Ad-hoc-Laden ist keine gute Idee
Einfach irgendwo zu halten und ad hoc zu laden, ist zwar mittlerweile möglich und dank der inzwischen vorgeschriebenen Möglichkeit von Kartenzahlungen auch immer einfacher. Teilweise müsste man dann aber 79 Cent pro Kilowattstunde Strom oder mehr zahlen – mit wenigen Ausnahmen wie bei der Tankstellenkette Jet. Das ist wesentlich mehr als bei Nutzung eines Ladeabos. Ad-hoc-Laden zu hohen Preisen kann man zur Not mal machen, als Grundkonzept für eine längere Strecke ist das aber zu teuer.
Stattdessen lohnt es sich, bei langen Strecken ein Abo bei einem der vielen Ladeanbieter abzuschließen. Der Deal lautet: Ich zahle dem Anbieter eine Grundgebühr, dafür kann ich für wesentlich weniger als die üblichen 79 Cent pro Kilowattstunde laden. Bei der Wahl des Anbieters muss ich aber nicht nur die Preise der verschiedenen Abos vergleichen, sondern auch überlegen, wie viele Kilometer ich zurücklegen muss.
Denn es gibt in der Regel mehrere gestaffelte Abos: Je mehr Grundgebühr ich zahle, desto günstiger wird der Kilowattstundenpreis. Bei den gängigen Anbietern zahle ich 39 Cent pro kWh, wenn ich das teuerste Abo nehme. Also alles ganz easy, einfach den Anbieter mit dem günstigsten Monatspreis nehmen und gut ist? Jein.
Zahlreiche Faktoren bei der Ladeanbieterwahl
So einfach ist es leider nicht: Ich hätte mich am liebsten für Ionity entschieden. Für 12 Euro im Monat hätte ich an deren 350-kW-Säulen, die in der Regel sehr nah und zahlreich an Autobahnen zu finden sind, für 39 Cent die kWh laden können. Dumm nur, dass ich am Ziel meiner Reise nicht am Haus selbst laden konnte, sondern ebenfalls auf öffentliche Ladestationen angewiesen war – und die nächste Ionity-Säule 30 Minuten Fahrt entfernt gewesen wäre.







Da ich das Auto auch nicht an einer teureren und langsameren AC-Ladesäule aufladen wollte (der EV6 lädt an einer DC-Station schließlich zuverlässig mit bis zu 265 kW), musste ich mich für den einzigen Anbieter vor Ort entscheiden: EnBW. Bei EnBW zahle ich beim teuersten Abo auch nur 39 Cent für die Kilowattstunde, dafür knapp 17 Euro Grundgebühr.
Was sich an meinem Beispiel erkennen lässt: Erstens ist es nicht immer sinnvoll, den günstigsten Anbieter zu nehmen. Zweitens: Wer einfach losfährt, zahlt sich beim Laden in der Regel dumm und dämlich. Vorüberlegungen sind beim Fahren von E-Autos auf der Langstrecke notwendig, da das Laden bei einem anderen Anbieter 50 Prozent oder mehr zusätzlich kosten kann. Bei einem Verbrenner sind es in der Regel nur ein paar Cent Unterschied zwischen den einzelnen Tankstellenbetreibern, man braucht vorher in der Regel keine Tankstrategie.
Nachdem ich meinen Ladeanbieter gefunden hatte, erklärte ich dem Navi des Kia, dass es nur Ladestationen von EnBW für die Ladeplanung verwenden soll. Das hat mit wenigen Ausnahmen gut funktioniert, es konnte also losgehen. Wer mehr als 300 Kilometer mit einem Elektroauto wie dem EV6 mit seinem 84 kWh großen Akku auf der Autobahn fährt, muss zwischendrin mindestens einmal laden. Um den ersten Ladestopp möglichst lange hinauszuschieben, bin ich mit 100 Prozent Aufladung losgefahren.



