Elektromobilitätswende schafft auch neue Geschäftsmodelle
Warum die Verkehrswende bei den deutschen Autofahrern noch nicht angekommen ist? Auch der Preis spiele dabei eine entscheidende Rolle, sagt Bhatia. Elektroautos seien momenten einfach zu teuer. Das wiederum führe zu neuen Geschäftsmodellen.
"Ein 70.000-Euro-Auto mag für viele sehr teuer sein, da ist es einfacher ein Auto für monatliche Tausend oder 800 Euro zu leasen", sagt Bhatia. "Das fühlt sich zumindest erschwinglicher an als 70.000 Euro." Schon jetzt seien 75 Prozent der über Mobile.de geleasten Autos Hybrid oder elektrisch. "Elektrofahrzeuge haben einen tiefgreifenden Einfluss auf die Veränderung unserer Branche", sagt Bhatia.
Die zunehmende Beliebtheit der Elektromobilität wird künftig auch zu einem Wachstum in den Bereichen Leasing und Online-Kauf führen, glaubt Bhatia, der selbst im Moment kein Auto besitzt. "Ich bin seit sechs Monaten in Deutschland und habe mein viertes Abonnement", sagt Bhatia. "Und es ist ein elektrisches Auto."
Deutschen Autoherstellern scheint diese Umstellung noch schwer zu fallen. BMW und Mercedes haben erst letztes Jahr beschlossen, sich von ihrem Carsharing-Joint-Venture Sharenow zu trennen. Stattdessen setzen sie auf das momentan noch profitable Luxussegment.
Deutschland bekommt Konkurrenz aus China und den USA
Auch wenn Bhatia kaum genug lobende Worte für die Qualität deutscher Autos finden kann, sieht er die Branche doch an einem Scheideweg. Die Ausnahmeposition der deutschen Industrie ist von mehreren Seiten in Gefahr. Auch "chinesische Unternehmen bauen einige der besten Autos der Welt", sagt er und haben dabei einen Vorteil: "Da sie in der Regel günstiger sind, punkten sie mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis."
Die günstige Konkurrenz aus China sind ein Problem für deutsche Autobauer, aber auch Tesla bleibt einer der wichtigsten Konkurrenten. Der Model Y war im vergangenen Jahr mehrfach der Wagen mit den meisten Neuanmeldungen. Für Autoliebhaber möge der oft wegen Qualitätsproblemen verlachte Wagen aus den USA zu wenig bieten haben. In einem minimalistischen Tesla zu sitzen sei ein weniger schönes Gefühl, als in einem Audi, BMW oder Mercedes, sagt Bhatia.
Lege man hingegen Wert auf einen großen Funktionsumfang, "dann bietet Tesla viel, weil sie auf intelligente Softwarelösungen setzen." Damit könnten die Hersteller, die eher auf Ästhetik setzen, jüngere Zielgruppen verlieren, die "sich mehr für die Funktionalität und weniger für die Marke interessieren." Deutsche Hersteller hätten in der Vergangenheit ein Gefühl der Exklusivität erschaffen – Werte, die für ein jüngeres Publikum immer weniger wichtig werden.
"Auch das ist eine große Herausforderung", glaubt Bhatia. "Hier sollten die deutschen Autobauer nicht nur auf ihre traditionellen Stärken schauen." Ein Elektroauto von einem anderen zu unterscheiden sei schwieriger als bei Benzinern. Der Wert von Marken werde dadurch mit der Zeit verblassen.
Bhatias Rat an deutsche Autohersteller: Nur wenn sie es schaffen, sich an die verändernden Anforderungen einer jüngeren Kundschaft anzupassen, kann die Automobilindustrie die Verkehrswende schaffen, auch für die nächsten 100 Jahre zukunftsfähig zu bleiben.
"Das ist ein entscheidender, sehr wichtiger Punkt für Deutschland", sagt der CEO. Nicht nur für die Hersteller, sondern für das ganze Land: "Die Marke Deutschland könnte in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn wir das nicht hinbekommen."
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Mobile.de-CEO über die Verkehrswende: So überleben deutsche Autobauer die nächsten 100 Jahre |
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Schonmal in einer Stadt unterwegs gewesen? Anders kann ich mir diese Fragen sonst nicht...
völlige Zustimmung - der neue CEO macht Marketing in eigener Sache und ist zudem kein...
Warten wirs mal ab. Glaskugeln sind keine Garantie.
Weil es gut typischerweise der Realität entsprechen könnte. Schulz und Pawlonski zählen...