Mobilfunk: Open RAN bereitet Telekom-Technikern noch Kopfzerbrechen

Viele Softwareupdates und Probleme bei Stabilität und Leistung brachte der Telekom ihr erstes Open RAN. Der Vorstand ist dennoch begeistert.

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Open RAN in Neubrandenburg
Open RAN in Neubrandenburg (Bild: Deutsche Telekom)

Die Deutsche Telekom hat in ihrer O-RAN Town nicht nur gute Erfahrungen mit der Technologie gemacht, die günstige Netzwerke ohne professionelle Ausrüster realisieren will. Das geht aus dem Open RAN White Paper 2023 des Unternehmens (PDF) hervor. "Aufgrund der frühen Phase des Open-RAN-Ökosystems war der Integrationsaufwand in der O-RAN Town recht hoch. Ein permanenter wöchentlicher Abgleich der Beteiligten war sinnvoll." Künftig wolle man deshalb auf vorintegrierte Gerätekombinationen setzen.

Auf dem Mobile World Congress in Barcelona erzählten Telekom-Techniker Golem.de, dass der Aufwand bei Open RAN ihnen Kopfschmerzen bereitet habe. Häufige Softwareanpassungen waren laut Telekom erforderlich, um auftretende Probleme zu lösen, zum Beispiel automatische und unerwünschte CPU-Taktreduzierung aufgrund von Stromversorgungs-/Schutzalgorithmen oder Problemen im Zusammenhang mit nicht optimalen Hardware- und Softwareinteraktionen. Dies sei "nur durch eine enge Abstimmung zwischen allen Parteien möglich gewesen".

Während der Bereitstellungs- und Betriebsphase lagen der Telekom zufolge die Hauptprobleme bei Software, Stabilität und Leistung. Welche Performance das Open-RAN-Netzwerk bietet, welche Datenraten erreicht werden, wie die Energieeffizienz und die Größe der RAN-Ausrüstung im Vergleich zu Antennen von etablierten Ausrüstern ist, wird in dem White Paper nicht offengelegt. Anfragen dazu von Golem.de wurden von der Telekom nicht beantwortet.

"Die Lösung erforderte viele Patches und Softwareupdates und daher viele Tests in einer Laborumgebung", erklärte das Expertenteam der Telekom in dem White Paper.

Das Durchführen von Softwareupgrades in einer bereitgestellten Open-RAN-Lösung könne "umständlich und kostspielig sein". Unerlässlich sei daher eine Automatisierung der Bereitstellung und Testausführung. Schnittstellen und Produktimplementierungen befänden sich noch in der Entwicklung, weshalb "noch viele Probleme gelöst und Prozesse optimiert werden" müssten.

Professionelle RAN-Komponenten sind der Telekom zu teuer

Open RAN sei notwendig, weil die RAN-Komponenten der größte Kostenblock in den Gesamtbetriebskosten (TCO) eines Mobilfunknetzes seien, betonte die Telekom.

In Neubrandenburg kommt die O-RAN-Hardware und -Software von den US-Konzernen Dell, Mavenir, Intel und Supermicro. Die Remote Radio Units (O-RU) werden von Fujitsu und NEC aus Japan bereitgestellt.

Die LTE- und 5G-NR-O-RUs von Fujitsu und die 32T32R 5G Massive MIMO (mMIMO) Radio Units (RU) von NEC sind mit Beamforming ausgestattet. Mavenir stellt die O-CU/O-DU-Software und O-Cloud (ausgenommen Hardware), wo alle vertikalen Komponenten mit der O-BBU-Hardware integriert sind. Mavenir ist auch für die horizontale Integration für O-RU und O-DU/O-CU verantwortlich. Für die O-BBU-Hardware liefert Dell Technologies die Server basierend auf Intel Ice-Lake-Prozessoren.

"Open RAN hat sich in den vergangenen Monaten bei Stabilität und Leistung erheblich verbessert. Das gibt uns das Vertrauen für eine kommerzielle Einführung", sagte Abdu Mudesir, Group Chief Technology Officer des Konzerns und Geschäftsführer Technologie Telekom Deutschland, auf dem MWC 2023.

"Es muss Schluss sein mit der Black Box", schimpfte Telekom-Chef Tim Höttges über die proprietäre Technik der Ausrüster Huawei und Ericsson, die das RAN der Telekom liefern. Die Telekom verfolge Open RAN "mit Volldampf", sagte Claudia Nemat, Vorstandsmitglied Technologie & Innovation, am 2. Dezember 2022 auf dem Netzetag der Telekom in Bonn.

In dem White Paper der Telekom ist nicht zu erkennen, wo Fortschritte bei Open RAN stattgefunden haben. Konkret wird es hier nur bei einem Update, das Intel geliefert habe. Zwischen den Mühen der Techniker, die O-RAN tatsächlich einsetzen, und der Euphorie der Konzernführung an den Schreibtischen klafft eine große Lücke.

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