ARM, aber sexy
Offenheit ist dem Projekt wirklich wichtig, das zeigt auch der Hinweis auf die zwei verbliebenen Binärbestandteile - eine solche Ehrlichkeit vermissen wir an anderen Projekten wie dem Librem 5, denn auch das ist nicht zu 100 Prozent frei. Mit dem Librem-5-Smartphone teilt sich der MNT Reform das Herzstück: Ein i.MX8M System on a Chip (SoC) von NXP mit vier ARM-Cortex-A53-Kernen, die jeweils mit 1,5 GHz takten.
"Wir wollten den Rechner nicht nur offen gestalten, sondern auch zeitnah an den Start kriegen", erklärt Hartmann. Daher habe man auf den i.MX8M gesetzt, an dem auch andere Projekte arbeiten, und habe ihn innerhalb von zwei Jahren weitestgehend lauffähig bekommen können.
Wichtig sei bei der Wahl des Chips auch gewesen, dass er offen ist. Eine rund 6.000 Seiten umfassende Dokumentation des SoC könne heruntergeladen werden, etlichen Ballast wie die von Sicherheitslücken geplagte Blackbox Intel ME gebe es schlicht nicht, betont Hartmann. "Der Chip bietet einfach insgesamt weniger Angriffsfläche und ist leichter zu verstehen." Denn beim MNT Reform geht es nicht nur um Offenheit, sondern auch um Sicherheit und den Schutz der Privatsphäre.
Das SoC sitzt auf einem Steckmodul (System on Module/SoM), Nitrogen8M SOM von Boundary Devices, das mit seinem 200-Pin-SO-DIMM auf die Hauptplatine des MNT Reform gesteckt und von einem eigens konstruierten Kühlkörper passiv gekühlt wird.
Die Schaltpläne beider Platinen können heruntergeladen werden. Neben dem SoC finden sich auf dem Steckmodul noch 16 GByte eMMC-Flash-Speicher, auf dem man beispielsweise ein Betriebssystem installieren kann, ein Atheros-Ethernet-Phy-Chip und 4 GByte verlöteter DDR4-RAM, der nicht aufgerüstet werden kann. Der Arbeitsspeicher reiche für den Arbeitsalltag unter Linux jedoch üblicherweise aus, meint Hartmann.
Auch wir brauchen auf unseren Linux-Laptops nur dann mehr RAM, wenn wir die Virtualisierung starten oder mehrere RAM-intensive Programme wie multiple Browser mit vielen Tabs, Teams oder Ähnliches nebeneinander nutzen. Hartmann arbeitet seit einiger Zeit ebenfalls primär auf seinem MNT Reform. Damit sei neben Surfen, dem Schauen von Videos oder Software-Entwicklung auch Platinendesign mit KiCad EDA oder Musizieren mit Ardour möglich, sagt er.
Im Auslieferungszustand wird ein Debian 11/Testing mittels des Bootloaders U-Boot von der SD-Karte gestartet und die grafische Oberfläche Sway geladen. Aber auch Gnome können wir problemlos nachinstallieren und verwenden. Beide sind passend zum dunklen MNT Reform in einem Darkmode gehalten. Programme wie Libre Office, VLC, Firefox, Chromium und Thunar (Dateimanager/XFCE) sind bereits vorinstalliert, können jedoch problemlos mit den unzähligen Softwarepaketen in den Debian-Quellen ergänzt werden.
Insgesamt ist das Modul von NXP jedoch das Nadelöhr des Laptops. Die ARM-Cortex-A53-Kerne stammen noch aus dem Jahr 2012 und stecken beispielsweise auch im Raspberry Pi 3, allerdings mit weniger GHz und anderen Verbindungen auf der Platine.
Im Benchmark keine Rakete, aber leise
Im BMW27-Benchmark mit Blender 2.79 brauchte der MNT Reform 2 Stunden und 9 Minuten, um das Testbild per CPU zu rendern - allerdings unter erschwerten Bedingungen: nämlich im Hochsommer mit rund 30° C bei passiver CPU-Kühlung und der GUI, die ebenfalls vom Prozessor gerendert werden musste, weil der Grafiktreiber noch ein paar Bugs hat - ein Beta-Gerät eben. Immerhin bleibt es dank der passiven Kühlung angenehm ruhig. Kein Lüfterrattern, nur die Bodenplatte erhitzt sich deutlich.
Bei der Geschwindigkeit kann der MNT Reform etwa mit einem Lenovo Thinkpad T480s (Core i5-8250U) oder einem acht Jahre alten Thinkpad T430 nicht mithalten. Diese rendern das Bild mit Blender 2.79 in knapp 14 bis knapp 30 Minuten. Doch ähnlich wie das T430, das sich aufrüsten lässt und so auch wieder mit den 14 Minuten des neueren Laptops mithalten kann, soll auch das MNT Reform leicht aufgerüstet werden können.
Für die Zukunft schwebt Hartmann ein Steckmodul mit einem deutlich schnelleren i.MX8-SoC vor, das einfach statt des bisherigen in den Slot montiert wird. Dieses enthält ebenfalls die vier ARM-Cortex-A53-Kerne, hinzu kommen jedoch zwei deutlich schnellere ARM-Cortex-A72-Kerne. Zudem werden 8 bis 16 GByte RAM unterstützt. Doch ein solches SoC komplett mit freier Software zu unterstützen, kostet einiges an Zeit und Arbeit. Das ist auch der Grund, warum das MNT-Team erst einmal auf das i.MX8M-SoC gesetzt hat. Zu einer Rakete wird der MNT Reform aber auch mit dem neuen Modul nicht.
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MNT Reform im Test: Der offene Selbstbau-Laptop mit Plexiglasscheibe | Freie Fahrt für freie Treiber |
Im vollen Bewusstsein hier wohl auf ein Trollposting zu antworten: Wenn du...
Kommt drauf an: willst du sämtliche Hard- und Software für deinen Laptop als Open-Source...
Vor 15 Jahren also? Dann ist das natürlich ein relevantes Problem, weswegen man die...
Ich habe hier das PiTop Ceed - da geht es ;-)
Ich seh das zwar nich ganz so krass, aber ja... Ich hab auch mehrere Rapsberry PIs zum...