Mobilfunk: Ideen für Datentarife mit 5G sind noch geheim
Im Jahr 2017 liefen viele technische Vorbereitungen für den kommenden 5G-Mobilfunk mit Gigabit-Datenraten. Doch was die Nutzer mit ihren Datentarifen davon haben, bleibt noch etwas unklar.

Die Netzbetreiber in Deutschland reagieren eher ungehalten, wenn sie nach den ungefähren Datentarifen für den künftigen 5G-Mobilfunk gefragt werden. Sagen wollen sie am liebsten gar nichts, Golem.de musste mehrmals nachhaken.
Mit 5G soll für den Endkunden mindestens eine Datenübertragungsrate von 100 MBit/s überall im Netzwerk geboten werden. Der neue Mobilfunkstandard kommt bis zum Jahr 2020 und soll 10 GBit/s und mehr erreichen. Da wären bisher übliche Datenpakete sehr schnell aufgebraucht.
Telefónica-Sprecher Jörg Borm sagte Golem.de: "Wir bitten um Verständnis, dass es für eine Aussage zu möglichen 5G-Tarifen noch zu früh ist." Von Vodafone erhielten wir eine ähnliche Antwort. Deutsche-Telekom-Sprecher Christian Fischer erklärte, für den Netzbetreiber sei es egal, ob die Nutzer ein Video über 5G oder 4G anschauten. Um etwas zu künftigen Datentarifen sagen zu können, müsse die Telekom "erst Trends beobachten".
Datenvolumen reicht offenbar noch aus
Aus Netzbetreiberkreisen hat Golem.de erfahren, dass gegenwärtig nicht so viele Nutzer über ihr gebuchtes Datenvolumen hinausgehen würden. Dazu trägt natürlich bei, dass der Großteil der Datennutzung über Wi-Fi erfolgt.
Doch die Kosten sinken: Trotz hoher Einstiegsinvestitionen sei 5G im Vergleich zu LTE zu rund einem Zehntel der Kosten zu betreiben. Das sagte Johan Wibergh, Chief Technology Officer bei Vodafone, am 15. November 2017 auf dem Global Mobile Broadband Forum in London (HWMBBF) von Huawei. Mit 5G sänken die Kosten pro übertragendes Bit in den Mobilfunknetzen, sagte auch Chaobing Yang, President 5G Product Line von Huawei, auf derselben Veranstaltung. Die drei Chief Technology Officer, Bruno Jacobfeuerborn von der Telekom, Johan Wibergh von Vodafone und Enrique Blanco von Telefónica erklärten auf dem Forum, dass sie noch kein Geschäftsmodell für 5G hätten.
5G-Tests werden immer konkreter
Im Jahr 2017 wurden wichtige Pilotprojekte begonnen und Festlegungen und Pläne für 5G ausgegeben. So wird der Hamburger Hafen mit 5G Mobilfunk ausgestattet, dort werden logistische Anwendungen getestet. Die Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) setzt bereits 5G ein. Eine 5G-Anlage wird auf dem Fernsehturm bei der Messe installiert, wodurch der Hafen weitgehend abgedeckt wird, dazu kommen weitere kleine Sendemasten. In dem Projektkonsortium 5G MoNArch (5G Mobile Network Architecture) sind Nokia, die Netzbetreiber Deutsche Telekom und Telecom Italia sowie der Ausrüster Huawei Deutschland und der Anwender Hamburg Port Authority aktiv.
Die Telekom zeigte im Oktober 2017 in ihrem Mobilfunknetz vier Funkzellen mit Vorstandard-5G-Technologie. Zum Einsatz kam im Berliner Stadtteil Schöneberg 5G New Radio (5G NR) vom Netzwerkausrüster Huawei. Erreicht wurden 2 GBit pro Sekunde auf einem einzelnen Endgerät und eine Latenz von drei Millisekunden. Telekom-Technik-Chef Jacobfeuerborn erklärte: "Sobald der Standard definiert und öffentlich ist, werden wir 2018 die Grundlagen für einen Ausbau in größerem Maßstab legen." Bei dem Livebetrieb in Berlin nutzte die Telekom das Frequenzspektrum bei 3,7 GHz.
Die USA und Südkorea können mit ihrem frühen Start von 5G nur Teile der neuen Technologie umsetzen oder sie werden einen proprietären Weg gehen. Das sagte der Senior Technology Expert beim Ausrüster Huawei, Michael Lemke, im Juli 2017. Beide Lead-Märkte würden sich auf bestimmte Teilaspekte von 5G fokussieren, Südkorea werde sich auf das Thema 5G-Entwicklung für mobilen Breitband-Internetzugang beziehungsweise hochqualitative Video-Services im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen konzentrieren. In den USA würden frühe 5G-Ankündigungen mit dem drahtlosen, stationären Internetzugang verknüpft, also mit höheren Bandbreiten, da eine entsprechende Infrastruktur Glasfaser, Koaxialkabel oder Kupfer nicht allen Betreibern und insbesondere nicht überall zur Verfügung stehe.
Verizon will mit seinem 5G Fixed Wireless Access 30 Millionen Haushalte in den USA erreichen. Das sagte der Finanzchef Matt Ellis Anfang Dezember 2017. Adressiert würden 25 bis 30 Prozent der Breitbandhaushalte beziehungsweise rund 30 Millionen Breitbandhaushalte. Der 5G-Technologiestandard beruht auf der Release-12-Spezifikation für LTE des 3GPP. Bekannt als 5GTF, sei die Spezifikation für Fixed Wireless Access (FWA) als Anwendung ohne Mobilität ausgerichtet. Das Frequenzband ist 28 GHz, zum Einsatz kommen Millimeterwellen-HF-Komponenten, HF-Frontends, 5G Remote Radio Heads (RRH), Customer Premise Equipment (CPE) und Modemimplementierungen.
So will Verizon 5G als Fixed Wireless kommerziell in drei bis fünf US-Märkten anbieten. Begonnen wird in Sacramento im US-Bundesstaat Kalifornien. Fixed Wireless Access bedeutet, dass das Mobilfunksignal über eine Antenne auf dem Dach oder am Fenster ins Haus gebracht wird, von wo Ethernet-Kabel und Wi-Fi die Versorgung bieten.
3GPP: 5G und LTE = NSA
Das Standardisierungsgremium 3GPP hatte kurz vor Weihnachten 2017 die sogenannte NSA-(Non-Stand-Alone)-5G-Technologie standardisiert, die die Fähigkeiten des 5G NR (New Radio) mit dem existierenden 4G-Netz kombinieren wird. Dabei konzentrieren sich die Arbeitspakete der 3GPP auf die sogenannten eMBB-Funktionen. eMBB (Evolved Mobile Broadband) steht für die stärkere Verbreitung von 360-Grad-Videoinhalten, Augmented Reality, Virtual-Reality-Anwendungen und den massenhaften Konsum von 4K-Videos.
NSA-5G-Technologie basiert auf dem Einsatz eines wesentlich breiteren Spektrums, beispielsweise 100 MHz pro Carrier im Bereich unterhalb 6 GHz weltweit und oberhalb 400 MHz im Bereich über 24 GHz. Das bringt höhere Datenraten und geringere Latenzzeiten als heute, aber nicht so dramatisch, wie immer für die Ultra-Reliable and Low Latency Communications (URLCC) Dienste propagiert wurde. 5G verspricht eine sehr niedrige Latenzzeit von weniger als 1 Millisekunde.
Der Abschluss des ersten 5G-NR-Standards war ein wichtiger Meilenstein und Start der globalen Mobilfunkbranche für die vollständige Entwicklung umfassender 5G-NR-Tests und für eine kommerzielle Verbreitung im Jahr 2019. Die Telekom drängt darauf, ihren Kunden wichtige 5G-Innovationen wie Netzwerk-Slicing anbieten zu können und will, dass sich die Branche jetzt verstärkt auf den Standalone-Modus konzentriert.
In der zweiten Jahreshälfte 2018 dürften die ersten vereinzelten Trial-Installationen zu eMBB entstehen. Ab der zweiten Hälfte werden voraussichtlich eine Erweiterung von 5G insbesondere im Bereich Industrie 4.0 und die Netzverbesserungen für das automatisierte Fahren folgen. Wann der Übergang hin zur massenhaften Nutzung stattfinden wird, bleibt den Netzbetreibern überlassen und wird eventuell flankiert von Maßnahmen der Regierungen.
Ob die Endkunden deshalb ungedrosselte echte Flatrates auf ihren 5G-Smartphones bekommen, darauf will sich noch keiner der Netzbetreiber festlegen.
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Also bei Vodafone.co.uk gibt es Aktuell für 20 GBP ( ca. 22 ¤) 20 GB + Minuten Flat. Auf...
Dann tu das doch. Dazu "muss" es doch nicht zwingend eine mobile Flatrate sein, oder...
Zumindest zwischen Berlin und München haben Telekom, O2 und Vodafone die gleichen...
Wer Ironie im ersten Beitrag findet darf sie behalten.