehr viel Spaß gemacht.
Statt Pathos gibt es ein paar fast privat wirkende Einblicke, anstelle von endlosem Dauerfeuer gegen dumpfe KI-Gegnermassen etwas kleinere und spannende Einsätze. Und anstelle von pseudoauthentischem Soldatengedöns gibt es eine Handlung, die an Filme wie Sicario oder eine Army-Version von Mission Impossible erinnert.
Die Action ist serientypisch unkompliziert, aber abwechslungsreich und aufwendig in Szene gesetzt. Viel schießen, ein bisschen schleichen und auch mal schwimmen - passt. Auch die Grafik sieht klasse aus. Zwei Missionen wirken etwas in die Länge gezogen, die meisten Missionen hätten aber von uns aus gerne noch etwas umfangreicher sein können.



