Mitschnitte digitaler Assistenten: Mitarbeiter hört einstündiges Telefonat, beklagt Ausbeutung
Unter welchen Bedingungen müssen Menschen arbeiten, die für die großen IT-Unternehmen Mitschnitte der digitalen Assistenten anhören? Darüber berichtet ein ehemaliger Mitarbeiter, der lange Unterhaltungen belauschen musste und ausbeuterische Arbeitsbedingungen unterhalb des Mindestlohns beklagt.

Sie hören sehr viele private Dinge von anderen Menschen und nicht jedem ist dabei so ganz wohl, wenn sie die Mitschnitte digitaler Assistenten oder aber von Telefonaten anhören. Anfang des Monats wurde über die Erfahrungen beim Abhören von Siri-Mitschnitten berichtet, jetzt folgt eine Schilderung von jemandem, der auch im Auftrag von Google Sprachmitschnitte des Google Assistant ausgewertet hat. Darüber berichtet Vice und hat die Angaben der Person anonymisiert.
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- Wenn man die Stimme eines Freundes erkennt
Die Person gibt an, als Freelancer für ein Unternehmen tätig gewesen zu sein, das sich darauf spezialisiert hat, Sprachaufnahmen für große IT-Unternehmen anzuhören und das Gesprochene als Text einzugeben. Die von Vice als Thomas bezeichnete Person hat dabei auch mal ungewollt ein einstündiges Telefonat belauscht, eine Suchanfrage eines Freundes bearbeitet und vermutet aufgrund der vielen intimen Details, dass keinem Nutzer bewusst gewesen ist, dass dies fremde Menschen zu Gehör bekommen könnten.
Neben den psychischen Belastungen durch die Arbeit beklagt er eine ausbeuterische Bezahlung. Er wurde nicht für die geleistete Arbeitszeit bezahlt, sondern pro Mitschnitt. Selbst wenn er schnell gearbeitet hat, war kein Stundensatz auf Niveau des Mindestlohns möglich. Und er durfte sich keinen Fehler erlauben. Denn dann wurde die geleistete Arbeit nicht mehr bezahlt.
Einstündiges privates Telefonat belauscht
Er berichtet, wie er ein etwa einstündiges privates Telefonat belauscht und nie erfahren habe, für welches Unternehmen er hier tätig gewesen sei. "Die Gespräche waren in Schnipsel aufgeteilt und durcheinandergewürfelt. Aber ich kann mir gut Stimmen merken und konnte einige Schnipsel im Kopf verbinden." Am Ende war er sich sicher, dass es ein echtes Gespräch unter sehr engen Freundinnen war. "Es ging um Probleme mit dem Partner und den Kindern." Als er das abgehört habe, habe er sich "schlecht gefühlt. Ich kam mir vor, als würde ich für einen Geheimdienst arbeiten."
Aber auch an anderer Stelle fühlte er sich immer wieder unwohl mit seinen Aufgaben. "Ich war geschockt, weil ich das Gefühl hatte, den Menschen ist nicht bewusst, dass Fremde ihre Aufnahmen abhören dürfen. Ich spürte, da wird ganz stark in die Privatsphäre eingegriffen. Vor allem bei privaten Nachrichten, die per Speech-to-Text-Funktion aufgenommen wurden", beklagt Thomas.
IT-Unternehmen sollten Nutzer für die Sprachdaten bezahlen
"Meiner Meinung nach sollten Nutzer ausdrücklich um Erlaubnis gefragt werden, ob sie ihre Aufnahmen weitergeben wollen." Firmen wie Google und Apple würden die Hinweise darauf irgendwo in der Datenschutzerklärung verstecken, so dass die meisten Nutzer nicht wüssten, dass ihre Sprachbefehle abgehört werden können. "Wenn Firmen das trotzdem tun, ist das Diebstahl für mich." Er fände es gut, wenn die Nutzer dafür Geld bekommen. "Schließlich helfen sie dabei, dass die Spracherkennung besser wird."
Einmal hat er unfreiwillig einen Freund belauscht.
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Wenn man die Stimme eines Freundes erkennt |
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Und nun? Die Pöbelei für den Tag abgefrühstückt oder kommt da noch was relevantes?
Was machen die eigentlich bei Sachsen und Ur-Bayern? ^^
Dafür müssten einige aber auch erst lernen wie man Kritik so formuliert das der...
Dann müsste auch drin stehen, das alle Kontakte im eigenen Adressbuch damit einvertanden...