Mobbing auf Wikipedia: Content-Vandalismus, Drohungen und Beschimpfung
Unter der freundlichen Oberfläche des großen Wissens-Projekts brodelt es. Dort wird geschimpft, gesperrt und schikaniert. Für Wikipedia, dessen Kapital eine möglichst breite Beteiligung ist, stellt das ein Problem dar. Die Wikimedia-Stiftung sucht nach Ideen, was dagegen getan werden kann.

Irgendwann hatte Michael Kühntopf keine Lust mehr. Der Schweizer Publizist hatte seit 2007 mehr als 1.000 Artikel angelegt, überwiegend zu jüdischen Persönlichkeiten und Religionsthemen. Heute ist der einst begeisterte Autor ein Ex-Wikipedianer. Er hatte irgendwann keine Lust mehr auf den unfreundlichen und immer wieder beleidigenden Ton und auf einen Kleinkrieg über Kommentare auf Userpages und über die Anwendung Wikipedia-spezifischer Sanktions-Instrumente.
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- Anderen das Leben schwer machen
- Das Dilemma mit der Offenheit
Auf Wikipedia geht es mitunter äußerst unfreundlich und sogar feindselig zu. Nutzer sperren sich gegenseitig und verfolgen fieberhaft die Edits des anderen, um sie wieder rückgängig zu machen. Es wird gemobbt, frauenfeindlich, rassistisch, antisemitisch oder homophob gepöbelt und sogar mit physischer Gewalt gedroht. In einer 2015 durchgeführten, wegen des offenen Designs nicht repräsentativen Studie mit weltweit 3.845 Teilnehmern [PDF] hat die Wikimedia Foundation versucht, einen Überblick über das Phänomen zu erlangen.
Verwüstungen und Trolling
38 Prozent der Teilnehmer gaben in der Umfrage an, schon einmal selbst Belästigung auf Wikimedia-Projekten erlebt zu haben. Die häufigste Form war Content-Vandalismus: Verwüstungen auf der eigenen Userpage oder ein gezieltes Entfernen oder Abwerten von Artikelbearbeitungen. Häufig genannt wurden auch "Trolling/Flaming" und Beschimpfungen. Mit einer geringeren Häufigkeit wurden sogar Revenge Porn, Hacking oder Gewaltandrohung genannt. Von allen Belästigungsarten waren Frauen deutlich stärker betroffen als Männer.
Gefragt nach den Ursachen, gab ein Viertel politische Meinungsverschiedenheiten an. Mit jeweils 5 bis 10 Prozent wurden aber auch die typischen gesellschaftlichen Diskriminierungs-Kategorien genannt: Ethnie oder Religion (jeweils 9 Prozent), Geschlecht oder Alter (jeweils 7 Prozent) und sexuelle Orientierung (6 Prozent).
Die Umfrage forderte auch dazu auf, die konkreten Erfahrungen zu schildern. Es wird von einer Morddrohung berichtet oder von Anlegen einer Porno-Webseite auf den Nutzernamen des Opfers. Ein Nutzer aus dem deutschsprachigen Bereich berichtete von Telefonterror: "Direkt nach Speichern eines jeden Edits in der WP klingelte tagelang (auch nachts) das Telefon." Und auch in direkten Zitaten aus beleidigenden Nachrichten oder Kommentaren zeigt sich das Grauen: "Halt die Fresse, du Arschloch" hieß es, "I am going to kill your grandchildren" oder "All queers will be shot! You fucking faggot ..."
Gefragt, wie sich die erlebte Belästigung auf die Aktivität auf Wikipedia ausgewirkt hat, gaben 54 Prozent an, dass diese infolge der Erfahrungen nachgelassen oder stark nachgelassen hat.
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